Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In den Fängen der Macht

In den Fängen der Macht

Titel: In den Fängen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
Vom Netzwerk:
dämmrigen Straßen ratterten.
    Monk wünschte, er hätte ihm irgendwie helfen können, aber er wusste, dass Casbolt Recht hatte. Da er törichte Worte missbilligte, schwieg er.
    Plötzlich bremste der Kutscher. Casbolt warf einen Blick nach draußen, um zu sehen, ob sie sich an einer Kreuzung befanden, doch offensichtlich erkannte er, wo sie sich befanden, und sprang hinaus.
    Monk folgte ihm über das Straßenpflaster zu einer Tür, die Casbolt mit einem Ruck aufstieß und eintrat. Die Tür war lediglich der Eingang eines Gebäudes, in dem sich mehrere Wohnungen befanden. Der Nachtportier saß behaglich dösend auf einem Stuhl im Korridor.
    »Führen Sie uns zu Breelands Räumlichkeiten!«, rief Casbolt laut, als der Mann aus dem Halbschlaf hochfuhr.
    »Ja, Sir.« Er rappelte sich auf die Füße, schnappte sich seine Kappe und setzte sie sich schief auf den Kopf. »Aber Mr. Breeland ist nicht da. Er ist fort, Sir.«
    »Fort?«, ächzte Casbolt verblüfft. »Aber letzte Nacht war er doch noch hier. Was meinen Sie mit fort? Wohin ging er? Wann kommt er zurück?«
    »Der kommt nicht zurück«, sagte der Portier kopfschüttelnd.
    »Er ist ausgezogen. Er hat bezahlt und seine Taschen mitgenommen. Hat eigentlich nur eine gehabt.«
    »Wann?«, fuhr Casbolt ihn an. »Um welche Zeit verließ er das Haus? War er allein?«
    Der Portier kniff die Augen zusammen. »Weiß ich nicht, Sir. Ungefähr um halb zwölf, oder so. War aber gewiss vor Mitternacht.«
    »War er allein?«, insistierte Casbolt. Sein ganzer Körper bebte, und sein Gesicht war weiß, auf den Brauen sammelten sich kleine Schweißperlen.
    »Nein, Sir.« Es war deutlich, dass der Portier es jetzt mit der Angst zu tun bekam. »’ne junge Dame war bei ihm. Sehr hübsch. Blondes Haar, soviel ich gesehen hab. Auch sie hat eine Tasche bei sich gehabt.« Er schluckte. »Sind sie etwa ausgerissen?« Er verschluckte sich an seinem Atem und hustete krampfhaft.
    »Möglicherweise«, erwiderte Casbolt, in dessen Stimme die nackte Pein lag.
    Der Portier bekam den Hustenanfall unter Kontrolle.
    »Sind Sie etwa ihr Vater? Ich hab’s nicht gewusst, ich schwör’s vor Gott!«
    »Ihr Pate«, entgegnete Casbolt. »Aber vielleicht war ihr Vater auch hier, um sie zu suchen. War noch jemand da?«
    Der Portier verzog das Gesicht. »Da ist ’ne Depesche für Mr. Breeland gekommen, aber die hat ’n ganz normaler Botenjunge gebracht. Hat sie Mr. Breeland hinaufgetragen, persönlich, dann ist er wieder gegangen. Und danach kam noch mal wer, aber von dem hab ich nur ’n Rücken gesehen, wie er rauf ist.«
    »Um welche Uhrzeit kam die Depesche?«, fragte Casbolt mit wachsender Verzweiflung.
    »Kurz bevor er fort ist.« Nun war der Portier vollends erschrocken. »Ich hab bei Mr. Breeland geklopft, und er hat die Tür aufgemacht. Der Bote hat ihm die Nachricht übergeben. Hat mir nicht getraut, dass ich es wirklich tun würde. Ist mir vorgekommen, als ob er dafür bezahlt worden ist, dass er sie auch wirklich persönlich übergibt. Ich wollt’s ihm ja abnehmen, aber das hat er nicht zugelassen.«
    »Etwa um halb zwölf?«, unterbrach Monk.
    »Hm, vielleicht ein bisschen später. Auf jeden Fall ist Mr. Breeland ein paar Minuten später mit seinen Sachen in der Tasche herausgekommen, die junge Lady hinter ihm. Er hat bezahlt, was er schuldig war, damit ich es dem Hauswirt gebe, und weg war er. Und sie mit ihm.«
    »Können wir seine Räume sehen?«, fragte Casbolt.
    »Vielleicht werden wir dadurch schlauer, auch wenn ich wenig Hoffnung habe.«
    »Natürlich, wenn Sie wollen.« Der Portier war mehr als willfährig und ging ihnen voraus.
    »Haben Sie eine Ahnung, was in der Nachricht stand?«, fragte Monk, mit ihm Schritt haltend. »Irgendeine Ahnung? Wie sah er aus, als er sie las? Erfreut, überrascht, ärgerlich, besorgt?«
    »Erfreut!«, gab der Mann spontan zurück. »Oh, er war richtig froh! Sein Gesicht hat plötzlich richtig gestrahlt, und er hat dem Boten gedankt und ihm einen Sixpence geschenkt!« Es war offensichtlich, dass diese übertriebene Großzügigkeit für den Portier Bände sprach über Breelands Zufriedenheit. »Und er war schrecklich in Eile, fortzukommen.«
    »Gab er Ihnen irgendeinen Hinweis darauf, welches Ziel er hatte?«, drang Casbolt in ihn, derartig nervös, dass er von einem Bein auf das andere trat, unfähig, still zu stehen.
    »Nein. Hat nur gesagt, dass es ihm pressiert, dass er in Eile ist, und das hat man gesehen. Dauerte keine zehn Minuten, dann war er

Weitere Kostenlose Bücher