In deiner Hand
wurde ich vom Boden gehoben. Eriks Blick war so schneidend wie die Küchenmesser meiner Mum. Brians Geruch hüllte mich sofort ein und die Hitze, die sein Körper ausstrahlte, war so überwältigend, dass ich mich an ihn kuscheln und einfach nur schlafen wollte.
„Das ist verrückt“, knurrte Erik und starrte mich mit zusammengebissenen Zähnen an.
„Du weißt, dass sie bei mir sicher ist!“, meinte Brian und rückte mich auf seinen Armen zurecht.
„Das kommt wohl auf die Situation an“, murmelte Erik. Brian stöhnte genervt, garantiert schüttelte er den Kopf. Ich konnte Eriks Verhalten absolut nachvollziehen, würde ich doch genauso reagieren, käme Brian auf die Idee ein anderes Mädchen durch die Gegend zu tragen. Erik sah mich an und der Blick sprach Bände:
Lass die Finger von ihm, sieh ihm am besten gar nicht ins Gesicht, denk nicht mal an ihn, wenn ihr nicht im selben Raum seid – halte dich einfach von ihm fern!
Erik traute mir nicht, was ich ihm nicht verübeln konnte. Immerhin hätte ich auch protestieren und selber zu Fuß gehen können, blieb aber in Brians Armen. Dieser scheiß Egoismus. Fühlte es sich doch einfach zu gut an, ihm so nah zu sein. Scheißdreck! Erik senkte schließlich den Blick.
„Okay“, meinte er nur und marschierte ohne ein weiteres Wort davon.
„Er kriegt sich wieder ein“, meinte Taylor leise. „Er weiß, wie wichtig es ist, dass du in Sicherheit bist.“
„Hmm.“ Trotzdem fühlte es sich nicht gut an, ihn so davon gehen zu sehen. Linda, die neben Taylor stand, sah Erik unsicher nach.
„Bist du sicher, dass wir das Richtige tun?“, wollte sie an Brian gewandt wissen. „Das werden wir herausfinden.“
„Es ist gefährlich, für euch beide!“, fügte sie zweifelnd hinzu und tätschelte Taylors großen Kopf. Er verzog das vernarbte Gesicht zu einen unglücklichen Lächeln und sah mich an.
„Wir werden schon rausfinden was hier los ist. Bis dahin verlasst ihr das Haus lieber nicht, klar?“ Er nickte in Jenks Richtung. „Wir können von Glück reden, dass Verry noch lebt!“
Jenks senkte den Kopf. „Ich hätte nie für möglich gehalten, dass sie …“ Er schüttelte fassungslos den Kopf.
„Wir gehen. Ich möchte dass Onyx davon unterrichtet wird, Taylor! Nimm diesen Versager mit und lasst euch nicht abwimmeln.“ Taylor nickte nur und verschwand ebenfalls in der Dunkelheit. Brian sah Linda an. „Ich möchte noch ein wenig hierbleiben“, druckste sie herum und schielte zu der Stelle mit dem Baum. Ich fragte mich, ob ich mir das auch nur eingebildet hatte, oder ob ihr emotionaler Zusammenbruch vor meinen Augen doch real war.
Brian seufzte. „Du kannst dich nicht ewig daran klammern.“
„Das weiß ich selber“, gab sie trotzig von sich und sah Brian mit solch traurigen Augen an, dass ich den Blick abwandte. „Aber bist du nicht derjenige von uns, der am längsten daran festhielt? Lass mir meine Zeit, du hast sie dir ja auch genommen.“ Daraufhin sagte Brian gar nichts mehr.
Er drehte sich mit mir auf dem Arm von Linda weg und für einen grässlich langen Augenblick wurde ich mit ganzer Kraft gegen ihn gepresst und bekam kaum Luft.
Eine Zeit lang stand Brian schweigend vor unserem Haus. Zum Glück war es mitten in der Nacht und unsere Nachbarn schliefen längst. Er seufzte leise. Mit langsamen Schritten überquerte er unseren Vorgarten. Er ließ mich an der Haustür nicht runter und ich fragte mich, wie er überhaupt die Tür aufschließen konnte. Sein Weg führte direkt nach oben, an meinem Zimmer vorbei zum Bad. Brian setzte mich vor der Tür ab und sah mich lange an, dann räusperte er sich.
„Du gehst jetzt da rein und nimmst ein heißes Bad …“ Der Satz hing irgendwie unbeendet im Raum. Brian schien regelrecht mit den Worten zu kämpfen. Doch als er den Mund öffnete, klappte er ihn kopfschüttelnd wieder zu und wandte sich ab.
„Hör zu …“ Wieder brach er ab und fuhr sich mit beiden Händen grob durchs Haar. „Ich möchte … ich verlange von dir, dass du … wir können es uns nicht leisten, dass Malik weiterhin eine solche Macht auf die ausübt … verstanden?“
Er stand mit dem Rücken zu mir und mein Herz pochte fest gegen meine Rippen. Brian drehte den Kopf zu mir.
„Hast du es verstanden?“
„Ehm … ich … soll ein Bad nehmen?“, wiederholte ich irritiert.
„Und du sollst …“ Er schlug die Augen nieder und murmelte „Ich kann nicht glauben, dass ich das jetzt sagen muss.“ Dann sah er mich wieder an. „Geh da rein und
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