In den Fängen der Macht
Büchern nachsehen, wenn Sie möchten.«
»Ja, bitte.«
Der Mann steckte sich den Bleistift hinters Ohr und ging, um nachzusehen. Kurz darauf kehrte mit einem Aktenordner zurück. »Hier«, sagte er und legte ihn auf den Tisch. Mit einem verschmierten Finger deutete er auf ein Blatt, und Monk las. Nun war es ziemlich klar, dass Shearer am Tag vor Albertons Tod bis zum späten Nachmittag bei Bratby & Allan gewesen war, um die Verkaufsbedingungen von Bauholz und die Möglichkeiten, es nach Süden in die Stadt Bath zu transportieren, zu verhandeln.
»Um welche Zeit ging er hier fort?«, fragte Monk.
Der Angestellte dachte einen Moment lang nach. »Es war halb sechs Uhr, wenn ich mich recht erinnere. Ich vermute, Sie möchten jetzt wissen, wohin er anschließend gegangen ist?«
»Wenn Sie es mir sagen können?«
»Das kann ich nicht, aber ich könnte Ihnen einen Tipp geben.«
»Dafür wäre ich dankbar.«
»Nun, er ist sicher zu einem Fuhrunternehmen gegangen, das hier in der Nähe ist. Klingt doch vernünftig, oder nicht?« Der Mann freute sich über seine Kombinationsfähigkeit.
Monk bleckte seine Zähne. »In der Tat.«
»Und da gibt es nicht viele, die bis Bath fahren«, fuhr der Mann fort. »Ich würde Cummins and Brothers versuchen, die sind nur ein Stück weiter die Straße hinunter.« Er deutete nach links. »Dann gibt es in der anderen Richtung noch B. and J. Horner’s. Das größte ist natürlich Patterson, das heißt aber nicht, dass sie die Besten sind und Shearer sie am liebsten mag. Er duldet keine Mätzchen, nein, der nicht. Ist ein harter Mann, aber fair… mehr oder weniger.«
»Was ist also das beste Unternehmen?«, fragte Monk geduldig.
»Cummins and Brothers«, erwiderte der Mann, ohne zu zögern. »Teuer, aber verlässlich. Sie sollten nach Mr. George fragen, er ist der Boss, und Mr. Shearer spricht immer nur mit dem Chef. Wie gesagt, harter Knabe, aber cleverer Geschäftsmann.«
Monk dankte ihm und ließ sich den Weg zu den Geschäftsräumen von Cummins Brothers genau beschreiben. Dort angekommen fragte er nach George Cummins und musste eine halbe Stunde warten, bis er in ein kleines, äußerst komfortables Büro gebeten wurde. George Cummins saß hinter seinem Schreibtisch, das Licht schien durch sein dünnes weißes Haar, und sein Gesicht war von freundlichen Runzeln durchzogen.
Monk stellte sich ohne Umschweife vor und erklärte ihm aufrichtig, weshalb er ihn aufsuchte.
»Shearer?«, sagte Cummins überrascht. »Verschwunden, sagten Sie? Kann nicht behaupten, dass ich das erwartet hätte. Er schien in bester Stimmung zu sein, als er das letzte Mal hier war. Erwartete sich einen schönen Profit von einer tollen Sache. Hatte irgendetwas mit Amerika zu tun, glaube ich.«
Monk spürte, wie sein Interesse aufflackerte. Er versuchte, sich zu beherrschen, um sich vor allzu großen Hoffnungen zu schützen und sich davor zu bewahren, die Umstände in eine Richtung zu drängen, die ihm gelegen gekommen wäre.
»Hat er sich näher dazu geäußert?«
Cummins Augen wurden schmaler. »Warum? Welchen Geschäften gehen Sie eigentlich nach, Mr. Monk? Und warum wollen Sie wissen, wo Shearer ist? Ich betrachte ihn als Freund, schon seit Jahren. Ich spreche nicht mit irgendjemand über ihn, bis ich weiß, warum.«
Monk konnte ihm die Wahrheit nicht sagen, das hätte womöglich Beweise, die Cummins liefern konnte, zerstört. Er musste dennoch aufrichtig sein, gleichzeitig aber ausweichend antworten, etwas, das er bestens gelernt hatte.
»Das Geschäft mit dem Amerikaner ist schlecht gelaufen, wie Sie vielleicht wissen«, erwiderte er ernsthaft. »Seither scheint niemand mehr Shearer gesehen zu haben. Ich bin ein privater Ermittler und stehe in Mrs. Albertons Diensten, die sich Sorgen macht, dass auch Mr. Shearer etwas zugestoßen sein könnte. Er war viele Jahre lang ein treuer Mitarbeiter ihres verstorbenen Gatten. Sie fühlt sich verantwortlich, sicherzustellen, ob er am Leben und bei guter Gesundheit ist und keiner Hilfe bedarf. Und natürlich wird er auch sehr vermisst, gerade jetzt.«
»Verstehe«, nickte Cummins. »Ja, natürlich.« Er runzelte die Stirn. »Offen gesagt verstehe ich es selbst nicht, dass er sich nicht blicken lässt. Ich gestehe, Mr. Monk, dass ich mir jetzt auch Sorgen mache. Als ich ihn weder sah noch von ihm hörte, nahm ich an, er sei in irgendeiner Handelsangelegenheit auf Reisen. Gelegentlich reist er auf den Kontinent.«
»Wann sahen Sie ihn zum letzten Mal?«,
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