In den Armen des Eroberers
klang ausdruckslos. »Du bist überreizt. Und du hast deine Entscheidung noch nicht getroffen.«
Honoria richtete sich zum Sitzen auf und wandte sich ihm zu. »Ich bin nicht mehr überreizt. Und ich habe meine Entscheidung längst getroffen.«
Devil biß die Zähne zusammen. »Ich bringe dich nicht zu Bett und mache dich nicht zu meiner Frau, nur weil du Angst vor Gewitter hast.«
»Lächerlich.« Innerlich fühlte sie sich weich, warm und doch so leer.
»Vergiß es.« Devil knirschte die Worte förmlich hervor. »Sitz um Himmels willen still.«
Honoria sah zu ihm auf, stieß einen erstickten, empörten Ton aus und lehnte sich wieder an seine Brust.
»Schlaf jetzt.«
Sie biß sich auf die Zunge. In der Orangerie hatte sie ihn in Erstaunen versetzt; als sie nach dem Unfall seine Wunden behandelt hatte, war er schlichtweg überfordert gewesen. Den Fehler, sich von ihr berühren zu lassen, würde er nicht noch einmal begehen, und somit hatte sie keine Chance, seinen Körper zur Erzwingung eines Sinneswandels zu bewegen.
Die sie umfangende Wärme lockerte ihre verkrampften Muskeln. Geborgen und siegesgewiß fiel sie in einen ruhigen Schlaf.
16
Donnng.
Devil erübrigte keinen Blick für die Wanduhr, die er auf der Treppe passierte. Auf der Galerie angelangt, hob er wie zum Gruß die Kerze vor dem Porträt seines Vaters und schritt den langen Flur entlang zu seinen Gemächern.
Er schloß die Tür hinter sich, stellte den Kerzenleuchter auf dem Frisiertisch ab und knöpfte seine Weste auf.
Als er die Hand ausstreckte, um seine Krawattennadel in ihre Schachtel zu legen, sah er im Spiegel etwas Weißes hinter sich schimmern.
Sein Kopf fuhr herum. Geräuschlos schlich er zu dem Sessel am Feuer.
Noch bevor er das seidene Kleidungsstück berührte, wußte er, wem es gehörte. Das niedergebrannte Feuer verbreitete noch genug Wärme, um ihren Duft aufsteigen zu lassen. Devil konnte sich gerade noch zurückhalten, die weiche Seide an sein Gesicht zu pressen und den betörenden Geruch einzuatmen. Mit einem erstickten Fluch ließ er den Peignoir fallen, als hätte er sich die Finger versengt. Langsam drehte er sich zum Bett um.
Er traute seinen Augen nicht. Trotz der Entfernung sah er ihr kastanienfarbenes Haar, das sich wie ein Fächer auf dem Kissen ausbreitete. Sie lag auf der Seite, das Gesicht der Bettmitte zugewandt. Ihr Anblick zog ihn magnetisch an. Bevor er wußte, was er tat, stand er am Bett und betrachtete sie.
Keine Frau hatte jemals in seinem Bett geschlafen – zumindest nicht, wenn er in der Residenz war. Sein Vater vertrat den Grundsatz, daß das Bett eines Herzogs einzig und allein seiner Herzogin vorbehalten war, und er pflichtete ihm bei. Des Nachts in sein Zimmer zu kommen und die einzige Frau, die er sich in seinem Bett wünschte, zwischen den Laken vorzufinden, machte ihn schwindeln.
Er konnte nicht denken.
Aber er mußte denken, mußte sicher, ganz sicher sein, daß er sich nicht an der Nase – nein, nicht an der Nase, sondern an einem anderen Körperteil – herumführen ließ und eine Tat beging, die er später bereuen würde. Er hatte seinen Standpunkt klargemacht und war überzeugt, damit richtig gehandelt zu haben. Vielleicht war es nicht üblich, sich ihrer bewußten Hingabe von Herz, Verstand und Seele zu vergewissern, doch für ihn und mit ihr mußte es einfach so sein.
Sein Blick wanderte über ihr rosig getöntes Gesicht und weiter, um sich vorzustellen, was das Laken verbarg. Mit einem innerlichen, wilden Fluch fuhr er herum und begann, verbissen auf und ab zu schreiten. Der Teppich verschluckte seine Schritte. Warum zum Teufel war sie hier?
Er warf einen bitterbösen Blick in ihre Richtung und sah ihre leicht geöffneten Lippen. Wieder meinte er, das drängende, ungeheuer weibliche Seufzen zu hören wie seinerzeit in der Orangerie, als sie sich unter seinen Händen gewunden hatte. Mit einem gedämpften Kraftausdruck stapfte er zur anderen Seite des Bettes, von wo aus ihr Anblick nicht gar so quälend war.
Drei Minuten später war er noch immer keines einzigen nicht wollüstigen Gedankens fähig. Er äußerte einen letzten, empörten Fluch und kehrte sich wieder dem Bett zu. Sich auf die Kante zu setzen war zu gefährlich angesichts ihrer Neigung, ihn anzufassen. Neben dem geschnitzten Pfosten am Fußende blieb er stehen und ergriff unter der Bettdecke ihren Knöchel. Er rüttelte daran.
Sie versuchte, ihm ihren Fuß zu entziehen. Devil griff fester zu und rüttelte
Weitere Kostenlose Bücher