Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In den Armen des Feindes

In den Armen des Feindes

Titel: In den Armen des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Rock
Vom Netzwerk:
ging sie mit dem Beutel in der Hand zur Schlafstelle. In ihm fand sie einen sauberen Surkot und ein Unterkleid. Sie griff nach einem Leintuch um sich abzutrocknen, und zog, hinter die Trennwand gekauert, die nassen Kleider aus und schlüpfte rasch in die trockenen. Mehrmals schaute sie dabei vorsichtig über die Schulter, doch Malcolm beachtete sie gar nicht, weil er einen Krug voll Bier und den Käse aus Tüchern wickelte, in die sie verpackt waren.
    "Ich bin am Verhungern", wagte sie zu bemerken, fest entschlossen, diesen Abend mit Anstand hinter sich zu bringen. Wenn nur der Regen nachlassen würde! Dann wäre es möglich, nach Beaumont aufzubrechen, und sie könnte bis zur Dämmerung noch ein paar Stunden in ihrem eigenen Bett schlafen.
    Malcolm betrachtete kritisch ihr neues Gewand und runzelte missbilligend die Stirn. Er hatte sein Kettenhemd abgelegt und die Tunika, die er darunter trug, schien nur ein wenig feucht zu sein.
    "Was ist?"
    "Euer Haar wird Euer Kleid durchnässen. Wieso trocknet Ihr es nicht?" Er riss ihr den Beutel aus der Hand und durchwühlte ihn, bis er einen Kamm gefunden hatte. "Setzt Euch." Er forderte sie mit einer Handbewegung auf, zu dem kleinen Fell zu gehen, das er vor den Kamin gelegt hatte. Dieser verborgene Ort mit seiner Jagdhütte, mitten im Nirgendwo, fing an, ihr den Verstand zu rauben. Noch mehr Nähe wollte Rosalind nicht riskieren. "Meine Haare werden schnell von allein trocknen, wirklich. Ich …"
    "Setzt Euch."
    Hätte er die Stimme erhoben, hätte sie ihm trotzig Widerstand geleistet. Doch er sprach ganz ruhig. Ja, fast freundlich. Und dem konnte sie nicht widerstehen.
    Rosalind zwang sich, näher zu ihm hinzutreten. Sie war sich seiner Stärke bewusst, aber sie wollte sie nicht wahrnehmen. Nur zu gut erinnerte sie sich daran, wie sie fast den Grundsätzen ihrer Familie abgeschworen hätte, als sie das letzte Mal Malcolm McNair zu nahe gekommen war. Womit würde sie jetzt wohl einverstanden sein, da sie sich Gregory nicht länger verpflichtet fühlte?
    Selbst ihre Verpflichtung gegenüber ihrem König war in Frage gestellt worden, nachdem Malcolm die Bewohner von Beaumont milde behandelt hatte. Beaumont beschützte. Noch in der vergangenen Nacht hatte sie sich geschworen, ihn mit anderen Augen zu sehen. Nur hatte sie nicht erwartet, dass sich ihre Sichtweise im Verlauf eines einzigen Tages derart gründlich verändern würde.
    Malcolms Auftauchen hatte sie ihre eigene Urteilsfähigkeit in Frage stellen lassen, aber es zeigte ihr auch, welch ungeheuer starken Charakter dieser Mann besaß.
    Sie ließ sich auf das Fell nieder und griff nach ihren vor Nässe triefenden Haaren, um das komplizierte Geflecht aus Zöpfen und Perlen zu lösen, das sich um ihren Kopf schlang.
    "Nein." Er hatte ihre Hand erfasst und hielt sie fest. Sein Griff war nicht sanft, doch er tat ihr auch nicht weh, als er ihre Hand zurück auf ihren Schoß legte.
    "Ihr werdet es nur noch mehr zerzausen." Seine Nähe jagte ihr Schauer über die Haut. Doch nein, das kam nur von der Kälte und dem Regen! Sie durfte nicht zulassen, dass allein seine bloße Gegenwart solche Wirkung auf sie ausübte, besonders nachdem sie erkannt hatte, dass sie allem Anschein nach nicht sehr vernünftig handelte, wenn es um Männer ging. "Die Frisur ist schwieriger zu lösen, als es aussieht", wandte sie ein.
    "Glaubt mir, ich habe schon größere Herausforderungen bestanden, als die Frisur eines Mädchens zu lösen." Während er arbeitete, murmelte er leise vor sich hin und schimpfte dann und wann in breitem schottischen Dialekt über leichtsinnige Frauen und Mädchen, die nur dummes Zeug im Kopf hätten.
    Da sie im sicheren Schutz dieser Jagdhütte Gregory weit hinter sich gelassen hatten, schien sein Zorn glücklicherweise etwas verflogen zu sein. Überraschenderweise war er sehr sanft und überaus geschickt im Finden von Haarnadeln und im Entwirren nasser Locken. Als er die Frisur gelöst hatte, trocknete er die Haare mit einem groben Stück Leinen, das zu seinen eigenen Sachen gehören musste. Bald bedeckten die langen Haare ihre Arme und auch einen Teil seiner muskulösen Schenkel, während sie vor dem nach Harz duftenden Feuer saßen.
    Der Anblick der hellen Haarflut auf dem dunklen Wollstoff seiner Beinlinge ließ ein warmes, wohliges Gefühl in ihr aufsteigen. Eigentlich sollte sie sich diese Nähe zu Malcolm nicht wünschen, sollte sich nicht nach den heißen Berührungen sehnen, mit denen er schon einmal ihre Sinne

Weitere Kostenlose Bücher