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In deiner Hand

In deiner Hand

Titel: In deiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joey Tintenfee Lewis
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jemand in der Umkleide gewesen war! Vielleicht sogar genau dann, als Malik gerade bei mir unter der Dusche war. Ich riss die Augen auf und starrte das Kopfkissen an. Die Tür, die die beiden Räume voneinander trennte, war nicht besonders dick. Wenn es also einer fremden Person gelungen war, durch eine geschlossene Tür einzudringen, dann lag auf der Hand, dass sie uns belauscht hatte. Und Gott bewahre, der Einzige, der draußen auf dem Flur herumgelungert war, war Haiss gewesen! Das ergab überhaupt keinen Sinn! Das war absurd! Aber andererseits leuchtete es trotzdem irgendwie ein. Laut Maliks Aussage war ich dem Kerl ein Dorn im Auge. Was sollte das also werden, was bezweckte Haiss damit? Eine weitere Provokation? Ein Aufruf zum erneuerten Regelbruch? Eine Hoffnung, dass ich mir vielleicht dieses Mal das Genick brach? Was zum Geier hatte dieser Typ gegen mich? Ich war nur eine schwache Sterbliche, nichts besonderes. Wieso also sollte ein Vampir einen Groll gegen mich hegen? „Er ist eifersüchtig! Kannst du dir das vorstellen?“, hallten Maliks Worte durch meinen Kopf.
Das war doch lachhaft! Trotzdem wünschte dieser Typ sich meinen Tod. Ich selbst hatte versucht ihn zu erschlagen! Aufgespießt hatte ich ihn!
„Malik hat mich gezwungen!“, flüsterte ich und schob das Board soweit von mir, bis es auf dem Fußboden landete. Was für eine erbärmliche Entschuldigung. Die würde mir bestimmt jeder abkaufen. „Tut mir echt leid, Officer, aber der Vampir hat gedroht meine Mutter umzubringen!“
Ab in die Klapse und Tür zu! Natürlich wollte ich mir nicht eingestehen, dass ich mehr als erleichtert gewesen war, als Linda mir offenbarte, dass Haiss noch lebte. Von Malik wusste ich bereits, dass ein normal Sterblicher kaum in der Lage war, einem Vampir Verletzungen zuzufügen. Ich hatte es am eigenen Leib erfahren dürfen. Als Malik mich das erste Mal anfasste, brach ich mir die Fingerknochen meiner rechten Hand bei dem Versuch, ihm eine reinzuhauen. Genauso schnell wie sie gebrochen waren, hatte Malik sie wieder geheilt. „Siehst du?“, hatte er geflüstert und mich lüstern angestarrt. „Du hast keine Chance gegen mich!“ Ich würde nie die Demütigung vergessen, die ich in diesem Moment empfand, als er mir ungeduldig die Kleider vom Leib riss und mich wie ein hungriger Geier umkreiste. Jeder Blutsauger besaß angeblich die Fähigkeit, seine eigenen Wunden zu heilen. Je älter der Vampir war, desto schneller die Wundheilung. Haiss war also rein theoretisch in der Lage, sich selbst zu heilen. Und rein theoretisch hätte ich überhaupt nicht dazu fähig sein dürfen, ihn zu verwunden. Trotzdem hatte Linda eine lange Liste von Verletzungen aufgezählt, die Haiss mir zu verdanken hatte. Ich wusste nicht, wie alt Haiss war, aber laut ihren Worten, waren die Wunden doch schlimm genug, um einen Vampir außer Gefecht zu setzen. Ich streckte die Arme zur Seite und atmete den Duft frischgewaschener Bettwäsche tief ein. Linda wusste natürlich nicht, was Haiss wirklich war. Sie ging ja davon aus, dass er mich zu irgendetwas genötigt hatte und ich ihm eine Lektion erteilen wollte. Linda hatte keine Ahnung, oder? Ihr merkwürdiges Verhalten warf so viele Fragen auf, dass mir schwindelig wurde. Hinzukam dieser eigenartige schwarze Nebel, der einen kleinen Teil meiner Erinnerungen verdunkelte. Ich kam ums Verrecken einfach nicht darauf, was ich in dem Flur noch gesehen haben könnte. Fakt war, Linda war nicht allein dort gewesen. Demzufolge hatte sie ihre Finger auf jeden Fall im Spiel! Wieso sonst war nirgendwo Polizei gewesen, oder mindestens ein Officer, der mir – uns – Fragen gestellt hatte. Der ganze Flur war voller Blut gewesen. Das Krankenhaus, die Ärzte, irgendjemand musste doch die Polizei informiert haben! Wer hatte so viel Einfluss, dass all dies unerkannt blieb?
„Damian“, flüsterte ich. Das ergab leider Sinn. Damian hatte Haiss verschwinden lassen, damit niemand Verdacht schöpfte. Er würde nie zulassen, dass ich im Knast landete, dafür geiferte er zu sehr nach meiner Jungfräulichkeit. Der Vampir hatte demzufolge alle Spuren beseitigt und Morgen würde kein Schwein auch nur einen einzigen Blutfleck vorfinden. Und wenn jemand doch Fragen zu stellen begann, würde Damian eine andere Lösung finden. Dabei wäre es doch – ich schämte mich wegen dieses Gedanken – ein Leichtes für Malik, Haiss einfach spurlos aus dem Weg zu räumen, anstatt diesen ganzen Aufwand auf sich zu nehmen. Immerhin wollte er

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