In deinen Armen (German Edition)
protestierte Emma lautstark und merkte, wie die anderen ihre Köpfe zu ihr umdrehten.
»Aber sonst wird das Kleid nicht so toll sitzen«, jammerte Diana.
»Die anderen tragen doch auch keines, oder?«
Diana schüttelte den Kopf. »Bitte! Du musst es wenigstens versuchen!«
Dianas strahlende Augen flehten sie an. Es war ihre Hochzeit. Emma hatte versprochen, sie nicht zu ruinieren. Sie würde wahrscheinlich sogar in einem Müllsack auftreten, wenn es diese zierliche Frau vor ihr glücklich machen würde. Sie seufzte. Mist, warum konnte sie ihr auch nichts abschlagen? Emma ließ sich hinein stecken und stöhnte beim Festziehen der Schnüre. »Diana, ich krieg kaum noch Luft!«
»Ach, daran gewöhnst du dich schon! Nicht mit dem Bauch, sondern der Brust atmen. Das ist der Trick!«
»Meine Brust ist nicht mehr da, wo sie vorher war, wie soll ich dann dort atmen?«, knirschte Emma mit den Zähnen. Immerhin, das jadegrüne Kleid glitt nur so über ihren auf Kleidmaße zusammengeschnürten Körper.
»Oh Emma, du siehst wunderschön aus!« Diana fächelte sich Luft zu und blinzelte sie verträumt an. »Mario, komm doch mal!« rief sie aufgeregt.
»Mario, komm bloß nicht!«, kreischte Emma warnend und merkte, wie ihr leicht schummrig wurde. Das Kleid klemmte ihr die Luft ab. Sie könnte sich darin weder bewegen, noch aufregen, gar nichts. Wie hatten das die Damen vor mehr als zweihundert Jahre gemacht? Aus den Augenwinkeln sah sie, wie die Brautjungfern auftauchten und ihr allesamt neidische Blicke zuwarfen. Ladys, ihr fallt in euren Kleidern immerhin nicht in Ohnmacht! , dachte Emma. Von Mario fehlte zum Glück jede Spur.
»Wo steckt er nur?« Diana war kurz abgelenkt, dann erinnerte sie sich an den letzten Akt. »Macht nichts, dann kümmern wir uns jetzt eben um deine Frisur«, kommandierte Diana.
»Was hast du vor?« Emma wusste zwar, dass ihre Mähne nicht herzallerliebst war, doch dass sie so gar kein Mitspracherecht genoss, verärgerte sie.
»Vertrau mir, du wirst großartig aussehen!«
Daran zweifelte sie keine Sekunde, aber wäre sie danach noch sie selbst? Emma schaute zu den anderen Brautjungfern und bemerkte erst jetzt, dass alle Schmuck in den Haaren trugen: kleine Perlenketten, die auch die Braut tragen würde. Was sollte sie dagegen einwenden? Sie begab sich in die Hände der Haarstylistin und ließ sich möglichst ohne Murren an den Haaren herumziehen. Immerhin müsste diese Dame ganze Arbeit leisten, um ihr Chaos auf dem Kopf zu bändigen und sie hätte eine Sorge weniger.
»Mario beobachtet dich«, flüsterte ihr Diana plötzlich mit einem Lächeln zu.
»Und grinst bestimmt ganz gemein. Na super.« Auf diese Information hätte Emma auch verzichten können.
Diana schaute wieder kurz zu Mario. »So kenne ich meinen Bruder gar nicht«, murmelte sie. »Er sieht eher verliebt aus.«
Emma musste laut husten und nahm schnell einen Schluck Wasser. »Wenn, dann in den hochgesteckten Busen«, grummelte sie und verkniff sich jede weitere Spitze. Puh! Das Kleid erschwerte das Atmen und das Aufregen. Also sollte sie es besser sein lassen. Dass Mario sie jedoch beobachtete, beschäftigte ihre Gedanken mehr als sie erwartet hätte. Hatte er sich vielleicht wirklich geändert? Oder war er nicht so, wie sie ihn in jener Nacht erlebt hatte?
»Aua!«, schrie Emma überrascht, als die Stylistin erneut an ihren Haaren zupfte.
»Bleib tapfer!« Diana tätschelte ihr die Schulter.
Bleib tapfer? Leichter gesagt als getan! Während das Kleid binnen Minuten saß, dauerte selbst für den Profi der Kampf mit Emmas Haaren ewig. So lange, dass die anderen Brautjungfern sich schließlich verabschiedeten und sich zurück zum Anwesen kutschieren ließen. Es war längst Mittagszeit und Emmas Magen knurrte nach dem kleinen Brownie zum Frühstück unwillig.
»Wer schön sein will, muss leiden«, kommentierte die Signora die Prozedur. Emma meinte etwas Genugtuung in der Stimme mitschwingen zu hören. Also schaute sie flehend zu Diana. Auch deren Magen knurrte.
»Okay, okay, ich bin eine schlechte Gastgeberin. Vielleicht kann uns mein Bruder etwas holen.«
»Er ist immer noch hier!« Überrascht schnappte Emma nach Luft. Doch eine Antwort erhielt sie nicht. Diana verschwand für fünf Minuten aus ihrem Blickfeld und kam unerwartet verärgert schauend und ohne Essen zurück.
»Süße, Philipp hat mich gerade angerufen. Die Gäste fragen nach mir. Kannst du mich entbehren? Mario besorgt gerade was zum Essen für dich und er
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