In den Armen des Eroberers
gestört werden.«
»Sehr wohl, Euer Gnaden.«
Devil scheuchte den wartenden Diener weg, trat in die Bibliothek und schloß die Tür hinter sich.
Honoria stand am Schreibtisch und trommelte mit den Fingern auf die Kante. »Ich möchte über die zu erwartende Reaktion der Gesellschaft sprechen, wenn bekannt wird, daß ich dich nicht heirate.« Das schien ihr als Einleitung zu genügen.
Devils Brauen schossen in die Höhe. »Ist das alles?«
»Ja.« Honoria setzte eine finstere Miene auf, als er nicht stehenblieb, sondern wie ein Raubtier immer näher kam. »Es ist zwecklos, die Augen davor zu verschließen, daß es einen gehörigen Aufruhr verursachen wird.« Sie begann, genauso langsam wie er, den Schreibtisch zu umrunden. »Du weißt genau, daß es nicht nur dich, sondern die gesamte Familie betreffen wird.« Ein Blick über die Schulter zeigte, daß er nur wenige Schritte hinter ihr war und sie unablässig verfolgte. »Es ist einfach unvernünftig zuzulassen, daß sich die Erwartungen steigern.«
»Und was schlägst du vor?«
Honoria ließ den Schreibtisch hinter sich und strebte dem Kamin zu. »Du könntest andeuten, daß noch nichts zwischen uns geklärt ist.«
»Warum?«
»Wie soll ich das wissen?« Über die Schulter hinweg schleuderte sie ihm einen Blick entgegen. »Du mußt dir halt etwas einfallen lassen.«
Devil, sechs Schritte hinter ihr, behielt sie fest im Auge.
»Warum?«
»Warum?«
»Warum sollte ich mir etwas einfallen lassen?«
»Weil …« Mit einer unbestimmten Handbewegung zog Honoria sich in eine Zimmerecke zurück. Sie blieb stehen und betrachtete die Bücher in den Regalen. »Weil es unabdingbar ist.«
Sie holte tief Luft, kreuzte im Geiste die Finger und fuhr herum. »Weil ich nicht will, daß irgendwer auf Grund meiner Entscheidung der Lächerlichkeit preisgegeben ist.«
Wie sie gehofft hatte, war Devil längst nicht mehr sechs Schritte entfernt. Aus allernächster Nähe sah er ihr eindringlich in die Augen. » Ich bin der einzige, der Gefahr läuft, sich der Lächerlichkeit preiszugeben. Und dadurch lasse ich mich weiß Gott nicht einschüchtern.«
Honoria wehrte sich gegen die Erkenntnis, daß sie in der Falle saß. »Du bist zweifellos der unverschämteste, arroganteste, eingebildetste …« Er wandte seinen Blick ab. Honoria hielt den Atem an.
»Bist du fertig?«
Die Frage klang ausgesprochen beiläufig. Devil hob die Lider und sah sie erneut an; Honoria nickte, wenn auch mühsam.
»Gut.« Wieder senkte er den Blick, hob dann eine Hand, legte sie an ihre Wange und neigte den Kopf.
Honoria schloß langsam die Augen, und als sie seine Lippen auf ihren spürte, hielt sie sich krampfhaft hinter ihrem Rücken am Bücherregal fest und kämpfte gegen ihr Triumphgefühl an. Sie hatte den Wolf dazu gebracht zuzuschlagen, und er hatte nicht einmal gemerkt, daß er geködert wurde.
Das erregende Triumphgefühl stieß auf das erregende Entzücken, das sein Kuß in ihr hervorrief; sie öffnete die Lippen, begierig darauf, seine Leidenschaft zu erforschen, noch einmal die Lust zu erleben, die sie in seinen Armen kennengelernt hatte. Er verlagerte sein Gewicht, und sie stöhnte. Einen Augenblick lang spürte sie sein Gewicht, während seine Lippen ihren Mund weiter öffneten und seine Zunge sie gierig schmeckte. Die plötzliche Woge des Verlangens überrumpelte sie; unverzüglich dämmte er sie ein und beschränkte sich auf ein langsames, beständiges Plündern, um mit viel Geduld ihren Widerstand in Luft aufzulösen.
Dieser Augenblick unverstellten, urwüchsigen Gefühls heizte Honoria an – sie wollte es kennenlernen, noch einmal kosten; sie mußte noch viel mehr lernen. Ihre Hände lösten sich vom Bücherregal und glitten unter seine Jacke. Seine Weste trennte sie von seiner Brust; zum Glück waren die Knöpfe groß. Während ihre Finger sich daran zu schaffen machten, neigte sie den Kopf dem Druck seiner Lippen entgegen. Zuerst zaghaft, dann immer forscher, erwiderte sie seinen Kuß.
Sein letzter Kuß lag viel zu lange zurück.
Das empfand Devil auch; er war so ausgehungert, so vertieft in das Auskosten ihres berauschenden Geschmacks, daß Minuten verstrichen, bevor er bemerkte, daß sie ihn ebenfalls aktiv küßte. Sie bot ihm nicht nur ihre Lippen, ihren weichen Mund, nein, sie küßte ihn. Vielleicht etwas unbeholfen, aber doch mit der entschlossenen Direktheit, die all ihrem Tun eigen war.
Die Erkenntnis ließ ihn innerlich stutzen. Sie schmiegte sich enger an ihn,
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