Imperator 04 - Die Götter des Krieges
Pompeius’ Zuversicht hatte erschüttern können. Dann zuckte er die Achseln. Cäsar würde es noch bereuen, mit seinem Ehrgeiz nach Griechenland gekommen zu sein. Hier hatte man die Macht des Gesetzes noch nicht vergessen.
Im Stadthaus des Pompeius spielte Julia gerade mit ihrem Sohn, der auf ihrem Schoß saß, als ihr Mann nach Hause kam. Der friedliche Tag war dahin, als er nach seinen Dienern brüllte, damit sie ihm behilflich waren. Sie zuckte bei dem scharfen Ton zusammen, und das Kind auf ihren Knien kicherte und versuchte, ihre Miene nachzuahmen. Der Junge ließ schon jetzt die schweren Gesichtszüge seines Vaters erahnen, und sie fragte sich, ob er wohl die gleiche grüblerische Veranlagung geerbt hatte. Das klirrende Geräusch heruntergefallener Teller verriet ihr, dass Pompeius bereits durch die Haupträume geschritten war und jetzt zu ihr nach draußen kam. Sie vernahm jedes einzelne Wort, mit dem er nach seiner besten Rüstung und seinem besten Schwert brüllte, und da wusste sie, dass Julius endlich nach Griechenland gekommen war. Mit klopfendem Herzen stand sie auf.
»Da bist du ja!«, sagte Pompeius, als er in den Garten hinaustrat. Er hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn, den sie mit flüchtigem Lächeln über sich ergehen ließ. Ihr kleiner Sohn streckte ihm die Hände entgegen, was er jedoch ignorierte.
»Es ist so weit, Julia. Ich ziehe ins Feld, und ich will, dass du an einen sichereren Ort umziehst.«
»Ist er gelandet?«, fragte sie.
Pompeius runzelte die Stirn und versuchte in ihren Augen zu lesen. »Ja. Dein Vater hat es an meiner Flotte vorbei geschafft.«
»Du wirst ihn vernichten«, sagte sie und küsste ihren Mann ohne Vorwarnung fest auf den Mund. Pompeius wurde vor Freude und Überraschung rot.
»Allerdings«, sagte er lächelnd. Das Herz einer Frau würde immer ein Mysterium für ihn bleiben, aber seine Gemahlin hatte ihren neuen Treuebund ohne Wehklagen oder Streit akzeptiert. Sie war seinem Sohn eine würdige Mutter.
»Und Brutus? Wirst du ihn einsetzen?«
»Sobald ich mir sicher sein kann, lasse ich ihm freie Hand, überall Verwüstungen anzurichten, wo er nur kann. Du hattest Recht mit seinen Extraordinarii, Julia. Der Mann arbeitet am besten, wenn er nicht zu eng in die Kommandokette eingebunden ist. Ich habe ihm noch zwei weitere Kohorten gegeben.«
Julia setzte ihren Sohn vorsichtig auf dem Boden ab und schob ihn fort. Dann trat sie näher an ihren Mann heran und umarmte ihn leidenschaftlich. Sie ließ ihre Hand langsam an seinen Schritt gleiten, und er zuckte lachend zusammen.
»Bei den Göttern, dafür habe ich jetzt keine Zeit!«, sagte er und hob ihre Hand an seine Lippen. »Du bist in Griechenland noch schöner geworden, Weib. Die Luft hier tut dir gut!«
»Nein, du tust mir gut!«, erwiderte sie.
Trotz seiner Kümmernisse lächelte er erfreut. »Nun lass deine Sklavinnen alles zusammenpacken, was du brauchst.«
Das Lächeln verschwand aus ihrem Gesicht. »Aber hier bin ich doch bestimmt sicher genug, oder?«, sagte sie. »Ich würde ungern gerade jetzt an einen fremden Ort umziehen.«
Pompeius blinzelte verwirrt. »Was redest du denn da?«, fragte er plötzlich unruhig.
Sie zwang sich dazu, die Arme wieder nach ihm auszustrecken, und nahm seine Hände in die ihren. »Du wirst noch einmal Vater, Pompeius. Und ich möchte das Leben des Kindes nicht aufs Spiel setzen.«
Der Gesichtsausdruck ihres Mannes veränderte sich allmählich, während er die Nachricht verdaute und nachdachte. Dann beäugte er ihre Figur. »Man sieht noch gar nichts.«
»Noch nicht, aber du könntest monatelang im Feld sein, und dann wird man es sehen.«
Er nickte zustimmend und traf eine schnelle Entscheidung. »Nun gut! Diese Stadt ist immerhin weit weg von jeglichen Kampfhandlungen. Ich wünschte nur, ich könnte den Senat überzeugen, hier bei dir zu bleiben, aber sie bestehen darauf, die Legionen zu begleiten.«
Julia sah, dass der bloße Gedanke, der Senat könne jeden seiner Befehle hinterfragen, den letzten Rest Freude über ihre Neuigkeit in ihm erstickte.
»Aber du brauchst ihre Unterstützung, zumindest im Augenblick«, sagte sie.
Verbittert schaute er sie an. »Es ist wirklich ein hoher Preis, Julia, glaub mir. Aber dein Vater ist wieder zum Konsul gewählt worden, und ich muss mich dem Willen dieser alten Narren beugen. Sie wissen, dass ich sie jetzt brauche, und genau das ist das Problem.« Er seufzte. »Wenigstens hast du ja ihre Familien zur Gesellschaft. Ich lasse
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