In den Armen des Spions
Leidenschaft, aber ich bin überzeugt, das wird noch kommen.
Ebenso vielversprechend war seine unaufgefordert geäußerte Anerkennung meines Beitrags am heutigen Tag - und wer hätte gedacht, dass er, ein Major der Armee, so fortschrittlich und scharfsinnig sein könnte, zu erkennen, dass ich mich in Zukunft besser verteidigen können muss - und natürlich auch ihn, obwohl ich nicht glaube, dass ihm der Gedanke gekommen ist.
Egal, ich muss berichten, dass sich alles höchst erfreulich entwickelt. Von seiner Einschätzung ausgehend, dass wir vor weiteren Überfällen sicher sein werden, bis wir Suez erreichen, mache ich mir große Hoffnungen auf das, was die nächsten Tage bringen werden.
Ich bette jetzt mein Haupt auf mein Kissen und versuche trotz meiner Aufregung und Vorfreude Schlaf zu finden.
E.
16. Oktober 1822
Am Nachmittag
In meiner Kabine auf dem Schoner
Liebes Tagebuch,
ich habe jetzt ein paar Tage lang keine Einträge gemacht, da ich zu meiner nicht geringen Erbitterung nichts zu berichten habe. Ich hatte große Hoffnung, dass Gareth, nachdem das Eis gebrochen war und er mich geküsst hatte - und wir wissen schließlich beide, dieser Kuss hatte nichts mit Dankbarkeit zu tun - und das Wesen unserer Verbindung sich klar zu erkennen gegeben hat, was auch ihm nicht entgangen sein kann, mich erneut küssen würde.
Bedauerlicherweise hat er keinerlei Anzeichen solcher Absichten erkennen lassen - genau genommen wirkt seine Reaktion sogar vielmehr dahingehend, als wolle er mich auf Armeslänge Abstand halten! Nicht etwa, dass er die Gefühle, die zwischen uns sind, leugnen würde - das kann ich in seinen Augen lesen. Es hat ganz den Anschein, als habe er entschieden, dass uns weder zu dieser Zeit noch an diesem Ort gestattet werden sollte, unsere gegenseitige Anziehung zu erforschen.
Ich habe doch bereits erwähnt, nicht wahr, dass er diese beunruhigende Neigung hat, einseitige Entscheidungen zu treffen ?
Damit muss Schluss sein, aber ich muss erst noch einen Weg entdecken, seine Entschlossenheit zu untergraben.
E.
19. Oktober 1822
Am frühen Morgen
In meiner Kabine auf dem dämlichen Schoner
Liebes Tagebuch,
ich schreibe das hier in großer Eile nieder, da wir gerade packen und uns anschicken, dieses elende Boot zu verlassen. Suez ist aus dem Dunst vor uns aufgetaucht, sodass wir in den nächsten Stunden im Hafen einlaufen werden. Dieser Abschnitt unserer Reise ist fast zu Ende, und wenn die Erkenntnisse, die dabei gewonnen werden konnten, auch entscheidend waren - ich weiß jetzt sicher, dass Gareth Hamilton all die Eigenschaften aufweist, die DER Mann für mich haben muss - und die sich daraus ergebenden Entwicklungen - dieser Kuss! - durchaus ermutigend, ja, vielversprechend waren. Ich muss jedoch berichten, dass ich erst noch mehr Zeit mit Gareth verbringen muss.
Er hat sich lästigerweise als schwer zu fassen erwiesen. Wie genau der nächste Abschnitt unserer Reise aussehen wird, weiß weder ich noch er, aber ich bin doch voller Hoffnung, dass sich dabei bessere Gelegenheiten ergeben, seine Nähe zu suchen - oder, um genauer zu sein - ihn dazu zu ermutigen, meine Nähe zu suchen.
Ich bin voller Hoffnung.
E.
Sie verließen den Hafenkai, als die Sonne im Osten über Suez aufging und die hellen Hauswände mit einem leuchtenden Farbton, einer Mischung aus Bernstein und Rosa, überzog. Gareth schaute blinzelnd zu den Gebäuden, deren Silhouetten sich vor dem Morgenhimmel abzeichneten, Minarette und die Kuppeln von Moscheen, die einem deutlich vor Augen führten, dass sie sich in einem fremden Land befanden.
Glücklicherweise geriet dieses fremde Land seit dem Sieg über Napoleon immer weiter unter britischen Einfluss.
In seinen arabischen Kleidern schritt er selbstsicher aus, als ob er hierher gehörte, als ob er wüsste, wohin er ging -was sogar stimmte. Er hatte in Suez Halt gemacht auf seiner Reise nach Indien. Als er auf den Platz hinter dem Hafen trat, blickte er zurück auf die kleine Prozession, die hinter ihm folgte - Mooktu an seiner Seite, Emily, Dorcas und Arnia in ihren Burkas respektvoll einen Schritt dahinter, dann Bister und Jimmy mit dem Gepäck; das Schlusslicht bildeten Watson und Mullins.
Er schaute wieder nach vorne und führte die kleine Gruppe über den sich allmählich füllenden Platz zu einer Straße, über die man nicht in das Diplomatenviertel, sondern in eine ruhige Wohngegend gelangte. Er blieb unter der Markise eines Ladens stehen, der noch nicht
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