In den Armen des Spions
er nun die Lust erwiderte.
Das Lieben.
Die Liebe.
Bis die Zeit reif war, bis die Leidenschaft verbraucht war und das Verlangen gestillt und ihr Blut pochte, ihre Sinne zersprangen und die Ekstase sie erfasste, sie mit sich riss und sie bersten ließ.
Sie aneinander band mit seidenen Strängen und sie dann langsam wieder zur Erde schweben ließ auf die zerwühlten Laken und in die Arme des anderen.
Sie lagen dort, miteinander verschlungen, unwillig, sich zu trennen, und sei es auch nur einen Zentimeter weit. Ihr Herzschlag verlangsamte sich allmählich, aber ihre Haut war noch feucht, und ihr Atem ging schwer - so klammerten sie sich aneinander, hielten einander still und fest.
Der Augenblick war zu kostbar, zu neu und zu verräterisch, um mit einer Bewegung zu riskieren, ihn schon jetzt zu beenden.
Aber die Zeit verstrich, und die Nacht schloss sich um sie. Muskeln entspannten sich, Befriedigung machte sich breit, beschwichtigte, beruhigte. Schließlich seufzte sie, und er fasste um sie herum nach der Decke, zog sie über sie beide, bettete sie an seine Seite - wo sie nun schlief, wohin sie nun gehörte - unwiderruflich.
Wo er sie von jetzt an immer haben musste.
Einen Arm angewinkelt unter seinem Kopf starrte er zur Zimmerdecke, während er sie mit dem anderen Arm an sich drückte. Nach einem Moment wohligen Schweigens fragte er:
»Also ... heißt das jetzt: Ja, du wirst mich heiraten?«
Er spürte, wie ihre Lippen sich an seiner Brust verzogen.
»Vielleicht. Meine Antwort lautet immer noch vielleicht.«
Er wollte nicht fragen, aber ...
»Warum nur vielleicht?«
»Weil ... ich mehr will.«
Er musste nicht fragen, was sie mehr wollte - er wusste es. Ich liebe dich. Er hatte ihr nicht dieselben oder auch nur entsprechende Worte gesagt. Er hatte ihr aufrichtig geantwortet - er fühlte sich eingeschüchtert. Ehrfurchtsvoll angesichts ihres Geständnisses und des Vertrauens, in dem sie es ausgesprochen hatte - diese unendlich machtvollen drei kleinen Worte. Er hatte gehört, Frauen seien so - stark in solchen Sachen vertrauten sie ihren Gefühle.
Männer - vor allem Männer wie er ...
Selbst jetzt noch musste er ein Erschauern unterdrücken, wenn er daran dachte, diese Worte auszusprechen. Es war schlimm genug, dass er wusste, es war so. Dass in seinem inneren Selbst, seinem Herzen - wie es aussah, tief in seiner Seele - er sich bereits mit dieser Realität abgefunden hatte.
Doch alles, was er tun musste, um davor zurückzuscheuen, diese Worte zu ihr zu sagen, war sich daran zu erinnern, wie er sich vor Stunden gefühlt hatte. Als er gehört hatte, dass sie den Sektenanhängern in die Hände gefallen war, hatte er sich wie ... aufgeschlitzt und ausgeweidet gefühlt. Als hätte ihm jemand in die Brust gegriffen und das Herz herausgerissen - ganz buchstäblich. Er hatte sich dort ganz leer gefühlt, hohl, als hätte er etwas verloren, das so lebenswichtig war, dass er ohne es nie wieder Wärme oder Freude verspüren würde.
Dieses Gefühl war echt gewesen, absolut sicher und unerschütterlich.
Wenn ihn irgendetwas der Liebe gegenüber argwöhnisch machen konnte - davor, sie laut zu erklären -, dann war es das. Er war kaum imstande gewesen zu funktionieren, als es unverzichtbar gewesen war, dass er einen klaren Kopf behielt und das Kommando übernahm, um sie zurückzuholen.
Er war sein ganzes Erwachsenenleben Soldat gewesen. Nie zuvor hatte er sich so verletzlich gefühlt. Statt des gewohnten Gefühls der Unbesiegbarkeit, das allen guten Kommandanten eigen war, dieses Gefühl, von einem undurchdringlichen Panzer geschützt zu sein, auch wenn man wusste, dass das nicht stimmte, hatte er ... sich heute gefühlt, als hätte jemand ein Loch in seine Rüstung gesprengt - genau über seinem Herzen.
Dieses Gefühl von Verletzbarkeit hatte ihn nicht verlassen, bis zu dem Moment, als er sie wieder im Arm hielt, als er wusste, alle Gefahr für sie war vorüber.
Selbst da ...
Sie war eingeschlafen. Er lauschte auf den Rhythmus ihres Atems, wunderte sich, wie besänftigend er ihn fand. Wie beruhigend das leise Geräusch war, wie er es wiedererkannte, es kannte, auf einer Ebene, die er nicht erklären konnte.
Er stand selbst an der Schwelle zum Schlaf, als ihm ein verirrter Gedanke kam.
Heute war sie das gewesen, was ihn am meisten beschäftigt hatte und sein ganzes Wesen beherrschte - er hatte nicht an den Schriftrollenhalter oder dessen Sicherheit gedacht. Hatte nicht wirklich über seinen Auftrag
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