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In deinen schlimmsten Träumen: Roman (German Edition)

In deinen schlimmsten Träumen: Roman (German Edition)

Titel: In deinen schlimmsten Träumen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Fox
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wichtig, dass er ein Junge ist und Spaß hat. Die Lehrpläne können warten, aber wenn er in seiner sozialen Entwicklung zurückbleibt, dann könnte ihn das für das ganze Leben schädigen.« Plötzlich unsicher geworden, nahm Anya noch einen Bissen. »Das ist so ziemlich das Einzige, worin Martin und ich einer Meinung sind.«
    Dan räusperte sich. »Heißt das, ihr könnt wieder miteinander?«
    »Es hat sich nichts geändert. Er ist immer noch auf der Suche nach dem richtigen Job, was auch immer er sich darunter vorstellt, und ansonsten will er sich nur amüsieren. Mich hält er für antisozial, was man daran sieht, dass ich die Fenster verriegle und die Türen abschließe. Er dagegen lässt jeden und alles rein, egal, wie kaputt einer aussieht.«
    »Genau wie bei meiner Ex.« Dan lachte. »Yin und Yang.«
    Im vergangenen Jahr hatte es eine Zeit gegeben, da hätte Anya sich in Dan Brody verlieben können. Er war mit einer Flasche Champagner zu ihr nach Hause gekommen und hatte sie zum Abendessen eingeladen, doch dazu war es nie gekommen. Dies war das erste private Gespräch seit damals. Es war ein komisches Gefühl, und doch auch ein gutes.
    Über Lautsprecher wurde ein vermisster Zweijähriger mit Spiderman-Pulli und passender Hose ausgerufen.
    Anyas Herz raste.
    Dann sagte die Sprecherin, das Kind befände sich am Informationsschalter, wo die Mutter es bitte abholen möge.
    Schweigend beendeten die beiden das Mittagessen, bis Dan fragte: »Gibt es denn Neuigkeiten über deine Schwester?«
    Aus irgendeinem Grund machte Anya die Frage nichts aus. »Nach diesem öffentlichen Aufruhr im letzten Jahr hat sich ein Medium bei Dad gemeldet und behauptet, er würde wissen, wo Miriam begraben ist, aber das war nur wieder ein Spinner. Es ist jetzt dreißig Jahre her, und wir erwarten eigentlich nicht mehr, dass wir je herausfinden, was wirklich mit ihr geschehen ist, aber trotzdem gibt man die Hoffnung nicht ganz auf. Wahrscheinlich kann man einfach nicht anders.«
    »Es war schlimm genug, meine Mutter durch den Brustkrebs zu verlieren«, sagte Dan. »Aber nicht zu wissen, was aus einem entführten Kind geworden ist – ich kann nur erahnen, was für ein unermesslicher Schmerz das sein muss.«
    Anya war sich nicht sicher, ob er wirklich vorgehabt hatte, laut zu sprechen oder nicht.
    Brody sah auf die Uhr. »Ich muss dann mal wieder. Kann ich dich noch begleiten?«
    Es nieselte, und sie liefen beide schweigend unter einem Regenschirm zurück. Anya fragte sich, was Brody auf dem Herzen haben mochte. Er wirkte aufgewühlt, hatte nichts von seiner üblichen Selbstsicherheit und Widerwärtigkeit.
    »Vor dem Essen hast du kurz eine heikle Sache erwähnt.«
    »Ach, das hat Zeit«, behauptete er, als sie sich der Kanzlei näherten. Vor der Tür ging Veronica Slater unter der Markise auf und ab. »Wo warst du denn? Ich warte schon fünf Minuten!«
    »Entschuldige, ich hatte eine Besprechung.« Brody wandte sich an Anya. »Kennst du schon den neuesten Zugang in unserer Kanzlei, Veronica Slater?«
    »Allerdings.« Anya rang sich ein Lächeln ab. Sie hatte nicht gewusst, dass Veronica sich den Weg in Brodys Kanzlei erschlichen hatte. Vielleicht erklärte das auch die hohen Absätze. Ohne die würde sie Dan nicht einmal bis zur Brust reichen.
    Veronica hakte sich bei Brody unter und griff mit der anderen Hand nach dem Regenschirm. »Ich bin am Verhungern. Lass uns meinen neuesten Sieg feiern gehen.«
    Wie ein braves Schoßhündchen folgte ihr der Anwalt. »Vielen Dank für dein Gutachten«, sagte er und machte sich zu seinem zweiten Mittagessen auf.
    Anya trat in den Regen hinaus und versuchte, sich die Enttäuschung nicht anmerken zu lassen.
    Wenn es etwas zu feiern gab, dann mussten die Geschworenen in der K.o.-Tropfen-Vergewaltigung ihren Spruch gefällt haben. Ihr schauderte, und sie hoffte, Naomi und ihre Familie würden die Nachricht verkraften können. Sie wusste nicht, was ihr mehr gegen den Strich ging – Veronica, die sich an der Erniedrigung ihres Opfers weidete, oder der Anblick eines Kollegen wie Dan Brody in Veronicas Fängen.
    Sie wich einer Pfütze aus und dachte darüber nach, was wäre, wenn man den Opfern noch detailliertere forensische Untersuchungen zumutete. Irgendwie schien es das einfach nicht wert zu sein, wenn den Tätern nicht mehr drohte als die überhöhte Rechnung einer Stöckelschuhe tragenden Anwältin.
    Zum ersten Mal war Anya froh, keine Tochter zu haben. Sie verabscheute die Veronicas dieser Welt –

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