In den Armen des Spions
noch mehr in sie verliebte.
Er schaute ihr in die Augen, sah, dass sie ihn betrachtete, wartete, und er wusste, worauf, aber sie tat das mit unendlicher Geduld, unendlichem Verständnis und Mitgefühl.
Er hob eine Hand und hielt sie ihr hin. Wartete, bis sie ihre Finger hineinlegte. Er schloss seine Hand um ihre zarten Fingerglieder und sagte:
»Wenn meine Theorie zutrifft, sind wir mehr oder weniger sicher, bis wir Boulogne erreichen.«
Ihre Lippen verzogen sich, sie verstand ihn. Da sie keine weitere Ermutigung benötigte, stand er auf, zog sie auf die Füße, und dann gingen sie, um die anderen zu finden und die Nachtwachen einzuteilen, bevor sie sich auf ihr Zimmer zurückzogen, in ihr Bett und den unaussprechlichen Trost der Arme des anderen.
In einer verlassenen Holzfällerhütte nördlich von Amiens lief Onkel auf dem schmutzigen Boden auf und ab.
»Es steht außer Frage.« Er blickte auf seine versammelten Truppen, ließ seine Zuversicht durchscheinen. »Es ist unerheblich, in welchen Hafen sie fliehen, sobald sie ihn erreicht haben, werden sie festsitzen.« Er winkte mit der Nachricht, die er vor wenigen Minuten erhalten hatte. »Unsere Brüder, die bereits an der Küste versammelt sind, haben bestätigt, dass ein gewaltiger Sturm aufzieht. Lassen wir also unsere Beute wie Mäuse zur Küsten rennen - sobald sie dort sind, werden sie nicht weiter vorankommen, sie werden den Kanal nicht überqueren können.« Seine Augen glitzerten in boshafter Vorfreude. »Sie werden Halt machen müssen. Und warten.«
Er schaute sie alle der Reihe nach an und hob die Arme.
»Die Wettergötter, meine Söhne, haben uns mit der perfekten Gelegenheit versehen, den Major und seine Frau gefangen zu nehmen und zu foltern - zum Lob und Ruhm der Schwarzen Kobra!«
Mit glänzenden Augen und erhobenen Fäusten wiederholten die Männer seine Worte.
»Zum Lob und Ruhm der Schwarzen Kobra!«
»Dieses Mal werden wir einen unfehlbaren Plan schmieden - und dieses Mal werden wir triumphieren.«
Onkel spürte die Macht durch seine Adern fließen, fühlte, dass er sie alle in seinen Bann geschlagen hatte, sogar den zweifelnden Akbar.
»Wir werden warten und beobachten, aber sobald wir wissen, zu welcher Stadt unsere Beute unterwegs ist, werden wir ebenfalls dorthin eilen. Und dieses Mal werden wir
Vorbereitungen treffen. Selbst wenn wir ihnen in diese Stadt folgen, das Schicksal ist endlich auf unserer Seite. Habt Vertrauen, meine Söhne, denn der Vorsehung sei Dank haben wir dieses Mal endlich einmal Zeit.«
8. Dezember 1822
Früh morgens
Unser Zimmer in Amiens
Liebes Tagebuch,
ich liege unter der Decke und warte auf Dorcas. Es ist noch dunkel draußen und, was noch unangenehmer ist, es fällt Graupelregen. Gareth hat sich bereits angekleidet und ist schon nach unten gegangen. Heute werden wir zum allerletzten Teilstück unserer eiligen Reise zur Küste aufbrechen - nach Abbeville. Von dort aus ist es nur noch eine Tagesreise nach Boulogne und zum Ärmelkanal. Obwohl wir fast schon da sind, habe ich mir Gareths Warnung zu Herzen genommen und bereite mich darauf vor, dort unter Umständen mehrere Tage auf die Überfahrt warten zu müssen.
Solange er weiterhin jede Nacht mein Bett teilt und mich sicher in seinen Armen hält, während ich schlafe, und mir erlaubt, dasselbe im Gegenzug zu tun, kann ich alle Hürden mit der einer echten englischen Lady angemessenen Unerschütterlichkeit nehmen.
E.
Sie verließen Amiens in wirbelnden Schneeflocken. Ihre Anspannung war bereits groß, aber Gareth konnte dennoch spüren, dass sie sich mit jeder Meile weiter steigerte.
Doch, wie er es vorhergesagt hatte, geschah auf der den ganzen Tag lang dauernden Reise nichts. Die beiden Kutscher verrichteten ihre Aufgabe mit größtem Geschick und Können, sie trieben die Pferde immer weiter an. Kahle Winterfelder erstreckten sich schier endlos unter einem drückend grauen Himmel, sie flogen förmlich am Kutschenfenster vorüber.
Obwohl sie wirklich rasch vorankamen, erreichten sie Abbeville erst gegen Abend. Inzwischen war die Ankunft zur Routine geworden. Binnen weniger als einer halben Stunde waren sie alle drinnen, hatten es warm und aßen, die anderen in der Schankstube, Emily und Gareth in der einsamen Pracht des Speisesalons.
Draußen heulte der Wind, und Hagel schlug gegen die Fenster.
Sie zogen sich alle früh auf ihre Zimmer zurück. Gareth übernahm wie meist die Wache am frühen Morgen, zwischen zwei und vier Uhr. Auf diese Weise
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