In den Armen des Spions
»dass es am besten - sicherlich am leichtesten - wäre, wenn Sie ihnen den Gefallen tun. Sie meinen es gut. Wenn eine der Fragen Ihnen zu persönlich wird, sehen Sie einfach mich oder Clarice an, dann retten wir Sie.« Sie blickte zu Gareth und lächelte. »Dasselbe gilt natürlich auch für Sie, Major. Rufen Sie uns einfach zu Hilfe.«
Gareth fing ihren Blick auf und neigte den Kopf.
»Bitte nennen Sie mich Gareth.«
Sobald alle Damen Platz genommen hatten, setzte er sich in einen Lehnsessel neben der Chaiselongue. Emily sah sich um.
»Jack und Tristan?«
»Sind geflohen.« Clarice, in einem Lehnstuhl ihr gegenüber, lächelte entschuldigend.
»Wir brauchen sie nicht.« Lady Hortense tat ihren Großneffen und dessen Freund mit einem Winken ab. Ihre Augen, alt, aber klar, richteten sich auf Emily und Gareth. »Sie beide sind es, über die wir mehr wissen wollen. Und wir sind viel zu alt, um Zeit damit zu verschwenden, feinfühlig oder taktvoll zu sein. Also, wie kommt es, dass Sie überhaupt in Indien waren?«
Die alten Damen waren hartnäckig, entschlossen und reichlich schockierend unverblümt, aber an ihrem echten Interesse und an ihrem Scharfsinn bestand kein Zweifel. Insgesamt waren sie vierzehn; so gab es unter ihnen eine Ethelreda, eine Millie und eine Flora. Alle hatten Fragen, und da so viele Gehirne sich damit befassten, was sie sagten, wurde ihnen jedes noch so kleine Detail entlockt, untersucht und kommentiert.
Was sie hätte stören müssen, ihnen unangenehm hätte sein müssen, aber stattdessen bewirkte die Freundlichkeit und das Verständnis der alten Damen, dass sich die Befragung mehr wie eine Beichte mit Absolution anfühlte.
Emily ertappte sich dabei, wie sie immer offener auf die Inquisition antwortete. Sie vermutete, Gareth verriet auf ihr ermutigendes Nachhaken ebenfalls mehr, als er vorgehabt hatte - vielleicht sogar mehr, als ihm insgesamt angenehm war. Jedenfalls, als nach etwa einer halben Stunde Jack und Tristan vorbeischauten, nutzte Gareth die Gelegenheit, um im Schutz des Teetabletts aus dem Salon zu fliehen.
Clarice fing Emilys Blick auf und hob eine Braue.
Emily lächelte und schüttelte kaum merklich den Kopf. Sie nahm eine Tasse echten englischen Tee und einen Teller mit köstlichen Scones, Pflaumenmus und frischer Sahne und lehnte sich zurück, dann drehte sie sich um, um Ethelredas nächste Frage zu beantworten.
Der Tag vor den Salonfenstern neigte sich dem Ende zu. Die Vorhänge wurden vorgezogen, das Holz im Kamin nachgelegt, und schließlich gab es auch keine Fragen mehr.
»Nun«, erklärte Hermione, »Sie und Ihr Major sind sicherlich gemeinsam durch Dick und Dünn gegangen. Wann werden wir die Hochzeitsglocken läuten hören?«
»Tante!« Leonora versuchte ihre unmögliche, angeheiratete Verwandtschaft durch ein Stirnrunzeln zum Schweigen zu bringen.
Die winkte nur ab und schob alle Einwände beiseite.
»Ich bitte dich, es ist so offensichtlich, dass die beiden darauf zusteuern - und siehst du?« Sie deutete auf Emily.
»Sie streitet es nicht ab, oder?« Hermione beugte sich vor und kniff die Augen zusammen. »Sie wird ja noch nicht einmal rot!«
Emily merkte, dass das stimmte. Genaugenommen konnte sie darüber nur lächeln. Sie schaute Leonora an.
»Es ist schon in Ordnung.« Sie blickte zu Hermione und den anderen alten Damen, die alle gebannt auf ihre Antwort warteten. »Wir haben noch keinen Tag festgelegt. Wir diskutieren noch ein paar Einzelheiten, wie es so üblich ist.«
»Gutes Mädchen.« Hortense nickte billigend. »Erst einmal die Grundlagen abstimmen, bevor du deine Hand in seine legst.«
Ein lauter Gong hallte durch das Haus.
»Zeit, sich fürs Dinner umzuziehen«, verkündete Leonora.
Die älteren Damen richteten sich auf, rafften ihre Schals und Taschentücher zusammen, fassten die Griffe ihrer Gehstöcke und erhoben sich aus den Stühlen.
Leonora stand neben Emily auf.
»Gerade rechtzeitig«, murmelte sie ihr zu, »oder sie hätten Ihnen Ratschläge gegeben, wie Sie die Hochzeitsnacht am besten überstehen.«
Clarice lachte leise, als sie zu ihnen trat.
»Ich bin fast neugierig darauf, was sie sagen würden.«
Emily auch.
Zu dritt folgten sie den älteren Damen die Treppe hoch, halfen, wenn es nötig war. Als sie den ersten Stock erreicht hatten und die anderen in ihre Zimmer verschwunden waren, von Clarice beaufsichtigt, brachte Leonora Emily zu einem reizenden Zimmer, das die Aussicht auf den Park seitlich des Hauses bot. Dorcas
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