In den Armen des Spions
Mallingham Manor wurde in drei Phasen durchgeführt; der Morgen war düster, grau und kalt, aber immerhin regnete es nicht. Um zehn Uhr brachen Mullins, Dorcas und Watson in dem Gig des Gasthofes auf, als hätten sie vor, ein Haus auf dem Land westlich der Stadt aufzusuchen. Zwanzig Minuten später verließen Mooktu, Arnia und Jimmy mit einem Wagen, auf den alle Truhen, Kisten und Koffer geladen waren, den Gasthof in Richtung Norden. Wieder eine halbe Stunde später machten sich Gareth, Emily und Bister in einem weiteren Gig auf den Weg und fuhren damit auf die Straße nach London.
Die Sektenanhänger in Dover, die dank ihrer unerwarteten Ankunft hier noch verzweifelt damit beschäftigt waren, sich neu zu organisieren, mussten rasch handeln. Es gelang zweien von ihnen, dem ersten Gig zu folgen, ein weiterer heftete sich an den Wagen, und einer beschattete den Gig, den Gareth lenkte.
Tristan und Jack beobachteten alles und handelten entsprechend. Diejenigen, die die Zügel hielten - Mullins, Mooktu und Gareth -, hatten die Anweisung, nicht zu schnell zu fahren, aber sich letztendlich nordwestlich zu halten, um nach Surrey zu gelangen. Nachdem sie zum Lunch entlang der Strecke Halt gemacht hatten, würden alle zu einer bestimmten Anhöhe nicht weit vom Herrenhaus entfernt weiterfahren.
Auf schnellen, ausdauernden Pferden beseitigten Jack und Tristan die Sektenanhänger und ritten dann querfeldein zu der Anhöhe. Am Nachmittag, als Mullins mit seinem Wagen nach der langgestreckten Steigung auf dem Hügel angekommen war, befanden sich Tristan und Jack auf ihrem Posten und verfolgten alles von oben, von wo aus sie das ganze Land wie ausgebreitet vor sich liegen sehen konnten.
Als eine Stunde später Gareth schließlich auf der Anhöhe anhielt, führten Jack und Tristan ihre Pferde aus dem Wald, und ihre Mienen spiegelten höchste Zufriedenheit wider.
»Geradeaus und dann die erste Abbiegung rechts.« Tristan deutete zu einer Stelle, wo eine Ansammlung alter, ausladender Bäume den Blick über den Horizont versperrte. »Das Herrenhaus ist dort drüben - man kann es nicht von überall sehen, sodass Sie, wenn Sie erst einmal zwischen den Bäumen sind, nicht mehr erspäht werden können. Die anderen sind alle vor Ihnen. Jack und ich werden hier warten, nur um ganz sicherzugehen, dann kommen wir nach.«
Gareth nickte und sah Jack in die Augen.
»Wie viele?«
»Ich habe zwei erwischt.« Jack schaute zu Tristan. »Er hat zwei weitere erledigt. Genug, um uns Appetit zu machen. Aber ich denke nicht, dass noch mehr da sind, daher folgen wir Ihnen auf dem Fuße.«
Gareth nickte und ließ die Zügel schnalzen, sodass sich der Gig wieder in Bewegung setzte.
Wie Jack vorhergesagt hatte, waren sie gerade erst auf dem Hof hinter dem Haus zum Stehen gekommen und ausgestiegen, erwartet von einer wahren Menschenmenge -Stallburschen, Lakaien und einer ganzen Horde durcheinanderredender Damen, alle bis auf zwei davon schon älter -, als Jack und Tristan angeritten kamen.
Während sie absaßen und ihre Pferde den Stallburschen übergaben, trat eine der jüngeren, eine beeindruckend selbstsichere Frau mit dunkelbraunem Haar, das sie hochgesteckt trug, zu Gareth und Emily.
»Willkommen - ich bin Leonora, Tristans Ehefrau.« Mit einem entzückten Lächeln schüttelte sie Gareth die Hand, dann drückte sie Emilys. »Wir sind sehr froh, Sie zu sehen, nicht zuletzt, weil diese beiden« - sie deutete mit dem Kopf auf Jack und Tristan - »die letzte Woche wie auf Kohlen gesessen und auf Ihre Ankunft gewartet haben.«
»Allerdings.« Die zweite der jüngeren Frauen, hochgewachsen und von stattlicher Gestalt, mit dunklem, kastanienbraunem Haar und befehlsgewohntem Auftreten, stellte sich zu ihnen und bot ihnen ihre Hand. »Ich bin Clarice, Jacks Ehefrau. Soweit ich es mitbekommen habe, haben Sie zahllose Abenteuer erlebt - Sie müssen unbedingt mit uns kommen und uns davon erzählen.«
Diese Worte erwiesen sich als prophetisch. Ehe Emily mehr tun konnte, als ihnen ihren Namen zu nennen und flüchtig die Hand zu geben, wurden sie und Gareth von der Woge der älteren Damen mitgerissen, angeführt von Tristans Großtanten, Lady Hermione Wemyss und Lady Hortense Wemyss, und in das große Haus und in einen langgestreckten Salon gebracht, der eindeutig die Domäne der älteren Damen war.
»Ich fürchte« - Leonora beugte sich vor, sodass ihr Kopf dicht neben Emilys war, während sie es sich auf einer der vielen Chaiselongues bequem machten -,
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