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In dein Herz geschrieben

Titel: In dein Herz geschrieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Duncan Andrea Brandl
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damit, zu den Leuten zu blicken, dass sie glatt die Abzweigung verpasste und über den Squatter’s-Parkplatz fahren musste, um kehrtzumachen. Bei der Methodistenkirche bog sie nach links ab, hielt vor dem Crab Shack an und ließ den Wagen eine Weile im Leerlauf laufen. Bei ihrem letzten Besuch hier war Ashley noch ein kleines Mädchen gewesen. An den meisten Abenden hatten sie in Atlantic Beach in der Nähe des Hotels gegessen, aber wenigstens einmal während ihres Besuchs waren sie mit Tante May und Onkel Walton zum Abendessen ins Crab Shack gegangen.
    Um diese Uhrzeit war das Lokal verwaist, bis auf ein paar Katzen, die auf der Promenade oder unter den Sträuchern herumlungerten. Wäre sie eine Katze, würde sie ebenfalls hier leben wollen, neben einem Fischrestaurant, das sich zwischen zwei weiteren Fischlokalen am Strand befand und deren Besitzer Katzen mochten und sie niemals verscheuchten. Es gab eine neue Promenade, die über die eine Seite des Sunds hinaus- und auf der anderen zurückführte. Zwei Shrimpkutter waren dort vertäut. Wahrscheinlich hatten sie ihren Fang längst abgeladen und auf Eis gelegt, wo er nun auf die Zubereitung zum Abendessen wartete.
    Erst jetzt bemerkte sie den Würgegriff, mit dem sie das Steuer umfasst hielt, und stellte fest, dass sie gespannt wie eine Uhrfeder war. Sie ließ das Seitenfenster herunter, lehnte sich zurück und zwang sich, ein wenig Entspannung zu finden. Die Brise vom Sund trug den Geruch nach Fisch und Salzwasser heran, als sie die Augen schloss und ein paar tiefe Atemzüge nahm. Was hatte diese durchgeknallte Yoga-Lehrerin noch mal gesagt? »Vergessen Sie nicht - wir sind menschliche Wesen, keine menschlichen Maschinen.« Als Ruth Anns Arzt sie beschworen hatte, sich wegen ihres hohen Blutdrucks
zu dem Kurs anzumelden, hatte sie Cassandra überredet, sie zu begleiten. Doch nach der zweiten Stunde waren sie nicht mehr hingegangen, weil sie ständig nur gelacht hatten, besonders, als die Männer einschliefen und zu schnarchen anfingen. Es war ihnen kein einziges Mal gelungen, sich zu entspannen, trotz der gedämpften Beleuchtung und der leisen Hintergrundmusik.
    Aber in letzter Zeit dachte Cassandra häufiger über die Worte der Lehrerin nach. Sie war so damit beschäftigt gewesen, ihr Leben zu organisieren, besonders im letzten Jahr, seit sie Dennis kennen gelernt und beschlossen hatte, ihn zu heiraten, dass sie überhaupt nicht wusste, wie man es bewerkstelligen sollte, einfach nur zu sein. Etwas zu tun war immer gut, weil es nützlich war und einen davon abhielt, zu viel nachzudenken - darüber, wie schnell die Zeit verging, wie viele Dinge man bereits verpasst hatte und wie viel von seinem Leben vergeudet war. Es gab nur ein Problem dabei: Sie war müde. Hundemüde. So müde, dass sie keine Energie mehr dafür aufbrachte. Sie wollte nicht mehr nachdenken, nicht mehr planen, sich Sorgen machen oder sich verantwortlich fühlen. Alles, was sie wollte, war ein wenig Frieden.
    Sie schlug die Augen wieder auf, legte den Gang ein und fuhr weiter. Es war nicht ganz einfach, die Limousine durch die schmalen sandigen Straßen zu lenken, doch ihr Kurs im Schulbusfahren während der Highschool kam ihr zugute. Ein großes Gefährt war im Grunde wie das andere. Alles stand und fiel mit den Spiegeln.
    Seit ihren Kindertagen hatte Cassandra für Mays und Waltons Haus einen Namen: das Seepferdchenhaus. Und sie war wunderbar erleichtert, das weiße Keramikseepferdchen noch immer an der Haustür zu sehen. Sie erinnerte sich daran, dass das Haus früher weiß gewesen war, doch nun war es leuchtend blau gestrichen - eine weitere Schicht Blau vor dem Himmel und dem dahinterliegenden Sund. Der eine Teil des
Hauses lag im Schatten großer, knorriger Virginia-Eichen, wohingegen überall im von der Sonne beschienenen Teil Mays Blumen blühten - auf der Veranda, in kleinen Rundbeeten im Garten. Alles strahlte und leuchtete, war voller Licht und Farbe. Weiße Spitzenvorhänge bauschten sich sanft in den geöffneten Wohnzimmerfenstern, und in der Brise flatterten Herrenhemden und Hosen an einer langen Wäscheleine. Dahinter waren zwei Boote zu erkennen, ein großes und ein kleines, die gegen den Anleger schlugen, während auf dem aufgewühlten Wasser des Sunds weiße Schaumkronen tanzten. Ausreichend, dachte sie. Ausreichend ähnlich wie zu Hause und doch ausreichend anders.
    Obwohl sie angerufen und ihr Kommen angekündigt hatte, konnte sie ihre Nervosität nicht leugnen - weil sie ihnen

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