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Imperator 04 - Die Götter des Krieges

Imperator 04 - Die Götter des Krieges

Titel: Imperator 04 - Die Götter des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conn Iggulden
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überragte sie alle, ein makelloser Guss, der die ernsten Gesichtszüge des Mannes in seiner Blütezeit wiedergab.
    Als die Sonne aufging, stellte Julius überrascht fest, dass nur wenige Senatoren sich vor dem Haupteingang versammelt hatten. Als sie ihn kommen sahen, lösten sich zwei von ihnen aus der Menge und gingen hinein. Beim Gedanken an die Arbeit, die dort auf ihn wartete, verzog Julius mürrisch das Gesicht. Als junger Mann hatte er diese Debatten mit einer Art Ehrfurcht verfolgt. Er hatte großen Männern gelauscht, die ihresgleichen gelenkt und beherrscht, die Rom mit der Kraft ihrer Gedanken und Worte verändert hatten. Julius hatte auf die Macht ihrer Redekunst reagiert, hatte sich von ihr inspiriert gefühlt.
    Es lag im Wesen der Tragödie der Erfahrung, dass die Helden ihren einstigen Glanz verloren. Vielleicht hielten sich die neuen Männer, die er in die Reihen der Nobilitas gebracht hatte, noch zurück, während die Gesetze verabschiedet wurden. Er wusste nicht, ob es so sein würde oder ob die großen Entscheidungen des Zeitalters bereits alle getroffen waren. Vielleicht hatte er die letzten der großen Gestalten, die durch Rom schritten, noch mit eigenen Augen gesehen. Er hatte die Männer gekannt, die Kraft genug gehabt hatten, um sich gegen die Einschränkungen der Republik zu stemmen. Er hatte von ihnen gelernt, doch diese Schlachten waren alle geschlagen, ob er nun eine Krone auf dem Haupt trug oder nicht.
    Mit kaum wahrnehmbarem Nicken ging er an denjenigen vorüber, die im grauen Licht des Morgens vor dem Eingang standen, und nahm auf einer Bank unweit des Rednerbereichs in der Mitte Platz. Er wollte heute sprechen. Vielleicht würde er noch einmal versuchen, sie von der Notwendigkeit zu überzeugen, den römischen Einflussbereich auszudehnen. Er würde zu ihnen sprechen, obwohl sie seinen Worten gegenüber taub und seinen Vorstellungen gegenüber blind zu sein schienen. Rom konnte sich niemals auf dem ausruhen, was man der Stadt vor die Füße gelegt hatte. Wie oft hatte er gesehen, wie rasch sich kleine Aufstände im ganzen Land ausbreiteten, wie die Stärke des Senats von außen auf die Probe gestellt wurde? Von den Festungsmauern in Mytilene bis nach Syrien hatte er die Falken gesehen, die nur darauf warteten, dass die Aufmerksamkeit Roms nur einen einzigen Augenblick nachließ.
    Es gab tausende kleiner Könige in der Welt, die das Knie beugten und trotzdem stets auf einen Moment der Schwäche lauerten. Nur ein Narr würde sich diese Blöße geben. Wenn römische Feldherren jemals eine Grenze erreichten und sagten: »Bis hierher und nicht weiter«, so wurde damit die eine Million Leben zunichte gemacht, die hingegeben worden waren, um diesen Punkt zu erreichen. Es würde der Sprung sein, der das Glas zerbrechen ließ.
    Julius war so tief in Gedanken versunken, dass er nicht bemerkte, wie Tillius Cimber entlang der im Halbrund angeordneten Bankreihen auf ihn zukam. Julius dachte, der Jüngere sei gestolpert, als er eine Hand an seiner Toga spürte, die den Stoff zur Seite riss.
    Als der Mann nicht losließ, stieg sofort Zorn in ihm auf. Cimbers Gesicht war vor Anstrengung verzerrt, und Julius packte seine Finger mit beiden Händen, um sie von sich zu lösen.
    »Was soll das?«, schrie er seinen Angreifer an und bemühte sich, auf die Beine zu kommen.
    Er sah aus dem Augenwinkel, wie sich Gesichter zu ihm umdrehten und ihm weitere Männer zu Hilfe eilten. Inmitten seiner aufbrausenden Wut wusste er, dass er nur warten musste, bis Cimber weggezerrt wurde. Auf die Unverschämtheit, Hand an ihn zu legen, stand der Tod, und er würde keine Gnade walten lassen.
    Cimber war jung und kräftig, doch Julius war auf den tausenden von Meilen, die er marschiert war, verwittert wie eine Eiche. Seine Arme zitterten vor Anstrengung, dennoch konnte er die Finger, die sich an seinem Nacken wanden, nicht von sich lösen.
    Jetzt liefen noch mehr Männer um die Bänke zusammen, drängten näher heran und schrien dabei laut. Julius sah Suetonius einen Dolch ziehen. Sein Gesicht war rot vor Häme und Boshaftigkeit. Erst jetzt griff das Entsetzen nach seinem Herzen, erst jetzt begriff er, was vor sich ging. Cimber lächelte, als er die Erkenntnis in den Zügen des Diktators las, und packte fester zu, um Julius für Suetonius’ Stoß festzuhalten.
    Verzweifelt blickte sich Julius nach jemandem um, den er zu Hilfe rufen konnte. Wo war Ciro? Wo war Brutus? Wo waren Octavian und Marcus Antonius? Er brüllte auf,

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