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in China

in China

Titel: in China Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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»Ich begreife das einfach nicht. Wer kann denn ein Interesse daran haben? Und warum ausgerechnet Ihren Koffer?«
    »Da war ein Profi am Werk«, berichtete sie. »Und es wäre mir bestimmt nicht aufgefallen, wenn ich meinen Koffer nicht immer auf die gleiche Art und Weise packen würde. Ich habe da nämlich auch mein eigenes System. Das Schloß ist nicht aufgebrochen worden, und alles lag schön ordentlich im Koffer, nur war es eben eine andere Ordnung und nicht die meine.«
    Sein finsterer Blick war jetzt blankem Entsetzen gewichen. Mrs. Pollifax versuchte ihn zu trösten. »Regen Sie sich doch nicht auf. Es war sicher nur eine Stichprobe, eine
    Sicherheitsmaßnahme. Die Wahl kann doch rein zufällig auf mich gefallen sein.« Sie selbst war davon keineswegs überzeugt; aber warum sollte Peter sich jetzt Sorgen machen, wo er doch alles planen mußte? »Jedenfalls sollten wir uns vorerst nicht mehr den Kopf darüber zerbrechen«, versuchte sie ihn aufzuheitern. »Wir haben jetzt an andere Dinge zu denken, meinen Sie nicht auch? Das bringt mich auf eine Frage, die ich Ihnen schon lange stellen wollte. Sie läßt mir einfach keine Ruhe.« Damit war es ihr gelungen, ihn vorerst einmal abzulenken. Er forderte sie lächelnd auf: »Fragen Sie nur ruhig. Ich wette, ich weiß schon, was es ist.«
    Sie erwiderte sein Lächeln. »Davon bin ich überzeugt. Es ist genau der Punkt, vo n dem keine Rede war. Das ist mir allerdings erst klargeworden, als es schon zu spät war und ich nicht mehr danach fragen konnte. Sie bringen doch unseren Freund Mr. Wang - oder X - aus dem Land heraus, nicht wahr?«
    Er nickte.
    »Aber wie wollen Sie sich denn als bona fide Mitglied einer bona fide Reisegesellschaft, der China als Tourist bereist, überhaupt von der Gruppe absetzen, um für Ihre äußerst schwierige Mission, Ihren Sonderauftrag, frei zu sein? Sie wollen doch wohl nicht einfach verschwinden und sic h in Luft auflösen. Dazu hätten Sie auch kaum Gelegenheit.«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, das ist ausgeschlossen. Die Chance wäre eins zu einer Million oder nicht einmal das. Nein, es wird zu einem Unfall kommen.«
    »Ein Unfall?« wiederholte sie. »Was denn für ein Unfall?«
    »Das liegt ganz bei mir«, erklärte er. »Mir geht da schon so alles Mögliche im Kopf herum, aber das hängt von einer ganzen Reihe von Faktoren ab - vom Terrain, von den Umständen, vom Timing. Ich werde umkommen«, fügte er ganz beiläufig hinzu.
    »Umkommen«, wiederholte sie entsetzt und wartete.
    »Ja, und zwar so, daß ich keine Spur hinterlasse, daß es keinen Leichnam gibt«, erklärte er und fügte ganz nüchtern hinzu: »Und ich bin zu der Einsicht gekommen, daß ich dabei sehr auf Ihre Hilfe angewiesen bin.«
    »Natürlich«, sagte sie nachdenklich. »Natürlich, anders geht es wohl kaum. Nur so kann man in China verschwinden und untertauchen.«
    »Ja, indem man einfach nicht mehr existiert. Nur so kann man sich frei bewegen, ohne daß die Sepos ständig hinter einem her ist. Tot muß man sein.«
    Es schauderte sie. »Gar nicht so einfach.«
    »Nein, einfach ist das nicht.«
    »Und aus den Vitaminen, dem Dörrobst und der Trockennahrung, die ich mitgeschleppt habe, darf ich wohl schließen, daß Sie in die Berge gehen werden.«
    Er nickte. »Seit geraumer Zeit besteht immerhin die schwache Hoffnung, daß sich noch eine andere Route auftut, aber ich glaube nicht so recht daran.«
    »Ganz hohe Berge«, sagte sie leise. »Und entsetzlich kalt. Doch nicht etwa über Tibet?«
    »Nein, wir können die Wüste Takla Makan in Richtung Khotan durchqueren oder umgehen und die Grenze im Karakorum-Gebirge überschreiten.«
    »Ich fröstle schon bei dem bloßen Gedanken«, gab sie zu. »Das können Sie ganz wörtlich nehmen.«
    Er nickte. »Auch in diesem Punkt werde ich Ihre Hilfe brauchen. Sie können mir dabei behilflich sein, warme Kleidung aufzutreiben und einen Teil davon in Ihrem Koffer mitzunehmen, wenn ich keinen Platz mehr dafür habe.«
    »Was denn zum Beispiel?« fragte sie und war froh, daß sie sich praktischen Dingen zuwenden konnte.
    Er dachte angestrengt nach. »Was ich ins Land geschmuggelt habe, ist nicht der Rede wert.
    Ich habe Thermounterwäsche, zwei fest zusammengerollte Skianzüge, falsche Papiere und einen dicken Pullover. In meine Windjacke ist noch eine zweite eingeknöpft. Ich habe Messer, Taschenlampe mit Ersatzbatterien, einen guten Kompaß im Kameragehäuse
    versteckt, topographische Karten, einen ausreichenden Vorrat an

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