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In den Armen des Feindes

In den Armen des Feindes

Titel: In den Armen des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Rock
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äußerst ungewöhnlich, wenn ein Eroberer mitten im Kriegsgeschehen Gefangene machte. Beaumont war gewillt gewesen, jeden an der Mauer des äußeren Hofes zu opfern.
    Zu gern hätte Malcolm diesem hasenherzigen Beaumont gegenübergestanden und dem Feigling alle Glieder einzeln ausgerissen, um Rache für die sechs Männer zu nehmen, die er verloren hatte. Doch der vormalige Besitzer war nirgends zu finden. Stattdessen war das einzig greifbare Ziel seiner Rache Wills stolze Schwester gewesen. Ihr geschickter Umgang mit der Armbrust hätte jeden Vater in den Highlands mit Stolz erfüllt. Für ihre Tapferkeit hatte Malcolm sie nur ungern mit dem Kerker belohnt, aber als er den Stolz in ihren Augen gesehen hatte, war ihm klar gewesen, dass sie niemals untätig herumsitzen würde, während er ihr Heim an sich riss.
    Es war für alle sicherer, wenn sie eingesperrt war und kein Unheil anrichten konnte.
    Da er nun die Burg unter seiner Kontrolle hatte, konnte er sie ja vielleicht wieder freilassen. Mit diesem Entschluss verspeiste Malcolm das letzte Stück Obst, erhob sich und verließ, den Hund an seiner Seite, die Halle und stieg in den Kerker hinab.
    "Lachlan Gordon!", schrie er dem schlafenden Wächter ins Ohr, nachdem er die Tür gefunden hatte, die in die unterirdischen Gewölbe der Burg führte.
    Der sehnige alte Mann sprang hastig auf, so dass die Schlüssel an seinem Gürtel klirrten. "Ja, Sir, sie ist fest und sicher verwahrt."
    "Dann lass mich ein, guter Mann. Wir können die Burgherrin nicht die ganze Woche eingesperrt lassen." Malcolm grinste den alten Highlander an, der die Tür bewachte. Eigentlich hatte er Lachlan zu dieser Belagerung gar nicht mitnehmen wollen. Der Alte war indes so widerborstig geworden, dass er ihm seinen Wunsch nicht länger hatte ablehnen können. Unter Ians Herrschaft ging es seit langer Zeit ruhig und friedlich im Land der McNairs zu, und einige der Männer brannten darauf, aus reiner Abenteuerlust loszuziehen.
    Malcolm konnte nur hoffen, eines Tages die Chance zu erhalten, auch ein so starker Laird zu werden wie sein Bruder.
    "Können wir nicht?" Lachlan rieb sich den Bart und schien über diese Neuigkeit nachzudenken. "Dann tut es mir Leid. Ich fürchte, ich hab mich nicht viel um die Gefangene gekümmert."
    "Was meinst du damit?" Malcolm stand starr da und musste die Worte des alten Mannes erst einmal überdenken.
    "Na ja, sie hat nicht viel zu essen bekommen, und ihre kleine Zofe habe ich nur für kurze Zeit zu ihr gelassen. Ich wusste ja nicht, dass ich sie anders als die üblichen Gefangenen behandeln sollte."
    Malcolm beschlich ein ungutes Gefühl bei dem Gedanken, wie es Lady Rosalind ergangen sein mochte. Er rief sich das Bild von Beaumonts Herrin hoch droben auf den Zinnen ins Gedächtnis zurück. Sie war ein starkes und auch furchtloses Mädchen. Gefangen zu sein würde sie nicht schrecken. Dann tauchte noch eine andere Erinnerung vor seinem geistigen Auge auf: Rosalind, wie sie bei seiner Ankündigung, sie in den Kerker zu werfen, zusammenbrach.
    "Jetzt mach schon die Tür auf!"
    Lachlan fummelte mit den Schlüsseln herum. Endlich gelang es ihm, das verrostete Schloss zu öffnen.
    Malcolm griff nach einer Fackel, ging an dem Wächter vorbei und fluchte über sich, weil er die Herrin der Burg einem geistig nicht mehr sehr hellen alten Mann anvertraut hatte. Er ließ den Blick über die feuchten Mauern schweifen. Zwar gab es hier einige Zellen, doch in keiner von ihnen konnte er eine Bewegung erkennen.
    Dann erklang aus dem entferntesten Verlies ein Niesen.
    Malcolm eilte dem Geräusch nach und schob die Tür zur letzten Zelle auf. Hölle und Teufel. Zu einem Häufchen Elend zusammengerollt und in eine zerschlissene Decke eingehüllt schlief die frühere Herrin von Beaumont auf einer Matratze. Allerdings ähnelte sie jetzt eher einer Bettlerin in den Straßen von Edinburgh.
    Malcolm kniete neben ihr nieder und hob sie hoch. Noch immer trug sie das grüne Kleid, das er zuletzt an ihr gesehen hatte, doch die strahlende Farbe war unter einer Schmutzschicht verschwunden. Von Rosalinds Körper ging eine fiebrige Hitze aus, und sie zitterte heftig. Als er zur Treppe ging, flatterten mit einem Mal ihre Lider.
    "Sie sind tot", murmelte sie mit glasigem Blick und starrte ihn blicklos an. "Alle …"
    Ihre Augen schlossen sich wieder, und in der zunehmenden Helligkeit konnte Malcolm die tiefen dunklen Schatten unter ihnen erkennen.
    "Such nach Gerta, dieser aufdringlichen Amme", rief

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