In den Armen des Spions
zu gehen. Wenn sie gemeinsam reisen sollten, war es unverzichtbar, dass er wusste, über welche Fähigkeiten die Truppen unter seinem Befehl verfügten.
Sowohl Watson als auch Mullins waren uneingeschränkt dankbar dafür, dass er ihren Schützling gerettet hatte. Mullins hatte bis Waterloo in der Infanterie gedient. Danach war er in sein Heimatdorf in Northamptonshire zurückgekehrt und hatte nach Arbeit gesucht; dabei war er Watson begegnet, der, nachdem Napoleon besiegt und der Kontinent wieder sicher war, als Reiseführer junge Adelige auf einer moderneren Version der Grand Tour begleitete. Watson war nun der Reisemarschall, Mullins Leibwächter und Jimmy, der Sohn von Watsons Schwester, war auf diese Reise mitgenommen worden, um Erfahrungen zu sammeln, damit er später in das Geschäft einsteigen konnte.
Über die Jahre hatten Watson und Mullins immer wieder für die Familie Elphinstone gearbeitet, die sie daher bestens kannten. Die Familie war groß; sie hatten drei männliche Familienmitglieder auf einer Tour über den Kontinent geführt und auch die älteren Elphinstones auf verschiedenen Reisen begleitet. Die Familie war so etwas wie geschätzte Stammkundschaft; die bloße Vorstellung, Emily zu verlieren - eines der jüngeren Mitglieder der Familie - reichte aus, sowohl Watson als auch Mullins, so erfahren beide waren, erbleichen zu lassen.
Sie mochten Emily auch um ihrer selbst willen; in ihren Augen war sie eine vernünftige junge Dame mit einem ruhigen, ausgeglichenen Wesen, bei der sie keine Bedenken hatten, sie auf einer Reise um die halbe Welt zu begleiten.
Watson und Mullins waren beide mittleren Alters und teilten eine Neigung zur Korpulenz. Obwohl sie sich bester Gesundheit erfreuten und fähig und trainiert waren, waren sie keine sonderlich guten Reiter, wie Gareth Emily gegenüber angedeutet hatte; was Jimmy betraf, so hörte es sich an, als ob seine Reitkünste eher auf Begeisterung fußten als auf echtem Können. Das war ein Punkt, den er nicht vergessen durfte, wenn er ihre Weiterreise plante.
Mullins nahm seine Aufgabe sehr ernst; in Aden hatte er Mooktu gebeten, ihm bei der Verbesserung seiner Fähigkeiten mit dem Schwert zu helfen. In der Zwischenzeit hatte Bister unaufgefordert Jimmy unter seine Fittiche genommen. Gareth hatte die beiden dabei gesehen, wie sie sich im Messerwerfen übten, eines von Bisters Spezialgebieten. Was den Schutz der beiden Frauen in der Reisegruppe anging, waren sie nicht ohne Ressourcen.
Nicht, dass Gareth glaubte, Arnia bräuchte Schutz. Wie Mooktu stammte sie aus der Gegend an der nordwestlichen Grenze Indiens, und wie alle Frauen der Stämme dort war sie mit Messern ebenso geschickt wie die Männer aus diesen Landesteilen. Die Anhänger der Schwarzen Kobra würden vermutlich nicht ahnen, welche Gefahr Arnia darstellte, bis es zu spät war.
Mehr über Dorcas in Erfahrung zu bringen, Emilys durch und durch englische Kammerzofe, eine große, tüchtige Frau Ende dreißig, hatte mehr Geschick erfordert. Er hatte einen gewissen Charme aufwenden müssen, aber letztendlich war sie genug aufgetaut und hatte zugegeben, dass sie keine gute Reiterin war und schon die meiste Zeit von Emilys Leben in den Diensten ihrer Familie stand.
Dorcas war ihm ebenfalls dankbar, dass er ihre Herrin gerettet und danach beschützt hatte, aber sie betrachtete ihn weiter mit einem gewissen Argwohn, den zu verbergen sie sich keine Mühe gab. Da er sorgsam darauf geachtet hatte, alle Hinweise darauf, wie sehr er sich von ihrer Herrin angezogen fühlte - ein Umstand, der nicht wirklich hilfreich war - zu verbergen, war er sich nicht sicher, was der Grund für Dorcas’ Wachsamkeit war.
Er hörte Schritte - ihre Schritte. Er drehte sich um, um nach Emily zu suchen, noch bevor sie um die Ecke kam, in ein Kleid aus lila Baumwolle gekleidet, das in der Brise flatterte.
Als sie ihn sah, lächelte sie und kam zu ihm.
Er bemühte sich, das Lächeln, zu dem sich seine Lippen unwillkürlich verzogen und das am Ende zu viel verraten würde, zu unterdrücken; es gelang ihm sogar, die Brauen zusammenzuziehen.
»Warum sind Sie um diese Stunde bereits auf?« Er schaute sich um. »Sie sollten nicht an Deck sein - es könnte gefährlich sein.«
Sie legte den Kopf schief, musterte ihn einen Moment lang, dann blickte sie auf die Wellen, immer noch mit einem Lächeln auf den rosigen Lippen.
»Es ist so friedlich und ruhig, dass man es doch gewiss hören würde, wenn sich ein anderes Schiff nähert,
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