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In dein Herz geschrieben

Titel: In dein Herz geschrieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Duncan Andrea Brandl
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ausheulte.
    »Sie kommt wieder in Ordnung«, sagte er, als wären ihm die Worte erst in diesem Moment zur Gänze bewusst geworden. Ehe sie sich’s versah, hatte er die Arme um sie gelegt und drückte sie an sich, hob sie sogar ein Stück hoch, hielt sie fest und schwenkte sie sanft hin und her. Ihr blieb nichts anderes übrig, als ihm die Arme um den Hals zu schlingen, um etwas zu haben, woran sie sich festhalten konnte.
    »Danke«, flüsterte er an ihrem Hals. Sie war nicht sicher, ob sie, der liebe Gott, der Arzt oder alle zusammen gemeint waren. Ihr Herz hämmerte, als wäre sie eine Meile weit gelaufen. Wie lange war es her, dass sie jemand hochgehoben hatte? Sie hatte so oft zugesehen, wie A. J. Ruth Ann im Kreis herumschwenkte, aber Cassandra war keine Frau, mit der man so etwas tat, schon lange nicht mehr. »Sie werden sich noch wehtun«, meinte sie.
    Er stellte sie ab und strich mit den Händen über ihre Schultern, als hätte er sie zerknittert. Trotz des Barts sah er mit seinem offenen, unübersehbar erleichterten Gesicht und den leicht feuchten Augen wie ein kleiner Junge aus. Sie legte ihm eine Hand auf die Brust und tätschelte sie. In Krisenzeiten brauchten die Leute solche Gesten. »Es wird alles gut«, sagte sie, ehe ihr Magen ein lautes Grollen von sich gab, das ihn in Gelächter ausbrechen ließ.
    »Muss ich Ihnen schon wieder was zu essen besorgen?«, fragte er, und sie spürte, wie sie bei der Erinnerung an ihren Aussetzer und ihre Übelkeit vom Vorabend rot wurde. Aber
es war bereits kurz vor zwei Uhr nachmittags, und sie hatte weder gefrühstückt noch zu Mittag gegessen.
    »Keine Sorge. Was gestern passiert ist, wird sich nicht wiederholen.«
    Sein Lächeln verschwand, während er ebenfalls errötete. Was hatte sie denn gesagt? Sie rief sich ins Gedächtnis, wie sie sich heute Morgen im Bett aufgesetzt und zu erinnern versucht hatte, was in der Nacht zuvor vorgefallen war. »Da waren drei rote Haare auf meinem Kissen.«
    »Ich habe mich nur auf die Decke gelegt, ich schwöre. Sie waren so aus der Fassung, deshalb habe ich mich neben Sie gelegt, und dann sind wir beide eingeschlafen. Erinnern Sie sich nicht mehr daran?«
    Wieder knurrte ihr der Magen, doch sie konnte nicht darüber lachen. Sie schämte sich viel zu sehr. Wie konnte sie nur? Wie war es möglich, dass sie sich nicht mehr daran erinnerte? Als sie versuchte, zu einem Entschluss zu gelangen, ob sie noch mehr hören wollte, bemerkte sie die Blutspur, die an seinem Arm entlangsickerte. »Sie bluten ja.«
    Hector warf einen Blick auf seine Schulter, als wäre es gar nichts. »Ich bin an einem Haken hängen geblieben, als ich vom Boot gestiegen bin.«
    Der Ärmel war aufgerissen und blutdurchtränkt. Es war ein Wunder, dass nicht sein ganzer Arm voll Blut war. »Das muss sich ein Arzt ansehen.«
    »Es ist schon okay.«
    Cassandra beugte sich vor. »Sieht ziemlich tief aus, würde ich sagen. Sie müssen vielleicht genäht werden.«
    »Ich sagte doch, es ist okay!«
    Oh, nein, Freundchen. Sie war nicht umsonst inmitten von Brüdern aufgewachsen. »Kein Grund, mir gleich den Kopf abzureißen. Wenn Sie hier herumstehen und gern verbluten wollen, bitte sehr. Aber Ihrer Mutter werden Sie nicht viel nützen, wenn Sie am Ende auch im Krankenhaus landen.«

    Er sah erneut auf seine Schulter und versuchte, den Stoff ein Stück zur Seite zu ziehen, doch er klebte fest.
    »Meine Güte«, stöhnte sie, »also bitte. Die werden Sie schon finden, wenn Ihre Mutter so weit ist.« Aber wahrscheinlich war dies nicht der einzige Grund, weshalb er den Warteraum nicht verlassen wollte. Wenn er auch nur die geringste Ähnlichkeit mit ihren Brüdern besaß, hatte er wahrscheinlich grauenhafte Angst vor Nadeln - vor solchen, mit denen man Wunden nähte, ebenso wie vor denen, mit denen man das Gewebe betäubte. Beim Anblick von Messern und Schwertern kam augenblicklich der Macho in diesen Kerlen zum Vorschein, aber allein der Anblick einer Nadel sorgte dafür, dass sie sich in Kleinkinder verwandelten.
    Nach einer weiteren Runde Papierkram führte die Schwester sie in einen separaten Raum und versprach, gleich mit einem Arzt zurückzukommen. Hector schwang sich auf die Tischkante und begann, an seinem Ärmel herumzuzerren, um den Stoff von der Wunde zu lösen.
    »Lassen Sie das«, sagte Cassandra.
    »Ziemlicher Befehlston«, bemerkte er, schien jedoch nicht wütend, sondern lediglich überrascht zu sein.
    Er öffnete den Mund, um noch etwas zu sagen, als es

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