Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In den Fängen der Macht

In den Fängen der Macht

Titel: In den Fängen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
Vom Netzwerk:
erzählte es mir. Ich frage mich, ob es der Wahrheit entspricht.«
    »Oh, ja. Er war großzügig, wirklich.« Er rutschte ein wenig in seinem roten Sessel herum. »Ich habe nie gefragt, warum. Aber er zahlte noch, als Gilmer schon bei mir war, hörte erst auf, als er gestorben war.«
    Abrupt wurde Monk bewusst, was der Mann gesagt hatte.
    »Fuhr er denn fort, Schulden zu machen?«
    »Medikamente, Sie verstehen – der arme Kerl. Das konnte ich mir nicht leisten.«
    »Wer war der Mann?«
    »Sie sagten doch, Sie wüssten es.«
    »Ich weiß es. Aber wissen Sie es?«
    Das hässliche Gesicht des Mannes leuchtete plötzlich mit bitterem Vergnügen. »Erpressung, stimmt’s? Nein, ich weiß es nicht. Gilmer erzählte es mir nicht, und ich fragte nicht danach.«
    »Wer wusste davon?«
    »Ach, Gott und Teufel. Woher soll ich das wissen? Nehme nicht an, dass es schwierig wäre, das herauszufinden, wenn Sie sich bemühen. Ich hatte nie das Bedürfnis.«
    Monk blieb noch eine Weile, dann dankte er dem Mann und verabschiedete sich, wobei er es auf dem Weg nach draußen vermied, einen Blick nach links oder rechts zu werfen. Er hatte bei dem Mann Mitgefühl entdeckt, und er wollte von seinem Gewerbe nichts wissen.
    Der Mann hatte vollkommen Recht gehabt mit der Behauptung, dass es nicht schwer sein dürfte, die Zahlungen zurückzuverfolgen, jetzt, da Monk wusste, dass sie regelmäßig geleistet wurden. Er brauchte den Rest des Tages dazu und benötigte keinerlei Fähigkeiten, außer landläufigem Bankwissen und gesundem Menschenverstand.
    Jeder andere Mensch hätte dasselbe erreichen können. Überdies schrieb er Sergeant Walters eine kurze Depesche, dass der Name des Mannes, den er suchte, Garson Dalgetty sei.
    Als er Clerkenwell verließ, fragte er sich, warum Alberton nicht hatte verlauten lassen, dass er Gilmer monatlich eine Vergütung von fünf Guineen gewährt hatte. Dies war ein enormer Betrag. Er hatte ihm besseres Essen, genügend Sherry und Laudanum erlaubt, um das schlimmste Elend zu erleichtern, mehr aber auch nicht. Es war ein Akt der Barmherzigkeit, nichts, weswegen man sich hätte schämen müssen, eher im Gegenteil. Aber war es auch so, wie es schien?
    Er hielt sich nicht damit auf, etwaige Geldgeschenke Casbolts zurückzuverfolgen. Albertons Zuwendungen genügten seinen Zwecken. Wenn es ihm gelang, in der Richtung einen Erpresser ausfindig zu machen, konnte er sich immer noch mit Casbolt beschäftigen.
    Als Nächstes nahm er sich vor, die Spur der Waffenhändler aufzunehmen, durch die Alberton die Zahlungen leisten sollte. Doch zunächst wollte er Alberton Bericht erstatten, wie er es versprochen hatte.
    Der Abend verlief bei weitem nicht so, wie Monk es geplant hatte. Er kam an dem Haus am Tavistock Square an und wurde umgehend empfangen. Alberton wirkte besorgt und müde, als ob seine eigenen Verhandlungen nicht einfach gewesen wären.
    »Ich danke Ihnen für Ihr Kommen, Mr. Monk«, sagte er mit einem kurzen Lächeln und bat ihn in die Bibliothek.
    »Nehmen Sie Platz. Möchten Sie ein Glas Whisky oder lieber etwas anderes?« Er deutete auf den aus Silber und Kristall bestehenden Flaschenhalter auf dem Beistelltisch.
    Monk wurde selten als gesellschaftlich Gleichwertiger behandelt, nicht einmal in höchst delikaten Fällen. Er hatte entdeckt, je peinlicher berührt die Menschen durch ihre Notlage waren, desto weniger waren sie geneigt, vor denen, deren Hilfe sie in Anspruch nahmen, die Förmlichkeit abzulegen. Alberton war eine angenehme Ausnahme. Trotzdem lehnte Monk ab, da er nicht nur einen klaren Kopf behalten, sondern auch so eingeschätzt werden wollte.
    Auch Alberton nahm keine Erfrischung. Es schien, als ob das Angebot aus purer Gastfreundschaft gemacht worden sei, nicht als Vorwand, das eigene Bedürfnis zu entschuldigen.
    Monk begann, ihm kurz zu berichten, was er über Gilmers Leben und Tod in Erfahrung gebracht hatte. Er beschrieb soeben seinen Besuch bei Fitz-Alan, als der Butler an die Tür klopfte.
    »Verzeihen Sie die Störung, Sir«, entschuldigte er sich, »aber Mr. Breeland ist erneut eingetroffen, und er besteht nachdrücklich darauf, empfangen zu werden. Soll ich ihn bitten zu warten, Sir, oder… oder soll ich einen der Lakaien bitten, ihn vor die Tür zu weisen? Ich fürchte jedoch, es könnte höchst unerfreulich werden, und eingedenk der Tatsache, dass er Gast dieses Hauses war…?«
    Alberton sah Monk an. »Es tut mir Leid«, sagte er ausdruckslos. »Dies ist eine sehr unangenehme

Weitere Kostenlose Bücher