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in China

in China

Titel: in China Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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schlecht, was?« Sie verzog das Gesicht zu einer Grimasse. »Dann erneuern wir unsere Bekanntschaft wohl am besten, bevor wir uns ernsthaft an die Arbeit machen.«
    »Falls wir unsere Aufgabe überhaupt in Angriff nehmen können«, wandte er seelenruhig ein.
    »Das Ganze ist ja reichlich ungewiß und hat bisher noch nichts gebracht. Ich habe jedenfalls keinen Erfolg zu verzeichnen. In der Nähe des Trommelturms ist weit und breit kein Friseur.«
    Mrs. Pollifax lachte schelmisch. »Oh doch, ich habe den Friseurladen gefunden und Guo Musu auch.«
    »Großer Gott«, sagte er und starrte sie fassungslos an. »Aber wo denn bloß?«
    »Ganz versteckt in dem Gewirr von Gäßchen.«
    »Und ist es Ihnen wirklich gelungen - ich meine, hat er...«
    Sie nickte. »In meiner Tasche, wenn Sie mich entschuldigen wollen.«
    »Was haben Sie in Ihrer Tasche?«
    Sie langte auf den Nachttisch, griff nach ihrer Tasche und zog den Atlas heraus. Sie reichte ihn Peter. »Auf Seite achtunddreißig«, sagte sie. Er schlug den Atlas auf.
    Er starrte verwundert auf die Karte von Sinkiang. »Wo um alles in der Welt haben Sie denn einen chinesischen Atlas her?«
    »Den habe ich heute morgen im Kaufhaus erstanden«, erwiderte sie. »Rein zufällig. Ich habe auf einen chinesischen Gedichtband gezeigt oder was ich dafür hielt, und der Verkäufer hat mir statt dessen dieses Buch gereicht. Es grenzt an ein Wunder.«
    Als Peter sich jetzt in Seite achtunddreißig vertiefte, wirkte er nicht mehr gleichgültig. »Das ist wirklich ein Wunder«, sagte er und blickte auf. »Haben Sie sich das einmal genauer angesehen?
    Guo hat nicht nur die Stelle markiert, an der sich das Lager befindet, er hat auch noch etwas dazugeschrieben.«
    »Er hat noch nähere Angaben gemacht?« fragte sie gerührt.
    »Er hat so viel für uns getan.« Ihre Stimme war nur noch ein Murmeln.
    »Das kann man wohl sagen!« Er war ganz aufgeregt und zeigte ihr die Seite. »Er hat das Arbeitslager markiert. Demnach liegt es genau auf halbem Weg zwischen Urumchi, wo es morgen hingeht, und Turfan. Ein wenig abseits der Hauptverkehrsstraße durch das mächtige Tianshan Gebirge. Aber das Tollste ist, daß er in einer Fuß note den Kreis erklärt, den er gezogen hat. Er schreibt, er hätte damit Kasernen der Roten Armee markiert, die sechs oder sieben Meilen von dem Arbeitslager entfernt liegen.« Er sah sie an und schüttelte den Kopf.
    »Wie haben Sie das alles nur geschafft? Sie waren doch heute nachmittag kaum
    fünfundvierzig Minuten verschwunden. Also, Sie sind wirklich unschlagbar!«
    »Vielen Dank!«
    »Ganz im Ernst«, versicherte er ihr. »Einem Wildfremden all das in der kurzen Zeit aus der Nase zu ziehen! Seit ich in Xian bin, komme ich mir richtig nutzlos und überflüssig vor. Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, wie ich das bloß schaffen sollte. Jetzt bin ich davon überzeugt, daß ich es nicht geschafft hätte. Ursprünglich wollte ich das nämlich machen, ganz allein. Aber Carstairs hat das glattweg abgelehnt. Heute morgen ist mir klargeworden, daß ich mich aufgeführt hätte wie der Elefant im Porzellanladen. Wahrscheinlich hätte ich unwillkürlich chinesisch gesprochen und Guo Musu in Panik versetzt. Womöglich hätte ich mich sogar ve rplappert und überhaupt nichts erreicht. Wie haben Sie das nur gemacht?«
    »Carstairs wird schon gewußt haben, warum er mich damit beauftragt hat«, sagte Mrs.
    Pollifax bescheiden. »Die Chinesen haben großen Respekt vor alten Leuten, und außerdem sehe ich wohl ziemlich harmlos aus.«
    Er grinste. »Und ob! Ich bin auch darauf hereingefallen. Und jetzt -« Er zögerte und starrte auf die Karte von Sinkiang auf Seite achtunddreißig. »Es ist kaum zu glauben, aber es sieht so aus, als könnten wir uns an die Arbeit machen. Jetzt kann ich wirklich ernsthaft Pläne machen. Nicht zu fassen!«
    Sie sah ihn lächelnd an. »Na schön, aber da ist noch etwas. Sie haben nicht zufällig gestern abend meinen Koffer durchsucht?«
    Er sah sie verständnislos an. »Ihren Koffer durchsucht? Warum hätte ich das denn tun sollen?«
    »Sie waren es also nicht?« fragte sie mutlos.
    »Aber nein, natürlich nicht.« Peter war schockiert. »Sind Sie sicher, daß jemand an Ihrem Koffer war?«
    »Ja. Ist Ihrer auch durchsucht worden?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, und ein Koffer ist es auch gar nicht. Ich ergreife immer die üblichen Vorsichtsmaßnahmen. Ich würde es sofort bemerken, wenn jemand mein Gepäck durchsuchte.« Er runzelte die Stirn.

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