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Imperium

Imperium

Titel: Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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familiären Bindungen zu seinem Schwager Hortensius ließen es natürlich nicht zu, dass er direkt für Cicero stimmte; stattdessen enthielt er sich der Stimme, worauf vier Unentschlossene sich ebenfalls enthielten.
    Dankbar, dass er bei der Jagd auf den Eber, wie er es nannte, noch dabei war, und entzückt darüber, dass er Hortensius ausmanövriert hatte, stürzte sich Cicero in die Vorbereitungen für die Sizilienreise. Aufgrund einer Gerichtsverfugung nach den Bestimmungen des obsignandi gratia wurden Verres ' Amtsunterlagen versiegelt. Cicero stellte im Senat den Antrag auf Herausgabe aller amtlichen Finanzdokumente der letzten drei Jahre durch den früheren Statthalter Siziliens, was dieser jedoch nie tat. An jede größere Stadt der Insel gingen Briefe mit der Bitte um Beweismaterial. Da wir in allen Orten der Provinz Unterkünfte benötigten, ging ich unsere Akten durch und notierte die Namen aller bedeutenden Bürger Siziliens, die Cicero während seiner Zeit als Quästor ihre Gastfreundschaft angeboten hatten. Cicero schrieb auch einen Höflichkeitsbrief an den amtierenden Statthalter Lucius Metellus, in dem er seinen Besuch ankündigte und um Kooperation von amtlicher Seite bat - ihm war zwar bewusst, dass er lediglich auf amtliche Schikane rechnen konnte, aber er dachte sich, dass ein schriftlicher Beleg darüber, es wenigstens versucht zu haben, nicht schaden konnte. Er beschloss, seinen nun schon seit sechs Monaten mit dem Fall vertrauten Vetter mit auf die Reise zu nehmen und seinen Bruder, der sich um die Organisation seines Wahlkampfes zu kümmern hatte, in Rom zurückzulassen. Ich würde ihn ebenfalls begleiten - zusammen mit meinen beiden Gehilfen Sositheus und Laurea, da es sicher jede Menge ab- und mitzuschreiben gäbe. Der frühere Prätor Calpurnius Piso Frugi bot Cicero die Dienste seines achtzehnjährigen Sohnes Gaius an, mit dem wir uns schnell anfreundeten, da er sich als äußerst intelligenter und liebenswürdiger Bursche erwies. Auf Quintus ' dringenden Wunsch kauften wir noch vier kräftige und zuverlässige Sklaven, die uns zwar auch als Träger und Kutscher, aber vornehmlich als Leibwächter dienen sollten. Die Landstriche des Südens waren gesetzlos zu jener Zeit. Viele von Spartacus ' Anhängern hielten sich noch immer in den Bergen versteckt, außerdem gab es Piraten, und wer konnte schon wissen, zu welchen Mitteln Verres greifen würde?
    All das musste bezahlt werden, und obwohl Ciceros Anwaltspraxis inzwischen etwas einbrachte - nicht in Form direkter Zahlungen natürlich, die waren verboten, sondern in Form von Geschenken und Vermächtnissen dankbarer Klienten -, verfügte er nicht annähernd über die Menge an Bargeld, die für die Durchfuhrung einer angemessenen Ermittlung erforderlich war. Die meisten ehrgeizigen jungen Männer in seiner Lage hätten sich nun an Crassus gewandt, der an aufstrebende Politiker immer Darlehen zu großzügigen Konditionen ausgab. Doch so offen Crassus diejenigen belohnte, die ihn unterstützten, so sehr legte er auch Wert darauf, die Menschen wissen zu lassen, dass Widerstand gegen ihn Bestrafung nach sich zog. Seit Cicero abgelehnt hatte, sich auf seine Seite zu schlagen, hatte Crassus jede Gelegenheit genutzt, ihm seine Feindschaft zu demonstrieren. Er ignorierte ihn in der Öffentlichkeit völlig. Hinter seinem Rücken verleumdete er ihn.Wenn Cicero zu Kreuze gekrochen wäre, vielleicht hätte er sich dann herabgelassen, seine Meinung zu ändern: Was seine Prinzipien anging, kannte seine Geschmeidigkeit keine Grenzen. Aber, wie ich schon erwähnt habe, fiel es den beiden schwer, sich auch nur im selben Raum aufzuhalten.
    Also blieb Cicero keine andere Wahl, als sich an Terentia zu wenden, was eine für mich peinliche Szene zur Folge hatte. Ich wurde nur deshalb in diese Angelegenheit verwickelt, weil Cicero auf die ziemlich feige Idee verfiel, mich vorzuschicken, um bei Terentias Privatsekretär Philotimus in Erfahrung zu bringen, wie schwierig es wohl wäre, aus ihrem Vermögen hunderttausend Sesterzen loszueisen. Missgünstig, wie Philotimus war, lief er gleich zu seiner Herrin und erstattete Bericht. Sie stürmte die Treppe hinunter in Ciceros Arbeitszimmer und stellte mich zur Rede, wie ich es wagen könne, meine Nase in ihre Angelegenheiten zu stecken. In diesem Augenblick betrat Cicero das Zimmer und war folglich genötigt, ihr zu erklären, wofür er das Geld brauchte.
    »Und wie bekomme ich mein Geld zurück?«, wollte Terentia

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