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In deinen schlimmsten Träumen: Roman (German Edition)

In deinen schlimmsten Träumen: Roman (German Edition)

Titel: In deinen schlimmsten Träumen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Fox
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mahnte er in gespieltem Ernst. Bereitwillig erläuterte Anya den Grund ihres Besuchs, und er ließ sie durch.
    »Ich will hoffen, dass er stubenrein ist, sonst müssen Sie den Dreck selber aufwischen«, rief er ihr kichernd nach.
    Ben schob seine Hand in Anyas freie Hand, und sie folgten der Beschilderung in den Skelettsaal.
    »Wow! Schau dir das an«, rief er und rannte auf das zentrale Schaustück zu. Ein Mensch saß, flankiert von einem Hund, einer Katze und einer Ratte in einem Schaukelstuhl, allesamt als Gerippe.
    »Was ist das?«, fragte er und zeigte auf das Tiergerippe.
    »Das da ist der Hund, der die Katze jagt, und die jagt …«
    »Voll die Riesenmaus! So eine große hab ich überhaupt noch nie gesehen.«
    Anya lachte und fragte sich, wie viele Mäuse ihr Sohn wohl überhaupt schon gesehen hatte. »Das ist eine Ratte. Die sind größer als Mäuse.«
    Wieder griff Ben nach der Hand der Mutter. »Schaust du innen drin auch so aus?«
    »Ganz genauso«, bestätigte sie. »Komm, schau dir den mal an.«
    Sie bugsierte ihn auf ein menschliches Gerippe zu, das hinter einer Glasscheibe Fahrrad fuhr. Auf der Besucherseite stand ein zweites Fahrrad bereit.
    »Wenn du draufsteigst, kannst du sehen, welche Teile sich beim Treten bewegen.« Sie stellte den Hund ab und hob Ben in den Sattel, aber seine Beine reichten nicht bis zu den Pedalen hinunter. Also saß er nur da und tat so, als führe er Rad.
    »Du bist dran«, sagte er. Anya hob ihn herunter und saß selbst auf. Sie trat, so schnell sie konnte, in die Pedale, und Ben lachte schallend über die Bewegungen des Skeletts. »Darf ich wieder aufhören?«, flehte sie nach einer Minute. »Ich bin völlig außer Atem.«
    Sie spazierten weiter und schauten zur Giraffe hinauf. »Wow!«
    »Hast du gewusst, dass das Herz sich fürchterlich anstrengen muss, um das Blut bis ganz hinauf in den Kopf zu pumpen? Wenn sie sich bückt und dann zu schnell wieder aufrichtet, kann es passieren, dass sie in Ohnmacht fällt.«
    »Ich hab in Büchern gesehen, wie die sich zum Trinken runterbeugen. Die machen mit den Beinen so.« Er spreizte die Beine im Stehen, so weit er konnte, und kippte dann, zu seinem größten Vergnügen, vornüber.
    Anya lachte. »Schau mal da.« In einer Vitrine auf der anderen Seite des Saals war ein kompletter Delphin. Verblüfft betrachtete Anya die Knochen in der Flosse. Sie hatte sich noch nie mit Meeressäugern beschäftigt.
    »Ist das ein Elefant?«, fragte sie.
    »NEIN!« Er musste laut lachen.
    »Ein Goldfisch?«
    »NEIN!« Kichernd sagte er: »Mum, dafür ist er doch viel zu groß.«
    »Aber was ist es dann?«
    »Er hat eine Delphinschnauze und Delphinflossen …«
    »Ich weiß! Es ist ein Wal!«, behauptete sie mit alberner Stimme.
    Ben bog sich vor Lachen und tätschelte ihr den Rücken. »NEIN! Es ist ein Delphin!«
    Anya liebte diese Spiele. Mit Ben herumzualbern war mit das Schönste am Muttersein. Und wenn sie in ihrem Arbeitsalltag noch so sehr in Tod und Trauma verstrickt war, es waren einfache Vergnügen wie dieses, die das Wichtigste waren. Sie wünschte sich, dass mehr Leute das erkennen würden, und sank auf die Knie, um ihm einen Kuss zu geben. Er revanchierte sich mit einer Umarmung.
    Dass sie Braunauge mit herumtragen mussten, schmälerte das Vergnügen nicht im Geringsten. Nur die komischen Blicke erinnerten sie daran, dass sie nicht einfach mit ihrem Haustier spazieren gingen. Er wirkte in diesem Gebäude voller ausgestopfter Vögel und Säugetiere nämlich keineswegs fehl am Platz.
    Nach zwei Runden durch den Saal erklärte Ben den »Reitenden Geistercowboy« zu seinem Lieblingsexponat. Um halb elf machten sie sich ins Entdeckerland auf.
    »Wow! Das ist ja super hier«, freute sich Ben. »Mum, darf ich spielen gehen?«
    »Aber sicher darfst du.« Der Mann an der Information stand auf und ließ seinen hochoffiziellen weißen Kittel sehen. »Genau dazu ist das alles ja da.«
    Ben lief zu den kleineren Schaustücken, und der Mann wandte sich an Anya. »Sie müssen Dr. Crichton sein. Tim Weston. Wir haben telefoniert.«
    »Vielen Dank, dass Sie heute extra hereingekommen sind«, sagte sie.
    »Keine Ursache. Schauen wir doch mal, was Sie da haben.« Er ging mit Hund und Decke zu einer seitlichen Installation mit Bänken voller ausgestopfter Eidechsen, Reptilien und Beuteltiere. Im Vergleich dazu wirkte Braunauge geradezu riesig.
    Anya ließ den Blick durch den fast leeren Raum schweifen und sah Ben auf einem Hocker knien, um an das Okular

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