In den Armen des Feindes
Rosalind." Nachdem er die Türe aufgeschlossen hatte, drehte er sich um und legte den Schlüssel auf eine kleine Truhe. "Allerdings musst du dir überlegen, wem du dein Vertrauen schenken willst."
Die Tür schlug hinter ihm zu, und Rosalind blieb wieder in völliger Dunkelheit zurück.
Wollte er sie voller Sehnsucht zurücklassen? Sie durch süße Berührungen ablenken und verwirren, dass sie an nichts anderes mehr denken konnte als daran, wie sehr sie sich nach seinen Zärtlichkeiten sehnte? Im nächsten Moment wäre sie bereit gewesen, sich ihm zu unterwerfen, hätte alles gewagt, nur um wieder mit ihm zusammen zu sein. Doch er hatte ihre Wünsche unerfüllt gelassen, während in ihr ein schier unwiderstehliches Verlangen brannte.
Sie erschrak darüber, wie tief ihre Enttäuschung war. Seit dem Tod ihrer Eltern hatte sie keine solch heftigen Gefühle mehr empfunden.
Rosalind stieß die Tür auf, suchte nach einer Kerze, um das Feuer anzuzünden, und schwor, alle Möglichkeiten zu bedenken, die ihr noch geblieben waren, bevor sie Malcolm McNair nachgeben würde.
Sicher gab es einen vernünftigeren Ausweg aus ihrem Dilemma, als sich wollüstig an einen schottischen Laird zu klammern, der sie doch niemals lieben würde.
13. Kapitel
"Ihr könnt doch nicht schon nach zwei Tagen wieder aufbrechen, Robert. Ihr habt mir noch gar nicht erzählt, was Ihr mit Beaumont vorhabt." Malcolm versuchte, seinen Ärger nicht allzu deutlich zu zeigen, doch der Entschluss des Königs passte ihm ganz und gar nicht.
Robert stieg am Rande der Felder auf sein Pferd. Malcolms schlechte Laune schien keinen großen Eindruck auf ihn zu machen. Er hatte seinen Aufbruch kurz vor der Dämmerung geplant, denn dem schlauen König war bewusst, dass das Grenzland von Feinden wimmelte. Dass er oft heimlich bei Nacht reiste, sorgte für seine Sicherheit.
Malcolm hatte gehofft, er würde ihm Beaumont noch vor der Abreise schenken, doch wie immer war Robert, was ein Geschenk betraf, sehr geschickt – er machte gerne Andeutungen, doch er legte sich nicht fest. "Könnt Ihr mir wenigstens sagen, welche Pläne Ihr mit der früheren Erbin habt? Was soll ich mit ihr machen? Wie ist Euer Befehl?"
"Als ob ich da eine Wahl hätte." Robert grinste. "Selbst der Dümmste sieht, wie Ihr die Augen nach ihr verdreht." Sein Lächeln verschwand, und er tippte Malcolm mit dem Finger auf die Brust. "Ich gebe sie Euch als Teil Eurer Beute, aber vergesst nicht, dass ich das Mädchen mag. Ich möchte nicht, dass Ihr sie misshandelt."
Noch bevor Malcolm etwas erwidern konnte, war er in einer Staubwolke verschwunden.
Rosalind war sein. Malcolm konnte sein Glück kaum fassen. Er musste sich keine Sorgen mehr machen, dass Robert versuchen würde, sie zu verführen. In jeder Hinsicht gehörte sie jetzt Malcolm, nur noch nicht vor Gott.
Und so würde es auch mit Beaumont sein, wenn er Rosalind erst geheiratet hätte.
Vielleicht war das des Königs Art, ihm die Burg zu schenken, ohne dadurch das widerborstige Mädchen zu verärgern, das nun bald seine Frau sein würde. Malcolm nahm seine Sense auf und rief den Arbeitern zu, sie sollten Feierabend machen. Die Sonne war fast schon untergegangen. An diesem Abend würden die Leibeigenen zum Essen nach Hause gehen, doch in zwei Tagen, zu Michaelis, würde ein weiteres Fest stattfinden.
Heute Nacht würde er Rosalind aufsuchen und ihr dieses störrische Verhalten ausreden. Überdies, wie viele Frauen in ihrer Lage konnten schon aus Liebe heiraten? Für eine Waise, die erobert worden war und die gar keine andere Wahl hatte, war sie schrecklich wählerisch. Die Heirat wäre für sie eine Möglichkeit, ihren Stolz und ihre Burg zu behalten – wenigstens bis zu einem gewissen Grad.
Was ihn betraf, so würde er den Leuten von Beaumont den Frieden bringen und sich den lang ersehnten Traum vom eigenen Heim erfüllen. Sicher gab es Schlimmeres für einen Mann, als die ungewöhnliche Rosalind zur Frau zu nehmen. Während ihrer gemeinsam verbrachten Nacht hatte er ihre tiefe Leidenschaft gespürt und konnte es kaum erwarten, sie erneut zu erleben.
Sobald er sich den Burgtoren näherte, sah er, dass sich in einer nahen Baumgruppe ein Schatten bewegte.
Evandale?
Malcolm hatte bereits damit begonnen, weitere Arbeiten an den Verteidigungsanlagen der Burg ausführen zu lassen. Er wollte sichergehen, dass Rosalinds verschmähter Knappe der Burg fernblieb. Doch keine noch so gute Verteidigung konnte die Wachsamkeit ersetzen. Die
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