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In den Armen des Feindes

In den Armen des Feindes

Titel: In den Armen des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Rock
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sich die Ecken des Pergaments zusammenrollten, bevor es zu brennen begann. Für einen kurzen Moment glänzte die Tinte, dann verfärbte sich das Blatt völlig schwarz und fiel in sich zusammen. Bei dem Anblick überlief Rosalind ein Schauer. Sie wollte den alten Geistern nicht erlauben, sie wieder heimzusuchen.
    "Was ist das für eine edle Vorstellung, du müsstest deinem Land die Treue halten?", fragte er mit unverhohlener Ironie. "Niemand wird dir einen Vorwurf machen, wenn du dich in das Unvermeidliche schickst."
    "Weil ich eine Frau bin?" Sie wirbelte herum und hoffte, ihr Zorn würde ihr helfen, heute Nacht mehr Abstand zu ihm zu halten als in der Vergangenheit. "Was würdet Ihr denn tun, wenn Ihr in meiner Lage wärt? Würdet Ihr je die Seiten wechseln, nur weil Euch jemand sagt, dass Ihr das tun müsst?"
    "Es ist nun mal der Lauf der Welt, dass die Männer Krieg führen, während die Frauen den Herd hüten. Frauen sind Friedensstifterinnen und Heilerinnen. Du solltest dich deiner Rolle nicht schämen, Rosalind. Sie ist so edel wie die eines Mannes – und genauso ehrenvoll." Er hob ihr Kinn hoch, damit sie ihn ansah. "Nur ist sie eben anders."
    "Es ist nicht gerecht von den Männern, uns keine Wahl zu lassen." Rosalind holte tief Luft, um sich zu beruhigen. "In diesem Augenblick möchte ich keine Friedensstifterin sein."
    "Dann steht dein Eigensinn deinem eigenen Glück im Weg. Und du bist zu stur, um dich um das Wohl der Bewohner deines kostbaren Besitzes Beaumont zu kümmern."
    "Was meint Ihr damit?", fragte sie und versuchte, die aufsteigende Furcht zu verbergen.
    "Ich meine damit, dass nur dein Stolz dich daran hindert, mir Treue zu schwören und so weiterhin für die Leute hier zu sorgen. Stattdessen willst du deinen Platz auf Beaumont aufgeben und die Menschen im Stich lassen, die ihr ganzes Leben lang auf dich und deine Familie gezählt haben. Es wird sie verletzen, dass ihre Burgherrin sie verlässt."
    "Droht Ihr etwa, meinen Leuten Leid zuzufügen?" Das hatte sie nicht von Malcolm erwartet.
    "Nein. Du solltest mich besser kennen." Er ließ sich neben ihr auf der Bank nieder. "Aber du weißt sehr gut, dass du ein Teil ihres Lebens bist. Jeder im Dorf sucht bei Krankheit sofort deine Hilfe, und in den meisten Dingen bitten sie dich um Rat – angefangen bei der Ernte bis zum Pflanzen eines Rosenstrauchs. Thomas Cole liebt dich wie eine Tochter. Der kleine Brady verbot mir, dich für diesen Northfield-Zwischenfall zu bestrafen, und bot sich tapfer an, die Strafe für dich zu erleiden."
    "Das hat er getan?" Rosalind versuchte den immer größer werdenden Kloß in der Kehle hinunterzuschlucken.
    "Ja. Meine eigenen Männer halten Ausschau nach dir. Ian ist verliebt in dich, seitdem du ihn auf die Wange geküsst hast, weil er deinen Garten verschont hat. Lachlan wurde krank vor Sorge, weil du mit deinem Evandale auf und davon bist. Selbst der alte Bursche kannte dessen Ruf."
    "Davon hatte ich keine Ahnung." Es war das erste Mal, dass Rosalind von diesem Vorfall hörte. Jetzt erinnerte sie sich, dass Lachlan krank gewesen war, als sie nach Hause zurückkehrte.
    "Vielleicht solltest du einmal an all die Menschen denken, die sich um dich sorgen und die von dir abhängen, bevor du weiterhin Pläne schmiedest, wie du Beaumont für immer verlassen kannst. Du magst über deine Stellung als Frau spotten, aber du bist es, die das Leben deiner Leute zusammenhält. Das war mir schon vom ersten Tag an klar. Ich sah dich, umgeben von Menschen, die bereit waren, ihr Leben für dich zu geben."
    Rosalind betrachtete mit tränenverschwommenem Blick den Pomander ihrer Mutter, den sie unbewusst gestreichelt hatte. Im Herzen wusste sie, dass Malcolm Recht hatte.
    Undeutlich nahm sie wahr, dass er ihr zärtlich übers Haar strich. Nie fühlte sie sich so sicher und beschützt, als wenn Malcolm an ihrer Seite war. Wie konnte sie ihn ihren Feind nennen?
    Rosalind betrachtete die fein gearbeiteten Bilder, die den silbernen Ball bedeckten, das geschätzte Andenken an ihre Mutter. Außer der Schlange gab es noch eine Mutter mit Kind und einen Mann und eine Frau, die Seite an Seite auf einer Art Thron saßen. Doch zwischen diesen beiden Bildern befand sich eine seltsame Figur, die Rosalind bis jetzt nicht hatte deuten können.
    Bis zu diesem Augenblick.
    Sie hatte dieses Bild wegen der ausgebreiteten Schwingen immer für einen Vogel gehalten. Erst jetzt verstand sie alles. Gezackte Linien stützten die Füße des Wesens, und Rosalind

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