In den Armen des Feindes
hätte kommen sehen. "So sehr, dass er bereit war, einen heiligen Mann vom Sterbebett einer Frau fortzuzerren."
"Die Eile Eures Freundes spricht für Eure Reize." Er nahm ihr den Krug aus den Händen und trank einen tiefen Schluck, bevor er sie wieder ansah. Seine blauen Augen funkelten im Schein des Feuers. "Er riskiert viel, um Euch zu besitzen."
"Er war nicht leichtfertiger als ich." Sie hätte ihn gerne für den ganzen Ärger entschädigt, den er ihretwegen gehabt hatte, doch ihr fielen nicht die richtigen Worte ein, wie sie ihm erklären konnte, dass sie endlich ihre Fehler einsah. "Ich hätte Beaumont nie verlassen dürfen."
"Glaubt Ihr, mit netten Reden und seelenvollem Augenaufschlag dem Kerker entkommen zu können?" Träge auf dem Fell ausgestreckt, stützte er sich auf den Ellbogen auf und betrachtete sie. "Ich will Euch die Mühe ersparen und versichere Euch, dass ich es gar nicht hören möchte."
Die kalte Mauer seines Zorns schien erneut undurchdringlich zu sein. Und doch spürte Rosalind die Hitze, die von ihm noch stärker ausstrahlte als von den Flammen im Kamin. Es war verrückt! Wie konnte sie solche Wärme – nein, Feuer – für ihren schottischen Eroberer empfinden, der es sich zur Aufgabe machte, ihr seine Abneigung überdeutlich zu zeigen?
Er sollte sich schämen!
Verflucht sollte er sein!
Rosalind griff nach dem Bier und hoffte, mit seiner Hilfe wieder zur Vernunft zu kommen. Vielleicht würde das starke Gebräu die schlimmen Bilder in ihrem Kopf verjagen und machen, dass sie wieder klar denken konnte.
Sie schloss eine Zeit lang die Augen und konzentrierte sich auf das Geräusch der Regentropfen auf dem Dach, statt auf Malcolms Atemzüge dicht neben ihr auf dem Fell.
"Vielleicht hört der Regen ja bald auf, so dass wir uns auf den Weg machen können." Sie beglückwünschte sich, dass es ihr gelungen war, ihre Gedanken abzulenken.
"Wir werden nicht vor morgen nach Beaumont weiterreisen."
Bei dieser Ankündigung riss Rosalind die Augen auf.
"In ein paar Stunden hört es sicher auf zu regnen." Es musste einfach so sein, denn sie würde die Nacht nicht allein mit einem Mann verbringen, der derart verführerisch war.
"Selbst wenn, wird es immer noch dunkel und nass sein. Wir werden frühestens am Morgen aufbrechen."
"Wir können nicht hier bleiben!" Die Röte stieg ihr ins Gesicht beim Gedanken an ihre peinliche Situation. "Was würden die Leute von Beaumont sagen?"
"Als Ihr sie verlassen habt, um Euch mit einem anderen Mann zusammenzutun, habt Ihr keinen Gedanken daran verschwendet, was sie wohl denken würden. Da wart Ihr nicht allzu sehr besorgt darüber, was irgendeiner denken könnte."
"Von zusammentun konnte ja wohl kaum die Rede sein." Sie fühlte, wie sie verlegen wurde, doch sie wollte sichergehen, dass er sie verstand.
"Nein? Vergesst nicht, dass ich sah, wie er Euch mit der gleichen Gier küsste, mit der ein Verhungernder sein Essen verschlingt. Da konnte man schon von zusammentun reden." Auch wenn er es wie nebenbei sagte, konnte sie den Zorn – vielleicht auch ein wenig Eifersucht – heraushören.
"Ich tat nichts, das solch einen unerwünschten …" Sie schwieg und konnte kaum die richtigen Worte finden, um Gregorys Benehmen zu beschreiben. "… Überfall herausgefordert hätte."
"Vielleicht war ihm Eure Bereitwilligkeit, mit ihm zu kommen, Einladung genug." Malcolm griff nach dem Krug, den sie nach wie vor hielt, und stellte ihn neben den Kamin. Dann strich er ihr leicht mit der Hand über die Wange. "Ihr würdet erwägen, einen blutrünstigen Schmarotzer in Euer Bett zu lassen, nur weil er Engländer ist. Aber meinen ehrenwerten Antrag wolltet Ihr noch nicht einmal anhören, geschweige denn in Betracht ziehen, nur weil ich Schotte bin."
Sie sah ihn wie gebannt an. Die Berührung seiner Hand, die leicht an ihrer Wange lag, war wie ein Versprechen auf kommende Zärtlichkeiten. Er ließ die Finger über die warme Fülle ihres Haares gleiten, das in der Wärme des Feuers schon beinah getrocknet war. Ein angenehmer, erwartungsvoller Schauer überlief sie.
Nachdem sie heute einem Ansturm aller erdenklichen Gefühle ausgeliefert gewesen war, traute sie es sich nicht mehr zu, eine vernünftige Entscheidung fällen zu können. Besonders dann nicht, wenn Malcolm ihr eigenes Begehren so geschickt als Waffe einsetzte, wie er sein Schwert zu schwingen wusste. Ihr ganzer Körper zitterte, bereit, vor Lust zu brennen, wenn seine Hände sie weiterhin berührten.
"Ich kann
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