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Imperium

Imperium

Titel: Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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war dies das erste Mal, dass ich Cicero etwas derart Idiotisches habe sagen hören: Ich schreibe es dem Schock zu.
    »Nein«, antwortete Atticus gereizt. »Er unterstützt sie. Du weißt, was ich meine. Er finanziert sie. Kauft ihnen einfach die komplette Wahl - sagt Lentulus.«
    Vorübergehend schien Cicero seiner Sprache beraubt. Nach einer langen Pause war es Quintus, der als Erster wieder das Wort ergriff: »Das glaube ich nicht. Lentulus muss ganz schön gebechert haben, wenn er dermaßen lächerliche Sprüche von sich gibt. Was sollte Crassus für einen Grund haben, solche Leute an die Macht zu bringen?«
    Cicero fand seine Stimme wieder. »Um mich fertigzumachen«, sagte er.
    »Blödsinn!«, rief Quintus verärgert. (Warum war er so verärgert? Ich nehme an, weil er befürchtete, die Geschichte könnte stimmen. Dann würde er wie ein Idiot dastehen, vor allem weil er seinem Bruder immer wieder versichert hatte, dieser hätte die Wahl schon so gut wie gewonnen.) »Kompletter Blödsinn!«, rief er noch einmal, allerdings nun etwas weniger selbstsicher. »Wir wissen doch, dass Crassus bereits kräftig in Caesars Zukunft investiert. Zwei Konsulate plus eine Prätur zusätzlich, das kostet. Nicht nur eine Million Sesterzen, sondern vier oder fünf. Er hasst dich, Marcus, das weiß jeder. Aber ob er dich mehr hasst, als er sein Geld liebt? Da habe ich meine Zweifel.«
    »Nein«, sagte Cicero mit fester Stimme. »Ich glaube, du liegst falsch, Quintus. Die Geschichte hört sich verdammt wahr an. Es ist meine Schuld, dass ich die Gefahr nicht früher erkannt habe.« Er war jetzt auf den Beinen und ging hin und her, wie immer, wenn er angestrengt über etwas nachdachte. »Angefangen hat alles mit Hybridas Spielen des Apollo - die muss schon Crassus bezahlt haben. Mit den Spielen ist Hybrida von den politischen Toten auferstanden. Und Catilina? Konnte der mit den paar Statuen und Bildern so viel Geld flüssig machen, um eine ganze Geschworenenbank zu bestechen? Bestimmt nicht. Und selbst wenn, wer bezahlt jetzt seinen Wahlkampf? Ich habe sein Haus von innen gesehen, und eins ist sicher: Der Mann ist bankrott.« Cicero fuhr herum, sein geistesabwesender Blick ging nach links, nach rechts, so schnell, wie in seinem Kopf die Gedanken aufblitzten. »Irgendwie habe ich immer gewusst, dass mit der Wahl irgendetwas nicht stimmt. instinktiv. Ich habe gespürt, dass da von Anfang eine unsichtbare Macht gegen mich am Werk ist. Hybrida und Catilina! Keine Wahl hat solche Kreaturen als Kandidaten verdient, geschweige denn als Spitzenkandidaten. Werkzeuge anderer Leute, nichts weiter.«
    »Dann kämpfen wir also gegen Crassus?«, fragte Quintus. seine Stimme klang, als hätte er schon aufgegeben.
    »Crassus, ja. Oder ist es in Wirklichkeit Caesar, der mit Crassus ' Geld agiert? Jedes Mal, wenn ich mich umschaue, bilde ich mir ein, ich sähe gerade noch einen Zipfel von Caesars Umhang hinter einer Ecke verschwinden. Er glaubt, er ist klüger als alle anderen, und vielleicht ist er das ja auch. Aber nicht in diesem Fall. Atticus …« Er blieb vor seinem Freund stehen und umfasste mit beiden Händen dessen Hände.»… mein alter Freund, ich kann dir gar nicht genug danken.«
    »Wofür? Ich habe bloß einen faden Schwätzer abgefüllt, und der hat mir dann etwas erzählt. Nicht der Rede wert.«
    »Ganz im Gegenteil, um die Geschichten von faden Schwätzern zu ertragen, braucht man Stehvermögen. Und Stehvermögen ist ein elementarer Bestandteil von Politik. Es sind die Schwätzer, von denen man die wichtigen Sachen erfährt.« Cicero drückte Atticus herzlich die Hände und wandte sich dann an seinen Bruder. »Wir brauchen ein paar Beweise, Quintus. Ranunculus und Filum sind dafür genau die Richtigen, die stöbern schon was auf für uns. Es gibt wahrscheinlich nicht viel in diesen Wahlkampfzeiten, über das die beiden nicht Bescheid wissen.«
    Quintus war seiner Meinung, und so endete schließlich das Schattenboxen im Vorfeld dieser Konsulatswahl, und der echte Kampf konnte beginnen.

KAPITEL XVI
     
    Um herauszufinden, was da vor sich ging, dachte sich Cicero eine Falle aus. Anstatt sich einfach danach zu erkundigen, welche Pläne Crassus verfolge - was nicht nur zu nichts führen, sondern Ciceros Gegner obendrein darauf aufmerksam machen würde, dass er einen Verdacht hatte -, rief er Ranunculus und Filum zu sich. Er trug ihnen auf, in der Stadt das Angebot zu streuen, dass sie im Auftrag eines anonymen Senators, der seine Chancen

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