In dein Laecheln verliebt
anspruchslos. Vom Fenster aus habe ich auch schon häufig Rotwild und Bären gesehen.«
»Bären?« Erschrocken hielt Sandra Burts Arm noch fester. »Wie grauenhaft.«
»Echte Bären?« Harriets Augen glänzten begeistert. »Waren das etwa die riesigen Grizzlybären?«
»Nein, schwarze Bären, Harriet.« Er amüsierte sich über ihre Reaktion. »Aber trotzdem waren sie ziemlich groß. Jetzt halten sie ihren Winterschlaf.« Er sah Sandra spöttisch an.
»Zum Glück«, seufzte sie erleichtert auf.
»Harriet ist ganz hingerissen von den Bergen, stimmt’s?«
»Sie sind großartig«, schwärmte sie. »So wild und unberührt. Hier sieht es wahrscheinlich noch ebenso aus wie vor hundert Jahren. Unbelastet von Bürogebäuden und Wohnblocks. So weit das Auge reicht, nur Natur.«
»Sie sind ja wirklich ganz vernarrt«, bemerkte Sandra.
Harriet bedachte sie mit einem vernichtenden Blick, der Burt nicht entging. Deshalb schaltete er sich ein. »Harriet ist auf einer Farm in Kansas aufgewachsen. Sie hat noch nie zuvor die Berge gesehen.«
»Wie altmodisch«, murmelte Sandra und verzog lächelnd die Lippen. »Dort wird Weizen oder dergleichen angebaut, nicht wahr? Dann sind Sie also an die primitiven Verhältnisse einer kleinen Farm gewöhnt.«
Harriet ärgerte sich über den herablassenden Tonfall. »Die Farm ist weder primitiv noch klein, Miss Mason. Wahrscheinlich können Sie sich bei Ihren Lebensgewohnheiten nicht vorstellen, wie groß die Weizenfelder sind und wie weit die sanften Hügelketten reichen. Das Leben dort ist sicher nicht so kultiviert wie in New York, aber vorsintflutlich ist es dennoch nicht. Wir haben sogar fließend heißes und kaltes Wasser im Haus. Es gibt viele Menschen, die die Vorzüge des Landlebens zu schätzen wissen.«
»Dann zählen Sie also dazu«, antwortete Sandra tief gelangweilt. »Ich hingegen ziehe die Bequemlichkeit und das kulturelle Leben in der Stadt vor.«
»Ich glaube, ich gehe noch ein Stück spazieren, ehe es dunkel wird.« Harriet erhob sich eilig. Sie brauchte unbedingt etwas Abstand zwischen sich und der anderen Frau, bevor sie vollends die Beherrschung verlor.
»Ich werde Sie begleiten.« Bud stand auf, als sie sich den Mantel überzog. »Den ganzen Tag war ich mit dieser Frau eingesperrt«, flüsterte er lächelnd wie ein Verschwörer. »Ich brauche unbedingt etwas frische Luft.«
Harriets Lachen hallte durch den Raum, als sie Arm in Arm mit Bud die Haustür öffnete. Sie bemerkte nicht, dass Burt ihr verstimmt hinterhersah.
Draußen atmeten Harriet und Bud tief ein, und dann lachten sie wie Kinder über ihren kleinen Scherz. In gegenseitigem Einverständnis schlugen sie die Richtung zum Fluss ein und folgten seinem Lauf bis zum Wald hin. Sonnenlicht schimmerte gelegentlich durch die Bäume und warf violette Schatten auf den Schnee. Die ungezwungene Unterhaltung mit Bud besänftigte Harriets Gemüt.
Einen Moment lang machten sie auf einem Felshügel halt.
»Wie hübsch«, sagte Bud schlicht. Harriet nickte zustimmend. »Jetzt fühle ich mich wieder wie ein anderer Mensch«, fügte er hinzu. »Diese Frau ist eine harte Nuss. Ich weiß nicht, was der Boss an ihr findet.«
Harriet lächelte. »Da sind wir beide gleicher Ansicht.«
Feine Lichtstreifen kündeten den Einbruch der Abenddämmerung an, und sie gingen auf demselben Weg, den sie gekommen waren, wieder nach Hause. Dort sahen sie noch ihre Fußspuren in dem reinen weißen Schnee. Sie lachten gemeinsam, als sie durch die Haustür traten.
»Haben Sie beide nichts anderes im Sinn, als während der Dunkelheit in den Bergen herumzuklettern?« Burt sah sie finster an.
»Dunkelheit nennen Sie das? Seien Sie nicht albern.« Harriet hüpfte von einem Fuß auf den anderen, als sie sich einen Stiefel auszog. »Wir sind nur etwas am Fluss entlanggegangen, und es dämmert ja eben erst.« Sie verlor das Gleichgewicht, Bud fing sie auf und umfasste ihre Taille, während sie sich den anderen Stiefel auszog.
»Wir haben Spuren im Schnee hinterlassen«, bemerkte Bud fröhlich. »Die sind eindeutiger als Brotkrumen.«
»Gleich nach der Dämmerung wird es stockfinstere Nacht«, beharrte Burt, »und heute Abend scheint der Mond nicht. Da kann man sich sehr schnell verirren.«
»Nun sind wir ja wieder da«, antwortete Harriet. »Wir beanspruchen weder eine Suchaktion noch eine Flasche Kognak. Wo steckt eigentlich June?«
»Sie bereitet in der Küche das Abendessen vor.«
»Dann werde ich ihr zur Hand gehen.« Sie
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