In besten Kreisen
fragte, ob sie telefonieren dürfe, aber auch das wurde nicht zur Kenntnis genommen. Dann rief man sie zu einem Beamten, der hinter seinem Schreibtisch saß.
»Warum sind Sie ohne Führerschein unterwegs?« fragte er.
»Jemand muß ihn aus meiner Brieftasche genommen haben.« »Derselbe, der auch die Zulassung für den Wagen an sich genommen hat?« »Offenbar.« »Warum sollte jemand so etwas tun?« »Ich habe keine Ahnung. Es konnte ja keiner wissen, daß ich anhalten müßte, und hätte ich nicht angehalten, dann hätten Sie es nicht herausgefunden. Also kann nicht die Absicht dahintergesteckt haben, mich in Schwierigkeiten zu bringen.« »Kennen Sie jemanden, der Sie gern in Schwierigkeiten sähe?« Kate schüttelte den Kopf.
»Haben Sie etwas bei sich, womit Sie sich ausweisen können?« »Alle möglichen Ausweise von der Universität, an der ich lehre.« »Was für eine Universität?« Kate sagte es ihm. Wenn das überhaupt noch ging, dann war seine Meinung von ihr damit noch mehr gesunken.
»Sind Sie der Besitzer des Wagens, den Sie gefahren haben?« »Nein.« »Wer dann?« Es entstand eine lange, spürbare Pause, als Kate nicht gleich antwortete. Sollte sie Reeds Namen nennen? Auf den ersten Blick schien das durchaus logisch. Sie würden ihn in Araby anrufen, und diese ganze dumme Geschichte würde sich klären. Aber Reed war schließlich stellvertretender Bezirksstaatsanwalt, und Reporter pflegten sich die Polizeiberichte anzusehen. Wenn es zwei Leute, die vor kurzem noch in Verbindung mit einem Mord gebracht worden waren, nun, wie unschuldig auch immer, schon wieder mit der Polizei zu tun bekamen, würde das vielleicht mit einfachen Worten nicht mehr zu erklären sein. Jedenfalls würde es Reed bestimmt nicht helfen, wenn er in das alles hineingezogen würde.
»Wem gehört er?« fragte der Beamte noch einmal.
»Ich weiß nicht«, sagte Kate.
»Sie wissen es nicht. Soll das heißen, Sie haben sich ihn geliehen, aber Sie wissen nicht, von wem?« »Ich habe ihn nicht gestohlen«, sagte Kate.
»Sind Sie mit der Person befreundet, von der Sie ihn geliehen haben?« »Es ist nicht so, daß ich es nicht wüßte«, sagte Kate und verlegte sich auf eine andere Ausflucht. »Ich will es nur nicht sagen.« »Sie sind vorläufig festgenommen«, sagte der Beamte.
»Habe ich nicht das von der Verfassung garantierte Recht, einen Telefonanruf zu machen, bevor Sie mich einsperren?« fragte Kate.
»Heutzutage weiß jeder über seine verfassungsmäßigen Rechte Bescheid«, sagte der Beamte. »Rechte, Rechte, Rechte für alle, nur nicht für die Polizei. Sie dürfen einen Anruf machen. Da drinnen.« Einer der beiden Streifenpolizisten führte Kate in einen anderen Raum, wo auf einem Tisch ein Telefon stand. Sie meldete ein Gespräch nach Araby an. Entgegen ihren glühendsten Hoffnungen hob Leo ab.
»Leo. Hier ist Tante Kate.« »Hallo, Tante Kate. Schon in New York?« »Nein, mein Liebling. Leo, kannst du mich wohl mit-«, sie warf einen Blick auf den Polizisten, der sie beobachtete, »mit dem ältesten Mann im Haus sprechen lassen?« Für den Polizisten klang das genauso, wie er es von einer Frau erwartete, die wahrscheinlich noch nie einen Führerschein besessen, die Zulassung aufgegessen und irgend etwas Grauenvolles mit der Lichtmaschine angestellt hatte.
Das stand jedenfalls auf seinem Gesicht geschrieben.
»Mr. Pasquale ist heimgegangen.« »Nicht Mr. Pasquale. Ich meine einen, der im Haus wohnt.« »Ich weiß nicht, wer älter ist, William oder Emmet. Warte, ich frage nach.« »Leo!« Doch bevor Kate ihn bremsen konnte, hatte er schon den Hörer fallen lassen, schwungvoll, wie kleine Jungen das zu tun pflegen, und man konnte ihn in einiger Entfernung rufen hören.
»Beeilen Sie sich«, sagte der Polizist.
»Ich habe ein kleines Problem, ihn zu finden«, sagte Kate. Der Blick des Polizisten machte deutlich, daß es ihn nicht überraschen würde, wenn sie auch das Empire State Building in der hellsten Mittagssonne an der 34. Straße, Ecke Fifth Avenue nicht finden könnte.
»William ist der Altere«, meldete sich ein atemloser Leo. »Komisch, daß du gerade jetzt, wo du weg bist, ihr Alter wissen willst.
Emmets Geburtstag ist…« »Leo. Bitte. Laß mich mit dem Mann sprechen, der weder William noch Emmet ist.« »Ist das ein Spiel? Mr. Artifoni sagt…« »Leo. Bitte.« »Okay, okay.« Wieder krachte der Hörer auf der Tischplatte.
Nach einer sehr langen halben Ewigkeit, während der Kate dem Blick des
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