In den Fängen der Macht
dann allein dem Gericht stellen muss. Sie kann dann ganz England mitteilen, welche noblen Herren die Soldaten der Union sind… sie schießen unbewaffnete Engländer in den Hinterkopf und überlassen es anschließend ihren Töchtern, die Schande auf sich zu nehmen.«
»Das ist eine Lüge!« Jetzt machte Breeland einen hastigen Sprung nach vorn, sein Gesicht war rot vor Zorn.
Trace zielte immer noch mit der Waffe auf ihn. »Dann kommen Sie mit und beweisen Sie es. Mir macht es nichts aus, wenn Sie bezweifeln, dass ich Sie erschießen würde.« Den Rest musste er nicht mehr hinzufügen, es stand ihm ins Gesicht geschrieben, und selbst Breeland, trotz seiner Wut und Bestürzung, hätte ihn nicht missverstehen können. Er trat einen Schritt zurück, drehte sich um und warf einen Blick auf den Bach und die Straße nach Washington. »Sie werden keinen Erfolg haben«, sagte er mit einem schwachen Lächeln, das fast sofort wieder verschwunden war.
»Niemand wird es in dieser Richtung versuchen«, sagte Trace, dessen Verachtung scharf wie ein Peitschenhieb klang. »Ihre braven Bürger der Union haben sich massenweise zu einem Sonntagnachmittagsausflug zusammengerottet, um die Schlacht zu beobachten, und blockieren nun die Straße. Wir werden uns nach Süden durch die Linien der Konföderierten bis Richmond schlagen, dann weiter nach Charleston. Dort wird Ihnen niemand zu Hilfe eilen. Tatsache ist, wenn dort jemand hört, was Sie getan haben, werden Sie sich glücklich schätzen können, wenn Sie es bis zur Küste schaffen. Wenn Sie jedoch der Auffassung sind, einem britischen Gericht Ihre Unschuld beweisen zu können, täten Sie gut daran, anstandslos mitzukommen und niemandem etwas zu sagen. Nordstaatler erfreuen sich in der Konföderation im Moment keiner großen Beliebtheit.«
Breeland warf einen letzten, schmerzlichen Blick auf seine Männer, deren Fluchtweg von Staubwolken markiert wurde, dann brach sein Widerstand in sich zusammen. Er holte tief Luft und folgte Monk. Hester und Merrit gingen nebeneinander her, ein paar Schritte von ihm entfernt, als ob sie sich gegenseitig stützen wollten. Trace folgte am Schluss und hielt immer noch die Waffe in der Hand.
6
Sie brauchten den Abend und den ganzen folgenden Tag, um Richmond zu erreichen. Sie reisten mit der Eisenbahn und baten manchmal darum, inmitten von Verwundeten, die von der Schlacht nach Hause zurückkehrten, auf Wagen mitfahren zu dürfen. Anders als die Truppen der Union waren die Südstaatler nach dem Sieg in Hochstimmung, und meist wurde der Sieg als das Ende des Krieges betrachtet. Vielleicht würden die Nordstaatler sie nun in Frieden lassen und ihnen zugestehen, als eigenständiger Staat zu leben. Hester bemerkte die Verwirrung darüber, warum es überhaupt zu Kampfeshandlungen hatte kommen müssen. Manche Männer machten sich darüber lustig, was Hester als eine Art Erleichterung wertete, dass sie zu dieser endgültigen Maßnahme gezwungen worden waren und man ihnen keine Feigheit vorwerfen konnte.
Breelands geprellte und ausgerenkte Schulter war eingerichtet worden, und der Arm lag nun in einer Schlinge. Es musste schmerzhaft gewesen sein, aber es war keine Verletzung, die weitere Behandlung erforderlich gemacht hätte. Seine anderen Verletzungen waren geringfügig. Der größte Teil des Blutes an seiner Kleidung stammte von anderen Menschen, als er versucht hatte, Verletzten zu helfen. Monk hatte ihm ein frisches Jackett organisiert, nicht wegen der Reinheit, sondern um seine Loyalität der Union gegenüber nicht zu verraten. Wie sie alle, war auch er erschöpft, aber vielleicht war er verzweifelter als die anderen.
Mehrmals warf Hester ihm von der Seite her Blicke zu, während sie in Richtung Süden reisten. Die Sonne hob die feinen Linien in seiner Haut hervor, in die sich der Schmutz eingegraben hatte und die von der Müdigkeit noch tiefer geworden waren. Seine Hände umklammerten seine Beine, überraschend große und starke Hände. Sie sah seinen Zorn, aber keine Furcht. Seine Gedanken waren weit fort. Innerlich kämpfte er mit etwas, woran er den Rest der kleinen Reisegesellschaft nicht teilhaben ließ.
Hester beobachtete Merrit, die sich kaum der reizvollen Landschaft bewusst war, durch die sie fuhren, der großen Bäume, die schwere Schatten warfen, und der kleinen ländlichen Gemeinden. Sie sahen nur wenige Männer, die auf den Feldern arbeiteten, aber diejenigen, die sie sahen, waren Weiße. Merrit konnte nur an Breeland denken. Sie
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