In Den Armen Des Normannen
danach geschehen würde.
Lillyth ging hinauf zu Andre, um sein Bein zu massieren. Bertha war nach Hause zurückgekehrt, während so viel Besuch im Haus war, und Andre sehnte sich nach Gesellschaft. »Wann zum Teufel reisen sie endlich wieder ab, Lillyth? Ich kann es kaum erwarten, zu versuchen, die Treppe hinunterzugehen, ich bin sicher, dass ich schon ganz gut ohne Krücke herumlaufen kann, aber ich werde das verdammt nicht vor den Nasen all dieser Menschen tun. Ich werde mich nicht zum Gespött machen oder zur Zielscheibe ihrer Späße.«
»Mit ein wenig Glück werden sie schon morgen Weiterreisen, doch es wird den ganzen Tag dauern, bis sie endlich so weit sind, wahrscheinlich wird Guy sie die ersten Meilen begleiten.«
»Nun, ich werde froh sein, sie von hinten zu sehen, wie steht es mit Euch?«
»Bei einigen schon. Andre, ist es wahr, dass Simonette Guys Geliebte war?«
»Gütiger Himmel, Ihr erwartet doch wohl nicht etwa von mir, dass ich all seine Frauen im Gedächtnis habe, wie? Das ist ja eine ganze Legion.« Doch dann sah er den verletzten Blick in ihren Augen und wurde wieder ernst. »Lillyth, seid doch nicht dumm. Ich glaube nicht, dass Guy eine Frau zweimal angesehen hat, seitdem er Euch begegnet ist. Und jetzt benimmt er sich wie ein Hund mit einem Knochen!«
Lillyth entblößte sein Bein, und Andre legte sich in die Kissen zurück, um sich von ihren Händen die Anspannung aus seinen Muskeln vertreiben zu lassen.
Guy riss die Tür des Zimmers auf und blieb dann auf der Schwelle stehen, ein ungläubiger Ausdruck lag auf seinem Gesicht. »Wie lange geht das schon so?«, wollte er wissen.
Lillyth ignorierte ihn vollkommen, sie massierte Andres Bein, als wäre sie mit ihm vollkommen allein.
»Es ist nicht so, wie es aussieht, Guy Lillyth massiert mein Bein, um den Muskel daran zu hindern, sich zu verkürzen. Ich bin entschlossen, nicht für den Rest meines Lebens an Krücken herumzuhumpeln, und Lillyth war so großzügig, mir zu helfen.«
»Nach diesen Anstrengungen ist es ein Wunder, dass ihr nicht zusammen im Bett gelandet seid!«, donnerte Guy
Lillyth und Andre brachen in lautes Lachen aus. Sie lachten so lange und so heftig, dass Tränen in ihre Augen traten, und Guy wurde schrecklich wütend, weil er den Grund ihres Lachens nicht kannte. Endlich meinte Andre, um ihn ein wenig zu beruhigen: »Weißt du, was wir hier jeden Tag getan haben, während du dich in London amüsiert hast? Wir haben Schach gespielt!«
Guys böser Gesichtsausdruck verschwand nicht, und Lillyth warf den Kopf zurück und meinte: »Wenn du eifersüchtig bist, kannst du ja gehen und Simonettes Bein massieren!«
Sie dachte, er würde aus dem Zimmer stürmen und die Tür hinter sich zuschlagen, doch er blickte sie nur kühl an. »Hmm, sie hat sehr hübsche Beine, wenn ich mich recht erinnere. Vielleicht werde ich sie bitten, zu bleiben.« Dann ging er und schloss die Tür leise hinter sich.
Andre sah Lillyth an. »Ihr treibt ihn zu weit, Lillyth«, meinte er.
»Wenn er gesehen hätte, wie verbittert und ohne jede Hoffnung Ihr wart, als Ihr Euer Gesicht zur Wand gedreht hattet und wenn er Euch mit dem lachenden, optimistischen Mann vergleichen würde, der Ihr jetzt seid, dann wäre er dankbar für das, was ich für seinen Bruder getan habe, wenigstens sollte er das sein.«
»Ich war wirklich eine schlimme Last für Euch, Lillyth, aber ich bin entschlossen, wieder richtig laufen zu lernen, und dann werdet Ihr wissen, dass es all die Mühe wert war.«
Lillyth stellte das Massageöl beiseite, wusch sich die Hände und zog den Ring wieder an, den Robert ihr gegeben hatte. Ihre Gedanken schweiften zu Guys Worten, sie glaubte, dass es nur leere Drohungen waren. Es war alles ein Teil des Spiels, das sie miteinander spielten, doch gleichzeitig wusste sie, dass es einen Punkt gab, den sie sich zu überschreiten fürchtete. Guys wirklicher Zorn und sein gespielter Zorn waren in der Tat zwei verschiedene Dinge. Sie lächelte vor sich hin, beinahe war sie an den Punkt angekommen, an dem sie ihm verzeihen würde.
Es klopfte leise an der Tür, und Lillyth blickte auf. Sie war erfreut, als sie feststellte, dass es Edyth war, die geklopft hatte, doch als Edyth sah, dass Andre nicht allein war, zog sie sich schnell wieder zurück.
»Edyth, lauf doch nicht weg. Ich habe dich schon seit Tagen nicht mehr gesehen. Wo hast du dich nur versteckt?«, rief Lillyth.
Edyth kam zurück, sie lächelte nicht, sondern erklärte stattdessen steif:
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