In den Fängen der Macht
Zeitpunkte der Ereignisse in der Mordnacht und über Ihren Zug nach Liverpool berichten wird«, gab Rathbone mit gleichmütiger Stimme zurück.
»Ich halte es für weit einfacher, die Geschworenen davon zu überzeugen, dass Shearer die Morde und den Raub der Waffen plante und ausführte, in der Absicht, diese an Sie zu verkaufen.«
»Was hätte das für einen Sinn?«, fragte Breeland verbittert.
»Ich bin Ausländer. Sie verstehen mein Anliegen nicht und haben auch keinerlei Sympathie dafür. Sie wissen nicht, wofür Amerika steht. Sie haben unseren Traum nicht begriffen. Dagegen kann ich nichts tun. Aber sicherlich verstehen Sie doch wenigstens, was Gerechtigkeit bedeutet?« Er klang herausfordernd, aber keineswegs beleidigend.
Rathbone erinnerte sich der Isolation des Mannes und wie viel er bereits für ein Anliegen geopfert hatte, das sowohl edelmütig als auch selbstlos war. Hätte er selbst sich besser oder klüger verhalten? Hätte eine solche Bedrohung, solcher Mangel an Verständnis und Respekt um ihn herum ihn nicht auch dazu gebracht, wild um sich zu schlagen?
»Geschworene sind Menschen, Mr. Breeland, und wie wir alle unterliegen sie emotionalen Regungen«, sagte er so freundlich er konnte und verbot sich jegliche Schärfe.
»Sie werden sich nicht an alles erinnern, was ihnen gesagt wird. Tatsächlich werden sie nicht einmal alles hören oder es so auffassen, wie wir das gerne hätten. Menschen hören oft nur das, was sie hören wollen. Bemühen Sie sich doch, dass Sie Respekt für sie empfinden, Ihnen ein wenig Zuneigung entgegenbringen, dann werden sie auch Ihre besten Seiten sehen und sich daran erinnern, wenn es zur Urteilsfindung kommt. Dies ist keine Eigenart englischer Geschworener, es ist Teil der Natur aller Menschen, und wir haben uns für ein Geschworenengericht entschieden, weil es aus ganz normalen Menschen besteht. Sie urteilen mit dem Instinkt und dem gesunden Menschenverstand und aufgrund von Beweisen, die wir ihnen liefern. Auch Ihr Rechtssystem basiert auf diesen Prinzipien.«
»Ja, ich weiß.« Breeland hatte die Lippen zusammengepresst. Rathbone spürte, dass sich sowohl Angst als auch Zorn und Idealismus hinter der Maske seines Gesichtes verbargen. »Ich kann Menschen nicht dazu bringen, mich zu mögen. Und ich werde nicht zu Kreuze kriechen. Mein Anliegen spricht deutlich genug für mich. Ich würde die Sklavenhaltung auf der ganzen Welt abschaffen.« Jetzt klang Leidenschaft aus seiner Stimme, und seine Augen strahlten. »Ich würde jedem Menschen die Chance geben, sein eigener Herr zu sein und ohne Angst entscheiden zu können, was er sagt und denkt.«
»Hört sich wunderbar an«, erwiderte Rathbone trübselig, aber vollkommen aufrichtig. »Ich bin nicht sicher, ob das möglich ist. Freiheit bedeutet auch immer, eine Sache gegen eine andere abzuwägen, Gewinn gegen Verlust. Aber das ist hier nicht die Frage. Sie können kämpfen, wofür Sie wollen, wenn Sie erst einmal die Freiheit haben, die Anklagebank zu verlassen. Das wollen wir erreichen, und dafür werden Sie ein bisschen mehr Menschlichkeit zeigen müssen. Glauben Sie mir, Mr. Breeland, ich bin sehr gut in meinem Beruf… mindestens so gut wie Sie in Ihrem. Nehmen Sie meinen Ratschlag an.«
Breeland sah ihn an, seine Augen waren gleichmütig und starr, aber tief in ihnen brannte hell und heiß die Furcht.
»Glauben Sie… glauben Sie, Sie können meine Unschuld beweisen?«, fragte er leise.
»Ich glaube, ja. Und Sie bemühen sich jetzt, die Geschworenen so weit zu bringen, dass sie sich darüber freuen, wenn ich es tue!«
Breeland erwiderte nichts, aber ein Teil des Eises schmolz dahin.
Am Morgen wurde Monk in den Zeugenstand gerufen, um Casbolts Aussage über ihren Besuch in Breelands Wohnung und ihre schreckliche Entdeckung auf dem Hof des Lagerhauses in der Tooley Street zu bestätigen.
Deverill behandelte ihn höflich, konnte ihn aber kaum dazu bewegen, mehr als »Ja« oder »Nein« zu sagen. Er war sich bewusst, und das gehörte schließlich zu seinen beruflichen Fertigkeiten, dass Monk für Rathbone arbeitete und sein Interesse der Verteidigung galt. Deverill hatte nicht die Absicht, Monk zu gestatten, den Fall unklarer zu machen oder neue Fragen aufzuwerfen.
Monk wünschte, es gäbe Fragen, die er aufwerfen könnte. Bis jetzt konnte er sich nichts vorstellen, was er hätte hinzufügen können, selbst wenn Deverill es ihm gestattet hätte.
Er bestätigte alles, was Lanyon ihnen bereits über die
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