Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In den Armen des Feindes

In den Armen des Feindes

Titel: In den Armen des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Rock
Vom Netzwerk:
Tablett mit ihrem Abendessen. Obwohl sie an einem Stück des gefüllten Täubchens knabberte, um nach ihrer Krankheit wieder zu Kräften zu kommen, bemerkte sie indes kaum, was sie aß. So sehr sie Malcolm McNair den Überfall übel nahm, so segnete sie ihn doch dafür, dass er so viele Leben verschont hatte. Die meisten Eroberer wären nicht so großherzig gewesen.
    Malcolm. Allein der Name erweckte schon ihren Zorn … und ihre Neugier.
    Sie konnte nicht leugnen, dass seine Kriegstaktik sie überraschte. Wer war dieser kriegslüsterne Schotte, der englische Leben verschonte? Und hatte er sie tatsächlich verschont, oder wartete er bloß seine Zeit ab, um ihre Leute dann zu harter Fronarbeit zu zwingen?
    Sie nippte an dem verdünnten Wein und rief sich die seltsame Empfindung ins Gedächtnis, die sie gleich beim ersten Mal verspürt hatte, als sie den Mann erblickte. Selbst wenn sie ihn als ihren Feind verachtete, musste sie seine Kraft als Krieger anerkennen. In all der Zeit, die Gregory nun schon fort war, hatte Rosalind begonnen, sich nach einem starken Mann an ihrer Seite zu sehnen. Mit einem mächtigen Gemahl an ihrer Seite könnte das Leben sehr viel leichter sein. Sicherlich fielen ihr Malcolm McNairs kriegerische Fähigkeiten nur deswegen so auf, weil sie Gregory vermisste.
    Zufrieden darüber, endlich eine Erklärung für ihre seltsame Reaktion auf den unerwünschten Besucher gefunden zu haben, legte sie gerade ihr Messer auf das Holzbrett zurück, als es an der Tür klopfte.
    "Komm herein, Josephine, du kommst genau zur rechten Zeit." Sie schob das Tablett mit der nur halb aufgegessenen Mahlzeit beiseite.
    Die Tür wurde geöffnet, und ein kalter Luftzug drang in den Raum. Schwere Schritte kamen über die Schwelle. "Leider ist es nicht Josephine. Doch ich hoffe, dass auch ich zur rechten Zeit komme."
    Rosalind musste nicht über die Schulter blicken, um zu wissen, wer da gerade ihr Gemach betreten hatte. Die Anwesenheit dieses Mannes war meilenweit zu spüren.
    "Ich bedauere, aber für Euer Erscheinen ist nie die rechte Zeit. Ich möchte, dass Ihr augenblicklich meine Gemächer verlasst." Mit zitternder Hand stellte Rosalind ihren Becher aufs Tablett zurück. War er gekommen, um sie aus den Räumen des Burgherrn zu verjagen? Wollte er sie von dem letzten Ort vertreiben, der ihr geblieben war?
    "Habt Ihr so schnell vergessen, dass Ihr es wart, die bei mir um eine Privataudienz bat? Hiermit erfülle ich nur Euren Wunsch."
    Sie weigerte sich, sich umzuwenden und ihn anzuschauen. Stattdessen starrte sie unverwandt auf das keltische Kreuz, das vor ihr an der Wand hing. Wie konnte er nur so unbekümmert und voll guter Laune sein, wo doch ihre ganze Welt rund um sie herum zusammengebrochen, ihre Zukunft durch den Besitzanspruch der Schotten zerstört war?
    "Mein Wunsch", stieß sie zähneknirschend hervor, "wurde mit hochmütiger Feindschaft begrüßt. Statt mich anzuhören, habt Ihr mich in den Kerker geworfen. Jetzt wünsche ich nicht mehr, mit Euch zu sprechen."
    Der Barbar erwiderte nichts, doch Rosalind konnte an seinen Schritten hören, dass er zu einem Tisch ging, der an der Seite stand. Es folgte ein Geräusch, wie wenn Wein in einen Becher gegossen würde.
    "Vielleicht braucht Ihr auch noch einen Becher Wein, Mylady. Ihr erscheint mir ein wenig … angespannt."
    Eine große Hand griff nach ihrem Becher auf dem Tablett. Rosalind erstarrte, weil er ihr plötzlich so nahe war. Doch sie weigerte sich immer noch, ihn anzublicken. Nachdem er aber mit dem Becher Wein in der Hand zurückgekehrt war, blieb ihr keine andere Wahl. Malcolm ließ sich auf einen Fußschemel nieder, als wäre es das Selbstverständlichste von der Welt.
    "Auf Eure Gesundheit und auf Eure erfolgreiche Genesung." Er stieß kräftig mit seinem Becher gegen den ihren und trank den Wein in einem Zug aus.
    Was glaubte er eigentlich? Machte es sich in ihrem Turmzimmer gemütlich, trank ihren Wein, sah so zufrieden aus wie eine Katze, die im Frühling gerade das erste Rotkehlchen erwischt hatte? Der unverschämte Schotte sah heute sogar besser aus als das letzte Mal. In seinen ledernen Umhang gewickelt, hatte er bei ihrer ersten Begegnung das Bild eines Barbaren geboten.
    Jetzt erschien er ihr etwas zivilisierter. Und erstaunlich sauber für einen Wilden. Tatsächlich konnte Rosalind sogar den Duft von Gertas Seife riechen. Seine Tunika war aus Seide, auch wenn sie nicht so reich verziert war, wie es bei englischen Adligen Mode war.
    Sein Haar

Weitere Kostenlose Bücher