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Imperium

Imperium

Titel: Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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als ich geglaubt hätte. Wenn es nach mir ginge, hätte ich nichts gegen einen Konsul Cicero einzuwenden. Jammerschade, dass es nie dazu kommen wird.«
    Cicero schaute ihn betroffen an. »Warum bist du dir da so sicher?«
    »Weil die Aristokraten das nie zulassen werden, sie kontrollieren die Mehrheit der Wähler.«
    »Sicher, ihr Einfluss ist groß«, räumte Cicero ein. »Aber ich habe die Unterstützung von Pompeius.«
    Piso brach in brüllendes Gelächter aus. »Na, das wird dir ja viel nutzen! Der spielt am anderen Ende der Welt den großen Herrn. Außerdem: Ist dir noch nie aufgefallen, dass Pompeius außer für sich selbst für niemanden sonst die Hand rührt? Weißt du, auf wen ich an deiner Stelle ein Auge haben würde?«
    »Auf Catilina?«
    »Ja, auf den auch. Um wen ich mir allerdings wirklich Sorgen machen würde, das ist Antonius Hybrida.«
    »Aber der Mann ist ein Schwachkopf.«
    »Cicero jetzt enttäuschst du mich aber. Seit wann steht denn Dummheit einer politischen Karriere im Weg? Hör auf meinen Rat: Hybrida ist der Mann, um den sich die Aristokraten scharen werden, dann bleibt für dich und Catilina nichts weiter als der Kampf um den zweiten Platz. Und vergiss Pompeius, er wird dir keine Hilfe sein.«
    Cicero lächelte und spielte den Unbekümmerten. Tatsächlich hatten ihn Pisos Worte ins Mark getroffen, und sobald Tauwetter einsetzte, brachen wir auf und reisten auf schnellstem Weg zurück nach Rom.
     

     
    Wir kamen Mitte Januar an, und zunächst schien alles gut zu laufen. Cicero stürzte sich wieder in die Hektik seiner anwaltlichen Tätigkeit in den Gerichtshöfen, und der Wahlkampfstab traf sich wieder wöchentlich unter der Leitung von Quintus, der Cicero versicherte, dass seine Anhängerschaft nach wie vor fest zu ihm stehe. Der junge Caelius gehörte nicht mehr zum Kreis, wurde aber mehr als ersetzt von Ciceros ältestem und engstem Freund Atticus, der nach zwanzig Jahren in Griechenland nach Rom zurückgekehrt war.
    Atticus, dessen Bedeutung für Ciceros Leben ich bislang nur gestreift habe, begann nun eine äußerst bedeutsame Rolle für ihn zu spielen. Ohnehin schon ein reicher Mann, hatte er erst kürzlich ein prächtiges Haus auf dem Quirinal plus zwanzig Millionen Sesterzen in bar geerbt, und zwar von seinem Onkel Quintus Caecilius, der einer der verhasstesten und menschenfeindlichsten Geldverleiher Roms gewesen war. Es sagt viel über Atticus, dass er der Einzige war, der mit dem widerwärtigen alten Mann bis zu dessen Tod einen einigermaßen normalen Umgang gepflegt hatte. Obwohl einige hinter diesem Verhalten Opportunismus zu erkennen glaubten, hatte es sich Atticus in Wahrheit aufgrund seiner Lebensphilosophie zum Prinzip gemacht, sich niemals mit einem Menschen zu streiten. Er war ein begeisterter Anhänger der Lehren von Epikur - »Anfang und Ende jeden glücklichen Lebens ist das Vergnügen« -, wobei ich anmerken möchte, dass er nicht zu der Sorte von Epikureern gehörte, die im Allgemeinen als Luxussüchtige missverstanden werden, sondern ein Anhänger der wahren Lehre war, die danach zu trachten sucht, was die Griechen ataraxia oder unerschütterliche Seelenruhe nennen. Er ging Streitigkeiten und unerfreulichen Dingen jeder Art konsequent aus dem Weg (selbstredend war er unverheiratet) und wollte nichts anderes vom Leben, als sich tagsüber mit Philosophie zu beschäftigen und abends zusammen mit seinen kultivierten Freunden zu speisen. Er glaubte, dass die gesamte Menschheit das anstreben sollte, und wunderte sich darüber, dass sie das nicht tat. Cicero erinnerte Atticus gelegentlich an eine Tatsache, die er gern vergaß: dass nämlich nicht jeder ein Vermögen geerbt hatte. Er zog nie auch nur eine Sekunde etwas so Enervierendes oder Gefährliches wie eine politische Karriere in Erwägung. Dennoch hatte er sich die Mühe gemacht, gleichsam als Versicherung gegen die Wechselfälle des Lebens, zu jedem Aristokraten, der jemals nach Athen gekommen war, freundschaftlichen Kontakt zu suchen - was im Lauf von zwei Jahrzehnten eine stattliche Anzahl gewesen war. Von jedem Besucher hatte er den Fanilienstammbaum aufgezeichnet, hatte diesen von seinen Sklaven mit herrlichen Illustrationen versehen lassen und hn dann als Geschenk überreicht. Außerdem konnte Attikus hervorragend mit Geld umgehen. Kurz: Es dürfte wohl nie jemanden gegeben haben, der sich mit so weltlichen Mitteln von allem Weltlichen zu lösen trachtete wie Titus Pomponius Atticus.
    Er war drei Jahre älter

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