In deinen Armen (German Edition)
dunkel. Ich hab geschlafen. Was ist los?«
»Muss denn immer was los sein?«
Ja! , schrie ihr Innerstes. Das letzte Mal hatte sie John in den Armen einer anderen Frau gesehen, zuletzt gesprochen hatte sie ihn geschäftlich per Telefon. Sie setzte sich im Bett auf und zog sich das Laken fröstelnd ans Kinn.
»Danke für deine Zuarbeit. Du hast uns wie immer wirklich sehr geholfen.«
Emma schnappte nach Luft. »John, du klingelst mich nicht allen Ernstes mitten in der Nacht wach und führst ein sündhaft teures Ferngespräch, um mir das zu sagen?!«
»Bei uns ist es noch Tag.«
»Schön für euch!«, zischte Emma leise. Sie atmete tief durch und rieb sich die Stirn. Warum hatten sie nicht einfach Schluss gemacht wie normale Menschen? Nun bekam sie die Quittung für ihr Zögern. Während niemand sprach, wurde sie das Gefühl nicht los, dass das noch nicht alles war. Also wartete sie notgedrungen, stand auf, zog sich ihr richtiges Nachthemd an, öffnete die Balkontüren und atmete dankbar die kühle Nachtluft ein. Im Dunkeln erkannte sie die nun leere Bühne und quer stehende Tische. Niemand hatte sich die Mühe gemacht, die Reste der Party abzuräumen. Wie lange war sie wohl noch gegangen? Und hatte Mario noch einmal mit der Blondine getanzt? Hoffentlich nicht.
Dann nahm sich John endlich zusammen. »Emma, ich hab nochmal über alles nachgedacht. Über dich und mich.« Großartig, da waren sie ja schon zwei! »Ich liebe dich, Emma. Du fehlst mir.«
Die Intensität der Wut, die sie gerade fühlte, überraschte selbst Emma. So war das also, wenn jemand sagte, ihm platzte der Kragen? Ihr wurde heiß, sie zitterte am ganzen Körper und ihr Herz raste. Wie konnte dieses Arschloch nur so ein wunderschönes Wort wie Liebe in den Mund nehmen und daran nicht ersticken? Beim besten Willen, dazu konnte sie jetzt nichts sagen.
»Emma, Schatz, es tut mir wirklich so Leid. Ich habe einen Fehler begangen. Jetzt sehe ich es ein. Es wird nie wieder vorkommen. Ich verspreche es dir.«
Emma hörte nur halb zu. Diese gesäuselten Sätze hatte John ihr schon so oft heruntergebetet. Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, auch wenn er dann die Wahrheit spricht. Die alte Redewendung kam ihr plötzlich unendlich weise vor.
»Emma, bitte! Dieses Mal wird alles anders. Du bist mir wirklich wichtig. Du bist die einzige Frau, die ich wirklich liebe. Ich beweise es dir. Ich bin auf dem Weg. Ich komme. Ich nehme Anteil an deinem Leben, so wie du es immer wolltest. Dann können wir über alles reden und nochmal von vorne anfangen, Schatz.«
Stopp mal! Er würde was tun?! Spätestens jetzt war Emma hellwach. »John, nein! Wag es ja nicht!« Emma konnte sich nur mit Mühe beherrschen. »Wir haben nichts mehr zu bereden. Du hast mich ausgenutzt und mit einem ganzen Bataillon an Frauen geschlafen. Nicht nur ein Seitensprung, John, Dutzende! Das muss ich dir doch nicht erzählen!«
»Aber, Schatz–«
»Nein, John, jetzt rede ich.« Emma atmete tief durch. »Ich verbiete dir, dass du kommst. Du hast mich unglücklich gemacht. Und jetzt erwartest du, dass ich dir einfach so verzeihe? John, dafür ist es zu spät! Dieses Mal ist es einfach zu spät. Hiermit löse ich unsere Verlobung. Das hätte ich schon viel früher machen soll. Es gibt nicht mehr uns, John. Es gibt nur noch dich und mich. Verstanden?« Emma bemühte sich möglichst leise zu sprechen, dabei war ihr danach, das ganze Haus zu wecken und laut um sich zu schlagen. Sie ging wieder ins Zimmer und setzte sich. Ihre Finger spielten mit einem Papiertaschentuch, das nun in Flöckchen vor ihr lag und sie nahm sich das nächste.
Auch John atmete tief durch. Scheinbar hatte er nicht mit Widerstand gerechnet und versuchte nun die aufkeimende Wut zu unterdrücken. Er hasste es zu verlieren. »Jeder verdient eine zweite Chance. Hast du das vergessen, Schatz?«
Nein, hatte Emma nicht. Nur in Johns Fall redeten sie nicht von einer zweiten, sondern mittlerweile von einer fünften Chance. »John, ich bin müde. Wenn du mit mir reden willst, dann machen wir das, wenn ich wieder zurück bin. Aber das ändert nichts an den Tatsachen. Es ist vorbei und wenn dir wirklich etwas an mir liegt, dann akzeptierst du das. Gute Nacht, John!«
Mit zittrigen Händen legte Emma auf und schaltete ihr Telefon stumm. Bestimmt würde John noch einmal anrufen. Er hatte schon immer seine Interessen im Sinn gehabt, nicht ihre. Und sie wollte seine Stimme nicht hören.
Wütend boxte Emma das Kopfkissen.
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