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In den Armen des Feindes

In den Armen des Feindes

Titel: In den Armen des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Rock
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er Lachlan zu, sobald er aus dem Kerker trat.
    "Ja." Der alte Mann beeilte sich, doch Malcolm hatte noch den besorgten Ausdruck auf seinem Gesicht sehen können.
    Während er die Stufen zum Wohnturm hinaufging, grübelte er über Rosalinds Worte nach. Wer war gestorben?
    Gewissensbisse plagten ihn, wenn er auf die erschöpfte Gestalt in seinen Armen niederblickte. Unter seinen Händen fühlte er ihre weichen, weiblichen Formen. Doch an so etwas wollte er lieber nicht denken. Die Männer der McNair waren dazu erzogen worden, Frauen zu achten. Malcolm wusste aus eigener Erfahrung, wie schwach sie sein konnten. Letzten Winter erst war Ians junge Frau, zu zart für die rauen Bedingungen des Hochlandlebens, im Kindbett gestorben.
    Nicht alle Frauen besaßen die Zähigkeit der Hochlanddistel und ein Herz aus Stein wie die Frau, die er einst hatte heiraten wollen.
    Malcolm betrachtete Lady Rosalinds Gesicht und war erneut verblüfft darüber, wie jung und zart sie war. Ihr Körper wärmte ihn wohlig, während er sie auf seinen Armen trug. War das dasselbe Mädchen, das gestern stolz gegen eine kleine Armee gekämpft und ihm ihren Dolch in die Seite gestoßen hatte? Jetzt sah sie aus, als wäre sie dazu gar nicht fähig.
    Und doch hatte sie all das und noch mehr getan, ermahnte er sich und ignorierte bewusst, wie ihre Wange sich sanft an seinen Arm schmiegte. Er durfte nicht so dumm sein und ihr gegenüber weich werden, nur weil sie eine Frau war. Immerhin hatte sie zweimal an ein und demselben Tag versucht, ihn zu töten. Weiß Gott, die Engländer empfanden kein solches Mitgefühl für die Frauen ihrer Feinde.
    Bewusst unterdrückte er jegliches Mitleid, legte seine Last in einem der Räume am Ende der Treppe nieder und ging wieder durch die Tür, ohne auch nur einmal zurückzuschauen. In seiner Hast wäre er beinahe über Gerta gestolpert.
    "Sie ist da drinnen", bellte er und überließ es der alten Kinderfrau, der Teufelin von Beaumont wieder zu ihrer guten Gesundheit zu verhelfen.
     
    Rosalind erwachte in einem so hellen Licht, dass sie fürchtete, schon im Jenseits zu sein.
    "Seid Ihr wach, mein Herz?", fragte eine vertraute weibliche Stimme.
    Ein Engel?
    "Ich weiß, dass Ihr wach seid. Öffnet die Augen, Rosalind de Beaumont, und lasst diesen Unsinn."
    Kein Engel. Das klang viel eher nach Gerta.
    Benommen öffnete Rosalind kurz die Augen und sah ihre Kinderfrau, die sie stirnrunzelnd betrachtete. Durch ein kleines Fenster hoch über ihr fiel Sonnenlicht herein. Der übliche Lärm von rollenden Wagen und Rufe der Leibeigenen unten im Burghof drangen durch die frische Luft zu ihr, während im Kamin am Fuße ihres Bettes ein lustiges Feuer brannte.
    "Ich weiß, dass Ihr nichts hattet, was ein bisschen Schlaf nicht kurieren würde." Gerta lächelte, ein seltener Anblick bei der sonst immer mürrischen älteren Frau.
    Rosalind staunte, wie sich ihr zerfurchtes Gesicht dabei veränderte. Mit einem Mal war die frühere Amme richtig hübsch.
    "Jeder hat sich Sorgen um Euch gemacht, aber die alte Gerta wusste, dass Ihr viel zu dickköpfig seid, als dass der Kerker Euch ernstlich etwas anhaben könnte."
    Der Kerker. Die Erinnerung an eine kalte, endlose Nacht überfiel Rosalind.
    "Sind alle …" Ihr Magen krampfte sich wieder zusammen. Sie konnte die Frage nicht aussprechen, aber sie musste unbedingt wissen, ob alle die schottische Invasion überlebt hatten.
    "Ihr habt geglaubt, diese Schotten würden die meisten von uns erschlagen, nicht wahr, mein armes Lämmchen?" Gerta nahm die Hand ihrer Herrin und drückte sie. "Ich hatte so das Gefühl, dass Euch die Sorge krank gemacht hat – die Angst um uns, nicht um Euch selbst."
    "Wie lange liegt die Belagerung zurück?"
    "Drei Tage. Einen davon wart Ihr in den unterirdischen Gewölben der Burg, zwei hier, um Euch gesund zu schlafen."
    Rosalind hatte nichts davon gemerkt. "Was haben sie mit mir gemacht?" War sie geschlagen worden? Beim besten Willen konnte sie sich an kaum etwas erinnern.
    "Sie haben Euch nichts angetan, allerdings haben sie sich auch nicht gut um Euch gekümmert. Doch ich habe es diesen alten Ziegenbock Lachlan Gordon wissen lassen, was ich von seiner Nachlässigkeit halte, da könnt Ihr sicher sein." Gertas grauer Haarknoten wippte im Takt ihrer energischen Worte. "Die Burgherrin von Beaumont zu behandeln wie einen gemeinen Kriegsgefangenen! Schließlich hat Lord Malcolm sich daran erinnert, dass er Euch da rausholen muss."
    "Sag mir bitte, wer ist Lord

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