In den Armen des Schotten
er ihr nicht antwortete, weil er tief schlief. Der leere Teller balancierte auf seinem Bauch, die Arme waren seitlich heruntergerutscht, und er schnarchte leise.
Megan ging zur Couch und stellte den Teller ab, dann schnürte sie ihm die Stiefel auf und zog sie ihm aus. Ganz vorsichtig, um ihm nicht wehzutun, zog sie an seinen Beinen, bis er der Länge nach auf dem Sofa lag. Sie schob ein Kissen unter seinen Kopf und ein zweites unter sein Knie, dann nahm sie die Decke von der Lehne und deckte ihn damit zu. Sie zog die Decke bis unter sein Kinn hoch und berührte dabei die rauen Stoppeln auf seiner Wange. Ohne darüber nachzudenken, beugte sie sich nach vorn und drückte einen Kuss auf seine Stirn. Irgendwie verweilten ihre Lippen ein bisschen länger auf seiner warmen Haut, und mit einem leisen Seufzer kuschelte er sich tiefer ins Kissen.
Ruckartig richtete sie sich wieder auf und ging in die Küche zurück. Zur Hölle mit dem Mann! Es war ihr egal, was für schöne Erinnerungen seine Anwesenheit in ihr auslöste … so leicht würde sie ihn nicht wieder vom Haken lassen. Wenn er wieder Teil ihres Lebens sein wollte, dann musste er ihre Liebe zurückgewinnen!
Aufzuwachen, während andere sich flüsternd unterhielten, wurde allmählich zu einer schlechten Angewohnheit – allerdings auch zu einer erhellenden. Dieses Mal kannte Jack den Mann, der sprach, nicht. Er öffnete die Augen ganz vorsichtig nur einen Spalt breit, und der warme Schein der Lampen, die den Raum in ein sanftes Licht tauchten, sagte ihm, dass er den ganzen Tag geschlafen hatte. Stirnrunzelnd ließ er den Blick durch den leeren Raum schweifen. Er befand sich immer noch auf Megans Couch, lag jetzt aber der Länge nach darauf. Er hatte keine Stiefel mehr an, unter seinem geschwollenen Knie lag ein Kissen, und er war von den Zehen bis zum Kinn in eine weiche Decke gehüllt.
Der Klang der Stimmen kam von draußen. Er sah zwei Personen unter der Lampe auf der Veranda stehen, doch durch den dünnen Vorhang vor der Verandatür konnte er nicht erkennen, wer der Mann war. Dass es allerdings noch einer von diesen Schotten war, konnte er deutlich sehen. Er überragte Megan, die ihre zarte Hand auf seine vor der Brust verschränkten Arme gelegt hatte.
Etwas an ihrer Haltung, wie sie dastanden, weckte eine Erinnerung in Jack. Wo hatte er Megan schon einmal so zu einem Mann aufschauen sehen?
»Matt hat mir erzählt, dass Jack Stone der Vater deines Kindes ist«, sagte der Mann, und seine Stimme klang sogar durch die leicht geöffnete Tür bedrohlich. »Und dass Wayne Ferris ein Deckname war, den Stone in Kanada benutzte, als er dich verführt hat.«
Jack schnaubte empört. Er hatte überhaupt niemanden verführt. Es war genau anders herum gewesen.
»Und trotzdem lässt du ihn auf deiner Couch schlafen, obwohl du mir erzählt hast, du hoffst, der Kerl würde in der Hölle schmoren?«, knurrte der Schotte mit schwerem Akzent.
Jack zuckte zusammen. Hatte Megan das wirklich gesagt?
»Und wer hat dir eigentlich von Wayne erzählt?« Megan trat von dem Mann weg. »Bestimmt war das Winter, und natürlich hat dein Bruder dir was erzählt. Das bedeutet, dass meine Schwester dein Geheimnis monatelang für sich behalten kann, aber meins plaudert sie bei der erstbesten Gelegenheit aus.«
»Ehepaare haben keine Geheimnisse voreinander. Denk daran, falls du selber mal verheiratet sein solltest.«
Jack lächelte. Kein Wunder, dass Megan Trottel bevorzugte – die Männer, die sie umgaben, gaben entweder Befehle oder belehrten sie. Da musste ihr Wayne Ferris fast wie eine frische Brise vorgekommen sein. Sie hatte jetzt beide Hände in die Hüften gestemmt und sah zu dem Riesen auf, als könne sie ihn allein mit ihrem Blick erdolchen.
»Ich werde niemals heiraten«, erklärte sie, und die Wut, die in ihrer Stimme mitschwang, war laut und deutlich zu hören. »Ich brauche keinen Mann, der mein Leben durcheinanderbringt oder das meines Babys. Wir zwei genügen uns.«
»Sag ihm das, Schätzchen.« Jack schloss die Augen und kuschelte sich mit einem Lächeln wieder unter die Decke. Wenn Megan meinte, nicht heiraten zu wollen, dann hatte er nichts dagegen – im Moment. Irgendwann würde er sie schon so weit haben.
»Was den Gefallen betrifft, um den du mich gebeten hast«, fuhr sie fort, »da würde ich immer noch sagen, dass Elizabeth die erste Wahl wäre, aber wenn du mich unbedingt dafür haben willst, dann mache ich es. Aber lass auch nur ein einziges Mal
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