In deinen schlimmsten Träumen: Roman (German Edition)
da drin zubringen, wenn sie dürften.«
»Das glaube ich gern! Mein Sohn wäre verrückt danach.«
Anya entschuldigte sich, ging an dem Mann vorbei und bat um die Erlaubnis, Jodies Blutdruck zu messen. Das war kein integraler Bestandteil der Untersuchung, aber es trug dazu bei, dem Opfer die Sache etwas weniger fremd erscheinen zu lassen. Und die erste Berührung erleichterte den Einstieg in die rechtsmedizinische Prozedur.
»Hundertzehn zu siebzig. Normal.«
Jodie ließ die Hand ihres Mannes los. »Wie alt ist er – Ihr Sohn?«
»Vier, aber bald fünfundfünfzig, kommt es mir manchmal vor.«
»Das ist heutzutage bei allen so.« Sie lächelte verkniffen.
»Jode, soll ich bei dir bleiben?«, erkundigte sich James.
Sie tätschelte ihm die Hand. »Du könntest deine Mum anrufen und fragen, wie es den Kleinen geht.«
Anya suchte nach dem Lichtschalter und zog die Vorhänge zu, dabei fiel ihr ein kleiner Spalt zwischen der Jalousie und dem Fensterbrett auf.
Im Verlauf der Untersuchung berichtete Jodie, der Täter habe ihr den Pulli über das Gesicht gezogen, so dass sie ihn nicht erkennen konnte. Dann habe er die Handschuhe ausgezogen und ihr die Finger brutal ins Fleisch gegraben. Quetschungen an ihren Brüsten belegten diese Version. Ein strichförmiges Hämatom auf der linken Seite, das sich zum Schlüsselbein hinaufzog, war praktisch deckungsgleich mit denjenigen, die Anya bereits gesehen hatte. Die Attacken häuften sich. Es würde noch weitere Frauen treffen, bevor er gefasst würde.
Sie nahm die Digitalkamera aus der Tasche. Ein Foto der Verletzung konnte dazu beitragen, die Waffe zu identifizieren, das war unbestreitbar.
»Der Abdruck, den das Messer zurückgelassen hat, ist ausgesprochen charakteristisch. Ich habe ihn schon zwei Mal gesehen.«
»Ist es überhaupt erlaubt, das im Haus zu tun? Also nicht bei Ihnen in der Praxis oder im Krankenhaus, meine ich.«
Anya lächelte. »Ganz und gar. Ich muss mich nur an das festgeschriebene Prozedere halten.«
Jodie hüllte sich in eine Wolldecke. »Demnach hat er das nicht zum ersten Mal gemacht?«
»Es sieht leider ganz danach aus. Damit die Polizei ihn festnehmen kann, wird sie das Messer ausfindig machen müssen. Das grenzt die Suche ein.«
»Mein Mann vertritt einen von den ganz großen Konzernen in Schadensersatzprozessen. Manchmal muss er sich furchtbare Fotos von Operationsnarben und Verletzungen anschauen.« Sie klammerte sich an die Decke. »Tun Sie, was Sie tun müssen.«
»Der Messerabdruck dürfte das Wichtigste sein, Ihre Brüste können wir abdecken, damit Sie sich weniger nackt fühlen.«
So schnell es ging, machte Anya die Digitalfotos, wobei sie ein Maßband neben das Hämatom legte, dann breitete sie Jodie die Wolldecke wieder über die Schultern und setzte die Untersuchung fort.
Sie folgte dem Prozedere der Materialentnahme und versiegelte sorgfältig jedes Röhrchen, um die Beweiskette nicht zu zerstören.
»Haben Sie das Stelzenhaus selbst gebaut? Das ist natürlich toll, dass es eine Stalltür hat, die die Kinder halb geschlossen lassen können.« Anya bemühte sich, so gut es ging, um ein belangloses Gespräch, während sie die innere Untersuchung durchführte.
»Das war schon da, als wir eingezogen sind, und die Katzen sind einfach nicht daraus zu vertreiben. Der Riegel ist kaputt, deshalb lässt es sich nicht zusperren.« Jodie stöhnte auf und krampfte die Beine zusammen, doch dann entspannte sie sich wieder und starrte an die Zimmerdecke. »Ich kann gar nicht zählen, wie oft ich schon versucht habe, den Katzenpissegestank da rauszuwaschen.«
Anya ortete die Blutung. Auch die passte zu den bisherigen Vergewaltigungen. »Die Blutung müsste in ein, zwei Tagen verheilt sein. Das ist wie eine Kratzwunde in der Scheide.«
»Bitte keine Fotos mehr.« Jodie stiegen die Tränen in die Augen.
»Keine Angst, ich mache keine mehr. Dann wären wir mit der Untersuchung fertig«, schloss Anya und deckte Jodie vorsichtig am ganzen Körper mit der Wolldecke zu, nachdem sie ihr eine Monatsbinde aus der Arzttasche gegeben hatte. »Das Handtuch, auf dem Sie sitzen, muss ich trocknen und in einem Beutel mitnehmen.«
Jodie nickte. »Kann James wieder rein?«
»Natürlich.«
Anya ließ den nervösen Ehemann herein.
»Ich bin sofort wieder da«, sagte sie und suchte nach Detective Sorrenti, die sie schließlich im Vestibül fand, wo sie den Spurensicherern Anweisungen gab.
»Wie ich höre, haben Sie sich mit Hayden Richards
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