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In den Fängen der Macht

In den Fängen der Macht

Titel: In den Fängen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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befragen? Alles, was Monk an Breelands Geschichte bestätigen konnte, könnte von Breeland selbst weit besser berichtet werden.
    »Ich danke Ihnen«, sagte er und neigte leicht den Kopf.
    »Ich stimme mit Mr. Deverills Ansicht überein.«
    Der Richter wirkte leicht überrascht, aber man erlaubte Monk, sich auf die Besucherbänke zurückzuziehen, wo er sich neben Hester und Judith Alberton setzte und nur einmal einen kurzen Seitenblick auf den vor sich hin brütenden Philo Trace warf.
    Deverills letzter Zeuge war ein Bankangestellter, der bezeugte, dass auf Daniel Albertons Konto kein Geld mehr eingegangen war, seit Philo Trace in gutem Glauben, den Kauf tätigen zu können, die vereinbarte Summe hinterlegt hatte.
    Deverill bot an, dies von Casbolt und Trace bezeugen zu lassen, aber das Gericht war bereit, dem Wort des Bankers und den Unterlagen Glauben zu schenken.
    »Die Anklage stellt fest«, sagte Deverill und lächelte den Geschworenen zu, »die Waffen wurden gestohlen. Mr. Casbolt und Mr. Alberton erhielten dafür keinerlei Zahlung. Mr. Alberton wurde im Hof des Lagerhauses an der Tooley Street ermordet, die Waffen wurden gestohlen und nach Amerika transportiert, ganz offensichtlich von Lyman Breeland unter der bereitwilligen Mithilfe von Miss Merrit Alberton, deren Uhr am Schauplatz der Morde gefunden wurde. Die Verteidigung versuchte nicht einmal, einen dieser Umstände zu leugnen. Weil sie es nicht kann! Meine Herren, Mr. Breeland ist offensichtlich schuldig. Und Miss Alberton verlor durch ihre verzehrende Leidenschaft für ihn regelrecht den Boden unter den Füßen und ist nicht einmal jetzt bereit, sich davon zu distanzieren. Aber Mord ist eine Tat, der Mr. Breeland sich nicht straflos entziehen kann. Das werden wir ihm beweisen!« Mit diesen Worten wandte er sich mit einer einladenden Handbewegung an Rathbone.
    »Aber bitte, führen Sie uns Ihre Bemühungen vor Augen, um uns vom Gegenteil zu überzeugen, wenn das Gericht morgen wieder zusammentritt.«

11
    Im Zeugenstand war Monk wütend gewesen, aber als sich das Gericht auf den folgenden Tag vertagt hatte und die Hitze des Wortwechsels verflogen war, änderten sich seine Gefühle. Hester hatte Judith Alberton begleitet. Casbolt hatte sich ihnen zunächst angeschlossen, aber vielleicht hatte ihn ein Gefühl der Schicklichkeit davon abgehalten, sie zum Hause der Albertons zu begleiten.
    Ein anderer, weit hässlicherer Gedanke drängte sich Monk ungebeten auf – dass er nämlich vermutete, Alberton selbst könnte in den Verkauf der zusätzlichen fünfhundert Gewehre an die Piraten verwickelt gewesen und von ihnen betrogen worden sein. Monk hätte es nicht ertragen, Judith dies zu sagen. Er wollte nicht gezwungen sein, zu lügen, auch wusste er nicht genügend, um ihr zweifelsfrei etwas mitteilen zu können. Vielleicht hatte Alberton ja die Absicht gehabt, es ihr für immer zu verheimlichen.
    Wie weit versucht man Menschen zu beschützen, die man liebt? Was ist Schutz, was ist Unterdrückung und was die Verweigerung des Rechtes, eine eigene Entscheidung zu treffen? Solchen Schutz hätte er selbst zutiefst verabscheut. Er hätte es als Erniedrigung angesehen, die ihn zu weniger als einem Gleichgestellten gemacht hätte.
    Die Sonne über der Stadt wurde bereits schwächer, aber die Luft war immer noch heiß. Das schräg fallende Licht war dunstig, und der Staub wirbelte in Wolken von den Pflastersteinen hoch.
    Monk hatte vom Zeugenstand aus Breeland beobachtet und sich gefragt, welche Emotionen sich unter der kalten Oberfläche verbergen mochten. Er war nie fähig gewesen, in seinem Gesicht zu lesen, außer vielleicht auf dem Schlachtfeld bei Manassas. Dort waren ihm seine Leidenschaft, seine Hingabe und seine Desillusionierung offen ins Gesicht geschrieben gewesen. Aber Breeland war ein Man, der sich total in sich selbst zurückzog. Er schien sich ständig getrieben zu fühlen, von seinem Ideal zu sprechen, Amerika von der Sklaverei zu befreien, aber welche persönlichen und menschlichen Gefühle er auch immer verspüren mochte, er war nicht fähig, diese zu zeigen. Es war fast so, als ob das ganze Feuer seiner Leidenschaften in seinem Kopf brennen würde, nicht jedoch in seinem Herzen.
    War dies eine Flucht vor wirklichen Gefühlen, eine Art Gewähr, dass das Objekt seiner Liebe niemals etwas von ihm erbeten würde, das er nicht beherrschen oder lenken und vor dem er sich nicht schützen konnte?
    Aber Liebe war anders. Sie erlaubte keine Wahl zwischen Geben

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