Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In deinen Armen

In deinen Armen

Titel: In deinen Armen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
Vom Netzwerk:
und diese Unterlippe zitterte.
    Er geleitete sie in das Wäldchen und stellte eine vernünftige Frage. »Wie sollten wir das überhaupt bezahlen?«
    »Mit dem Geld, das du dabeihast.«
    Das zunehmende Gefühl, die Gegend zu kennen, lenkte ihn ab. »Unsere Barschaft ist geschrumpft, und wir sollten sie für den Notfall aufheben«, sagte er schließlich.
    »Ich stinke. Ist das vielleicht kein Notfall?«
    »Ich rieche nichts«, versicherte er, als sie das Wäldchen hinter sich hatten. Er stellte mit einem Blick fest, dass niemand sie beobachtete, und scheuchte sie über die Felder.
    »Aber nur, weil du selber auch stinkst.« Sie hörte sich säuerlich an.
    Er musterte sie mit dem peniblen Blick einer Kammerzofe.
    Der Schlamm hatte ihr Cape bis über die Knie hinauf hart werden lassen. Die Rast unter einem umgestürzten Fuhrwerk hatte ihren Hut irreparabel zerdrückt. Sie wusch sich zwar jeden Morgen das Gesicht, doch wenn sie Halt machten, sank sie jedes Mal auf der Stelle zusammen, weswegen sie beständig Schmutzstreifen im Gesicht trug. Ihre blauen Augen strahlten, ihre Gesichtsfarbe wäre gut gewesen, die Anstrengung hatte sie kräftiger und sogar noch schöner werden lassen, aber mittlerweile schien sie zu glauben, der Marsch nähme kein Ende mehr.
    Eine solche Haltung führte leicht dazu, die eigene Sicherheit außer Acht zu lassen. Und das konnte er nicht zulassen.
    Sie seufzte dramatisch und wies hinter sich. »Das Gasthaus ist in dieser Richtung.«
    Er sah sich um. Er kannte diesen Ort. Er wusste nicht, woher, aber er erkannte diese felsige Gegend wieder, den steilen Anstieg, wie der Wind ihnen oben ins Gesicht geschlagen hatte, die flache Senke auf der anderen Seite … und den Pfad, der sich gleich wieder den nächsten Hügel hinaufwand.
    Falls er Recht hatte … und seine Erinnerung zutraf … dann würde er für sie ein Bad finden. Ein Bad und ein welches Bett und einen willigen Gatten, auch wenn sie sich Letzteres nicht gewünscht hatte. »Ich bringe dich an einen Ort, der besser ist als ein Gasthaus«, sagte er.
    Sie vertraute ihm, was den Weg betraf, aber nicht, was ihrer beider Liebe anging. Sie hatte es nicht genauso gesagt, doch er hatte ihren wahnsinnigen Ausbruch am ersten Tag ihrer Wanderschaft nicht vergessen –
Ich bin nicht deine Frau
. Sie konnte sich wünschen, was immer sie wollte, aber Worte allein würden ihren Wunsch nicht erfüllen, und er hatte vor, ihr ganz genau zu zeigen, wie verheiratet sie waren. Bei der ersten sich bietenden Gelegenheit würde er Enid seine ganze Aufmerksamkeit widmen. Und er würde für diese Gelegenheit sorgen und, bei Gott, herausbekommen, warum sie sich zurückzog, wenn er sie über ihre gemeinsame Vergangenheit befragte, und warum sie wie ein Kaninchen in der Falle ausgesehen hatte, als er mit ihr über die Zukunft hatte sprechen wollen.
    Er bewegte sich zügig voran, achtsam wie immer, und im Gehen ein Spiel mit sich selbst spielend. Gleich auf der anderen Seite dieser Anhöhe würde sich linker Hand ein Wasserfall befinden. Ein verwittertes Steinmäuerchen würde den Pfad entlang zum nächsten Hügel hinauflaufen. Und unten im Tal würden die grünen Zweige eines Obstgartens wogen.
    Er behielt jedes Mal Recht. Sie kamen immer näher. Er spürte es tief in den Knochen. Bald war er bei seiner Familie und dann … oh, dann würde er wieder ein ganzer Mann sein, der Erinnerungen besaß, eine Mutter und eine Schwester … und er würde seine Feinde identifizieren und unschädlich machen.
    »Da drüben«, bedeutete er ihr, am Kamm der Anhöhe stehend. »Siehst du das?« Sie schob die Hutkrempe hoch. »Da ist eine Senke.«
    »Es ist besser, als es aussieht.«
    Sie war so erschöpft, dass sie ihn gar nicht fragte, woher er das wissen wollte. Er schlitterte den Pfad voran und stützte sie dabei mit der Hand am Ellenbogen.
    Sie gelangten auf einen anderen, noch schmaleren Pfad, eigentlich nur eine steil abfallende Rinne im Gras. Sie folgten dem Weg durch eine Gruppe aus Felsbrocken, allesamt größer als er, und plötzlich waren sie da, in einer kleinen, sonnenwarmen, von Hügeln umgebenen Senke.
    Er konnte sich beinahe erinnern, als kleiner junge hierher. gelaufen zu sein, um … jemanden zu besuchen. jemand Alten.
    Aber er konnte das Gesicht nicht sehen …
    Ihr
Gesicht. Es handelte sich um eine Frau. Sie lebte hier allein in einer Hütte mit einer Kuh und ein paar Hühnern. Sie hatte einen kleinen Obstgarten, den hohe Felsbrocken vor den Winterstürmen schützten

Weitere Kostenlose Bücher