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In den Armen des Feindes

In den Armen des Feindes

Titel: In den Armen des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Rock
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glänzte ebenfalls vor Sauberkeit und war jetzt im Nacken zusammengebunden. Schwarz wie die Sünde war es, und die Farbe schien nichts Gutes für seinen Charakter zu versprechen. Dichte Augenbrauen beschatteten klare, sehr blaue Augen. Vielleicht ein Hinweis auf Vorfahren aus dem Norden? Eigentlich hätten sie rabenschwarz sein müssen, dann hätten sie besser zu seiner Seele gepasst. Doch immerhin zeigten feine Fältchen in den Augenwinkeln, dass ihm allem Anschein nach das Lachen nicht fremd war. Eine kühne Adlernase ließ auf Stolz, vielleicht auch auf Intelligenz schließen. Für einen kriegslüsternen Halunken stellte er, alles in allem, einen eher erfreulichen Anblick dar. Gutes Aussehen änderte indes nichts an der Tatsache, dass er ein Eroberer war. Vor diesem Mann musste man sich in Acht nehmen, egal welche munteren Scherze über seine Lippen kamen.
    Er schien sie genauso eingehend zu studieren wie sie ihn. Rosalind versuchte, ihr vor Angst bebendes Herz zu beruhigen. Sie hob den Becher an die Lippen und nahm einen kleinen Schluck.
    "Das ist natürlich kein schottischer Met, aber an einem warmen Abend wie diesem kann man ihn ganz gut trinken. Würdet Ihr vielleicht gerne etwas an die frische Luft gehen?"
    "Nein", log Rosalind. Mit einem Mann, der ihr das Heim geraubt hatte, wollte sie keine freundlichen Gespräche führen. Am liebsten hätte sie ihm gesagt, dass es ihr keinen Moment lang Leid tat, ihn niedergestochen zu haben, und dass sie es jederzeit wieder tun würde. Doch die Sorge um ihre Leute hieß sie den Mund halten, und allmählich machte sich auch noch ihre gute Portion gesunden Menschenverstands bemerkbar, der ihr riet, den Mann nicht zu reizen. Sonst könnte sie riskieren, plötzlich auf dem Rücken zu liegen und roheste Gewalt erleiden zu müssen. Auch wenn er, was das betraf, eigentlich ganz vertrauenswürdig wirkte, konnte sie es sich nicht leisten, in ihrer Wachsamkeit nachzulassen. Glücklicherweise hatten sie bei der Belagerung keine englischen Toten zu beklagen gehabt. Und sie würde nicht noch mehr Leben aufs Spiel setzen, indem sie den Anführer der Schotten provozierte.
    "Dann werden wir hier miteinander reden." Er stand abrupt auf und ging im Raum auf und ab. Seine raschen Schritte ließen nichts von der Wunde ahnen, die sie ihm zugefügt hatte und die ihn sicher schmerzen musste.
    Ihr sehr feminin eingerichtetes Turmzimmer mit seinen reichen Wandteppichen bot einen seltsamen Hintergrund für einen Krieger mit solch einer starken männlichen Ausstrahlung. Hatte er vielleicht vor, ihr Gemach für sich selbst zu beanspruchen? Einen kurzen Augenblick lang stellte sie sich seinen muskulösen Körper vor, wie er lang hingestreckt auf dem dunklen Überwurf lag, der ihr Bett zierte.
    Leider war diese Vorstellung gar nicht so lächerlich, wie sie geglaubt hatte. Sie sah alles ganz klar vor sich, und das Bild ließ ihre Wangen glühen, als hätte sie ihren Gedanken laut ausgesprochen.
    "Wir müssen zu einem Einverständnis kommen." Sein ernsthafter Ton sagte ihr, dass er nichts von ihren ganz und gar unpassenden Gedanken erraten hatte. "Als wir uns das letzte Mal trafen, erwähntet Ihr eine 'friedliche Machtübergabe' an mich. Darüber möchte ich jetzt sprechen. Doch zuerst will ich wissen, warum diese Machtübergabe durch Euch erfolgt und nicht durch Euren Bruder. Besitzt er keine Befehlsgewalt über Beaumont?" Er hatte sich wieder hingesetzt und wartete auf eine Antwort. Keinen Augenblick lang ließ er sie aus den Augen.
    Rosalind wäre gerne aufgestanden und vor ihm und dem seltsamen Gefühl, das er in ihr weckte, geflüchtet. Doch dann hätte es so ausgesehen, als wäre es ihm gelungen, sie einzuschüchtern. Durch ihre gerade überstandene Krankheit war sie noch zu schwach, um sicher auf den Beinen zu sein. Außerdem bekam sie allein schon durch seine Gegenwart weiche Knie. Er brachte sie genauso aus der Fassung, wie es seine gezielten Fragen taten. Hatte er etwa das Geheimnis um das Verschwinden ihres Bruders erraten? "In Abwesenheit meines Bruders spreche ich für Beaumont."
    "Erzählt mir doch noch einmal von seiner seltsamen Abreise." Malcolm streckte die Hand nach ihrem Bein aus. Erschrocken zuckte Rosalind zurück. Doch er griff nur nach dem Pomander, der von einer Kette an ihrer Hüfte hing, und achtete sorgsam darauf, sie nicht zu berühren. "Keiner meiner Männer sah ihn die Burg verlassen. Wie ist es möglich, dass er unserer Wachsamkeit entging?"
    Beunruhigt durch sein

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