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Imperator

Imperator

Titel: Imperator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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seine Nervosität. »Natürlich gibt es ein kleines Risiko, Sekretär. Aber die Symbolik ist alles. Dass wir beide nur mit ein paar Männern an unserer Seite hier ungehindert herumlaufen und überall hingehen können, wohin wir wollen – das wird für diese elenden Britannier ebenso niederschmetternd sein wie eine weitere verlorene Schlacht. Und wo wir gerade von elenden Britanniern sprechen …« Er tippte Marcus Allius auf die Schulter. »Dekurio, schick ein paar Männer los, um Rekruten für den Schaukampf vor dem Kaiser aufzutreiben.«
    Allius nickte und sprach mit seinen Männern; drei von ihnen lösten sich aus der Gruppe und gingen durch die Stadt, wobei sie die aufgebrachten, wachsamen Einheimischen musterten.
    »Symbolik, ja«, sagte Narcissus trocken. »Womit wir beim Kaiser wären. Er ruht sich gerade bei Aulus Plautius an der Tamesis aus. Noch zwei Tage, und er ist hier.«
    »Dann müssen wir bereit sein«, sagte Vespasian leise. »Ich hoffe, Plautius geht ihm nicht allzu sehr auf die Nerven.«
    »Oh, das bezweifle ich. Aber wie ich den Kaiser kenne, ist er klug genug, die umfassendere Bedeutung seines gegenwärtigen Aufenthaltsorts zu erkennen.
Die Tamesis ist ein Abflusskanal für die südöstliche Ecke der Insel und wird darum in Zukunft sicher einer der wichtigsten Handels- und Verkehrswege sein. Aber die Einheimischen haben bisher wenig daraus gemacht.«
    »Tatsächlich gibt es eine kleine Siedlung am Fluss«, erklärte Vespasian. »Angeblich liegt sie genau an der Stelle, wo Caesar den Fluss überquert hat, und darum hat Plautius dort sein Lager aufgeschlagen. Sie ist sogar recht einnehmend. Fischersleute fahren in kleinen runden Korbbooten auf den Fluss hinaus. Der Ort ist dem hiesigen Flussgott Lud geweiht.«
    Narcissus lächelte. »Lud ! Klingt, als huste eine im Fluss lebende Bestie eine Gräte aus. Ob diese Fischersleute wohl irgendwann einmal die größte Stadt ihrer Insel nach dieser durchweichten Gottheit benennen werden?«
    Narcissus war nach Camulodunum gekommen, um Claudius’ triumphalen Einzug vorzubereiten. Die Invasion mochte Plautius’ Werk sein, aber der Sieg gebührte einzig und allein Claudius. Deshalb hatte Plautius bei seinem Vormarsch loyalerweise inngehalten, um auf den Kaiser zu warten.
    Der Tross des Kaisers hatte seine Reisevorbereitungen schon vor der Landung der ersten Truppen begonnen. Narcissus, der weitgehend für die Logistik dieser Reise verantwortlich war, beklagte sich gern bei Vespasian, es sei so, als organisiere man eine zweite Invasion. Im Gegensatz zu seinen beiden Vorgängern war dieser Kaiser auf sympathische Weise frei von Affektiertheit,
Unersättlichkeit, Zügellosigkeit und Faulheit; Luxus bedeutete für ihn, sich in seine Bibliothek zurückziehen zu können. Aber ein Kaiser kam nicht umhin, mit einem gewissen Maß an Pomp zu reisen. Und dann waren da auch noch die enorm großen (und enorm teuren) exotischen Tiere aus Afrika, die Claudius auf dessen ausdrücklichen Wunsch bei seiner Eroberung Britanniens begleiten sollten. All das hatte Narcissus organisiert: spezielle Schiffe angeheuert, Übernachtungsgelegenheiten besorgt, ein kleines Heer von Dienern und Handwerkern aufgestellt. Die Kosten trugen zum großen Teil die unglücklichen Bewohner der Provinzen, durch welche die Reise führte.
    Zu guter Letzt hatte Claudius die Macht in Rom an seinen Mitkonsul Lucius Vitellius übergeben und sich auf den Weg gemacht, begleitet von einer Abteilung der Prätorianergarde und einer Reihe hochrangiger Römer, zum Teil Freunde und Berater, die der Kaiser gern in seiner Nähe hatte – und, noch wichtiger, Feinde, die er noch näher bei sich haben musste. Er war auf dem Tiber zu Roms großem Hafen Ostia gefahren, dann mit dem Schiff an der Küste entlang nach Massilia und hatte schließlich Gallien durchquert, zum Teil zu Lande, zum Teil per Schiff auf den Flüssen. Narcissus war mittels Militärdepeschen, die unter anderem einen erschreckenden Bericht über eine Beinahe-Havarie noch vor Massilia umfassten, über die Fortschritte dieser Karawane auf dem Laufenden gehalten worden.
    Währenddessen hatte Plautius nicht auf der faulen Haut gelegen. Ein kluger Befehlshaber sorgte dafür,
dass der persönliche Sieg seines Kaisers auch wirklich ein solcher sein würde. Abseits von Camulodunum war die römische Armee auf ihrem Feldzug weiter ins Innere der Insel vorgedrungen. Vespasian selbst hatte den Weg nach Westen eingeschlagen, unterstützt von der Flotte, die

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