Imperator 03 - Das Feld der Schwerter
zerknüllte ihn. Es war schwer zu erkennen, was genau dort draußen vor sich ging, aber er hörte römische Stimmen Befehle brüllen, und entlang der Mauern zogen sich die Gallier zurück, um sich der Bedrohung zu stellen, die ausgerückt war, um es mit ihnen aufzunehmen. Julius zwang sich zu warten.
»Jetzt stoßt ins Horn. Schnell!«, blaffte er schließlich und ließ den Blick über das Schlachtfeld schweifen, solange die Töne darüber hinwegheulten. Die Legionen waren weit vorangekommen und kämpften auf allen Seiten, aber sie würden keine kopflose Flucht zulassen, das wusste er. Die Karrees würden sich Schritt für Schritt vor den Reitern zurückziehen, und dabei die ganze Zeit weitertöten.
Die Gallier bewegten sich wie eine bittere Flüssigkeit, in Wirbeln aus schreienden, sterben Männern, als die Legionen sich den Rückweg freikämpften. Julius stieß einen wilden Schrei aus, als er die Adler wieder auftauchen sah. Er hob den Arm, und dieser zitterte. Die Tore fielen, und er sah die Legionen hereinströmen, zu den Mauern hasten und den Feind verhöhnen.
Die Gallier drängten vorwärts, und Julius blickte zu den Mannschaften der Wurfmaschinen, die mit kaum gezügelter Ungeduld warteten. Jetzt kam das gesamte gallische Heer heran, und der Augenblick war perfekt, aber er wagte nicht, den Befehl zum Feuern zu geben, bevor er nicht wusste, dass seine Legionen sicher wieder zurückgekehrt waren.
Er nahm die Speersalve kaum wahr; Renius aber hatte aufgepasst. Als sich Julius wegdrehte, riss Renius den Schild hoch und reckte ihn dem Einschlag der pfeifenden Spitzen entgegen. Er ächzte, und Julius drehte sich um, um ihm Anerkennung zu zollen. Seine Züge erschlafften, als er Renius’ Hals sah, der sich in blutige Fetzen verwandelt hatte.
»Alles klar! Sie sind in Sicherheit, Herr!«, rief der Cornicus.
Julius konnte nur entgeistert starren, als Renius zu Boden fiel.
»Herr, wir müssen jetzt feuern!«, sagte der Cornicus.
Julius hörte ihn kaum, senkte aber den Arm, und die großen Wurfmaschinen gaben krachend Antwort. Tonnen von Steinen und Eisen bohrten sich abermals durch die Reiter Galliens, brachen breite Schneisen in die Angreifer. Die Stämme ritten zu dicht an dicht, um den Salven auszuweichen. Tausende wurden niedergemäht, um nie mehr aufzustehen.
Eine gewaltige Stille machte sich breit, als die Gallier sich außer Reichweite zurückzogen. Julius hörte seine Männer wie aus weiter Ferne jubeln, als sie die Menge der Toten erblickten, die der Feind zurücklassen musste. Er ging zu Renius und schloss die starren Augen mit den Fingern. Er hatte keine Trauer mehr in sich. Zu seinem Entsetzen begannen seine Hände zu zittern, und er spürte den Geschmack von Metall im Mund.
Octavian kam durch die Legionäre getrabt, um zu der Stelle hinaufzusehen, wo Julius in kalten Schweiß gebadet kniete.
»Noch einen Angriff, Herr? Wir sind bereit.«
Julius sah benommen in die Runde. Er durfte vor den Augen aller seiner Männer keinen Anfall bekommen, er durfte nicht. Er versuchte zu verleugnen, was mit ihm geschah. Die Anfälle hatten ihn nun schon seit Jahren verschont. Er würde es nicht zulassen . Mit einer gewaltigen Willensanstrengung erhob er sich schwankend und zwang sich dazu, sich zu konzentrieren. Er nahm den Helm ab und versuchte tief ein- und auszuatmen, aber der Schmerz in seinem Schädel wurde stärker, grelle Lichter blitzten vor seinen Augen. Octavian zuckte zusammen, als er die glasigen Augen sah.
»Die Legionen halten noch Stand, Herr. Sie sind bereit, die Schlacht noch einmal zu ihnen hinauszutragen, wenn du es wünschst.«
Julius wollte etwas sagen, brachte aber nichts heraus. Er brach zusammen, und Octavian sprang aus dem Sattel und kletterte zu ihm hinauf, um ihn zu stützen. Er nahm Renius’ Leichnam neben sich kaum wahr und befahl dem Cornicus, Brutus zu holen.
Brutus kam stolpernd angerannt; sein Gesicht wurde bleich, als er begriff.
»Bring ihn weg, damit ihn niemand sieht«, blaffte er Octavian an. »Rasch! Das Kommandozelt ist leer. Nimm seine Beine, bevor die Männer es bemerken!« Sie hoben die zuckende Gestalt auf, die durch Monate des Hungers und des Krieges leicht geworden war, und schleppten sie in das Halbdunkel des Befehlsstandes.
»Was sollen wir tun?«, fragte Octavian besorgt.
Brutus zog den Metallhelm aus Julius’ verkrampften Fingern und hob ihn hoch.
»Zieh ihn aus. Zu viele Männer haben gesehen, wie wir ihn hineingetragen haben. Sie müssen sehen, wie er
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