In den Armen des Spions
Gareth mietete sofort das gesamte obere Stockwerk. Zusätzlich befand sich das Haus in Hafennähe, und ein Weg führte direkt zu dem Hauptkai. Wegen der günstigen Lage war die Schankstube fast ständig mit Seeleuten bevölkert.
Der Wirt und seine Frau, die Perrots, waren entzückt, sie aufzunehmen.
»Dieses Wetter!«, rief Monsieur Perrot und gestikulierte wild. »Es ist sehr schlecht für die Geschäfte.«
»Stimmt«, antwortete Gareth, »aber bevor Sie uns bei sich willkommen heißen, gibt es noch etwas, das Sie wissen müssen.«
Da er darauf bestand, setzten die Wirtsleute sich mit ihm, Emily und Gustave an einen Tisch in der Ecke der Schankstube. Wie er es in Marseille auch schon getan hatte, erzählte er ihre Geschichte. Und wie es in Marseille auch schon geschehen war, übernahm Emily - unterstützt von Gustave - mehr und mehr die Schilderung.
Die Perrots waren verständlicherweise entsetzt, aber Emily gewann ihr Mitgefühl, während Gustave an ihr Nationalgefühl appellierte, bis Perrot mit der flachen Hand auf den Tisch schlug und verkündete:
»Sie und Ihre Gesellschaft müssen bei uns wohnen. Wir werden Ihnen beistehen - und unsere Gäste« - er deutete auf den vollbesetzten Raum - »werden gerne bereit sein, diesem Schurken ins Handwerk zu pfuschen.«
Madame Perrot nickte, ein kämpferisches Funkeln in den Augen.
»Ihm und seinen Heiden wird es nicht gelingen, diesen Gasthof in Brand zu setzen - das Gebäude ist aus massiven Steinen errichtet.«
Ein weiterer unter den vielen Pluspunkten. Obwohl seine Sorgen nicht beschwichtigt waren, verspürte Gareth vorübergehend Erleichterung. Er hätte sich kein besseres Quartier wünschen können, vor allem, da es ganz so aussah, als würden sie hier mehrere Tage verbringen.
Emily und Madame gingen nach oben, um sich die Zimmer anzusehen, und Gustave begab sich nach einem Wort zu Perrot nach draußen, um die Ställe zu besichtigen. Gareth und Perrot einigten sich auf einen Preis, den Gareth gleich zur Hälfte zahlte, die andere war erst am Morgen ihrer Abreise fällig. Wann das jedoch sein würde ...
Dazu befragt schürzte Perrot die Lippen und schüttelte den Kopf.
»Drei Tage? Es können auch mehr werden. Wenn Sie nachher zum Kai gehen, kann ich Ihnen sagen, wen sie fragen sollten.«
Gareth schluckte seine Erbitterung über die erzwungene Wartezeit hinunter und nickte.
»Danke.« Er schaute durch den Schankraum, als Emily die Treppe hinunterkam. »Dann holen wir jetzt die anderen von unserer Gruppe.«
Den Rest des Nachmittags verbrachten sie damit, sich in den Gästezimmern einzurichten. Auf Gareths und Emilys Bitten hin blieben Gustave und Pierre die Nacht über noch bei ihnen, ehe sie am nächsten Tag die lange Heimreise antraten.
Nachdem sie sich mit Perrot beraten hatten, offensichtlich ein entfernter Verwandter der beiden Cousins, brachen Pierre und Gustave zu den Lagerhäusern im Hafen auf, um zu sehen, ob es dort Kaufleute gab, die Waren nach Süden zu senden wünschten.
Kurz darauf, ausgestattet mit genauen Anweisungen, begab sich Gareth mit Mooktu, Bister und Jimmy zum Hafen, um sich mit dem örtlichen Wetterexperten zu beraten, einem alten Seemann, auf den sich die Einheimischen verließen, wenn es darum ging, den Himmel, den Wind und die Wellen zu lesen.
Als sie auf dem Hauptkai ankamen, wurden Jimmys Augen groß.
»Ich glaube nicht, dass ich je zuvor so viele Fischerboote auf einmal gesehen haben. Noch nicht einmal in Marseille.«
»Ich habe gehört, das hier sei der größte Fischereihafen in ganz Frankreich«, bemerkte Gareth.
Mooktu nickte zu dem künstlich ausgehobenen Hafenbecken, in dem die Flotte vor Anker lag, so sicher wie nur möglich vor dem aufziehenden Sturm.
»Das ist gut überlegt - ein sicherer Hafen.«
»Allerdings.« Gareth hoffte nur, dass das auch für sie gelten würde.
Sie fanden den alten Seemann.
Aber was er ihnen zu sagen hatte, ließ sie grimmiger dreinblicken.
»Vier Tage!« Bister ging neben Gareth, als sie zur Auberge Perrot zurückkehrten.
Darauf gab es nichts zu erwidern. Der alte Mann, dessen Hörvermögen praktisch nicht mehr vorhanden war, dessen Augen aber so gut wie je waren, hatte verkündet, dass das Wetter sich verschlechtern würde, bevor es sich wieder bessern würde, dass obwohl der übelste Eisregen morgen vorbei sein würde, der Wind in den nächsten drei Tagen noch aus der falschen Richtung wehen würde.
Am vierten Tag dann würde es wieder besser werden. Sie würden, das hatte
Weitere Kostenlose Bücher