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In den Fängen der Macht

In den Fängen der Macht

Titel: In den Fängen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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repräsentierte die Konföderierten, die Sklavenstaaten. Mr. Breeland ist Angehöriger der Union und tritt gegen die Sklaverei ein, überall.« Der stolze und wütende Unterton in ihrer Stimme war nicht zu überhören. Bis hierhin konnte Rathbone nicht umhin, sich mit ihrer Meinung zu identifizieren. Er unterbrach sie nicht.
    »Mein Vater sagte, er hätte bereits versprochen, die gesamte Waffenlieferung, über sechstausend Gewehre, an Mr. Trace zu verkaufen«, fuhr sie fort. »Und er wollte seinen Entschluss auch nicht ändern, egal, was Mr. Breeland oder auch ich dazu zu sagen hatten. Wir brachten jedes Argument gegen die Sklavenhaltung an, beschrieben das Grauen und die Ungerechtigkeit, jede Monstrosität menschlicher Grausamkeit, aber er wollte sich nicht umstimmen lassen.« In ihren Augen standen Tränen, aber voller Zorn blinzelte sie und ärgerte sich, derlei Gefühle gezeigt zu haben. »Ich stritt mit ihm.« Sie zog die Nase hoch, dann schüttelte sie den Kopf, als sie bedachte, wie unelegant das wirken musste.
    Rathbone bot ihr sein Taschentuch an.
    Sie zögerte, dann nahm sie es, schnäuzte sich und fuhr dann fort.
    »Ich danke Ihnen. Ich war wirklich sehr aufgebracht. Ich denke umso mehr, da ich immer nur das Beste von ihm gedacht hatte. Ich hatte an ihm nie die Seite gesehen, die …« Sie senkte die Augen und wich seinem Blick aus.
    »Die nicht zugeben konnte, dass er einen Fehler begangen hatte, und die nicht willens war, einer besseren Sache zuliebe nachzugeben. Ich sagte einige Dinge zu ihm, die ich jetzt nur zu gerne zurücknehmen würde. Nicht, dass sie nicht wahr gewesen wären, aber ich konnte doch nicht wissen, dass es die letzten Worte sein würden, die er je von mir hören würde.«
    Rathbone wollte ihr keine Zeit lassen, bei dem Gedanken zu verweilen.
    »Sie verließen also den Raum. Wohin gingen Sie?«
    »Was? Oh! Ich ging nach oben, packte eine Reisetasche mit dem Nötigsten – Wäsche, ein paar frische Blusen, Toilettenartikel –, das war alles.«
    »Wo war Mr. Breeland während des Streites?«
    »Ich weiß es nicht. In seiner Wohnung, nehme ich an.«
    »Er war nicht mehr im Haus Ihrer Eltern?«
    »Nein. Er war nicht Zeuge des Streits, wenn es das ist, was Sie denken.«
    »Es kam mir nur so in den Sinn. Wohin gingen Sie dann?«
    »Ich verließ das Haus.« Ihre Wangen überzogen sich mit zarter Röte. Er glaubte ihr, dass sie sich der Tragweite des Schrittes bewusst war, den sie unternommen hatte, und dass sie das Risiko, das dieser für ihren Ruf darstellte, mit ebenso viel Vernunft abzuschätzen wusste wie ihre Mutter. Sie atmete tief durch. »Ich ging durch den Dienstbotenausgang an der Seite des Hauses, ging die Straße bis zur Hauptstraße entlang, bis sich ein Hansom fand. Ich hielt ihn an und nannte dem Fahrer die Adresse von Mr. Breelands Wohnung.«
    Er musste nicht nach der Adresse fragen, Monk hatte sie ihm bereits genannt.
    »War Mr. Breeland zu Hause?«
    »Ja. Er hieß mich willkommen, vor allem, nachdem ich ihm von dem Streit erzählte, den ich mit meinem Vater hatte.« Sie beugte sich über den Tisch. »Aber Sie müssen wissen, dass er mich in keinster Weise dazu ermutigte, mich meinen Eltern zu widersetzen oder mich auch nur im Mindesten ungeziemend zu verhalten. Ich verlange, dass Sie das ganz und gar glauben!«
    Rathbone war nicht sicher, was er glauben sollte, aber es wäre eine Torheit gewesen, ihr dies zu sagen. Es tat auch nichts zur Sache. Er konnte es sich nicht leisten, sich diesbezüglich mit Breelands Moral zu befassen.
    »Ich stelle das nicht in Frage, Miss Alberton. Ich muss wissen, wie Sie den Rest der Nacht verbrachten, bis Sie London hinter sich ließen. Sehr präzise, wenn ich bitten darf. Lassen Sie nichts aus.«
    »Sie denken, Lyman hätte meinen Vater ermordet.« Ihre Augen richteten sich direkt auf ihn, und ihre Stimme war fest. »Er tat es nicht. Was er Mr. Monk sagte, ist die volle Wahrheit. Ich weiß es, weil ich bei ihm war. Wir verbrachten den Abend, indem wir uns miteinander unterhielten und planten, was wir tun sollten.« Ein erstes Lächeln huschte um ihre Lippen, sie schien sich über sich selbst und eine unschuldigere Vergangenheit lustig zu machen. »Er versuchte mich dazu zu überreden, mit meinen Eltern Frieden zu schließen. Er warnte mich vor dem Krieg in seinem Land und erklärte mir, dass die Ehre von ihm fordert, sich seinem Regiment anzuschließen und zu kämpfen. Selbstverständlich wusste ich das bereits. Ich wünschte mir einfach

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