In den Fängen der Macht
profitieren von unserer eigenen Hände Arbeit!«
»Mit unserer Baumwolle«, fuhr Trace mit leiser Stimme fort.
»Mehr als die Hälfte unseres Exports besteht aus Baumwolle. Wussten Sie das? Baumwolle, die im Süden gewachsen ist… von Zucker, Reis und Tabak gar nicht zu reden. Wer, glauben Sie, pflanzt, pflegt und erntet den Tabak für Ihre Zigarren, Breeland?«
Breeland sog scharf den Atem ein, als ob er zu sprechen beabsichtigte, doch dann stieß er ihn wieder aus.
Trace wandte sich ab und ließ den Blick über die liebliche und sanfte Landschaft gleiten. Auf seinem Gesicht zeichnete sich Kummer und Schuld ab, eine Liebe für etwas, was ebenso schön wie schrecklich war und was er zu verlieren fürchtete. Vielleicht fürchtete er auch, es für sich selbst zu verlieren.
Zuerst fuhren sie mit der Eisenbahn von Richmond durch Weldon und Goldboro zum Küstenhafen in Wilmington in Nord-Carolina. Von dort ging es wieder landeinwärts nach Florence und dann schließlich nach Charleston in Süd-Carolina, wo vor über drei Monaten der erste Schuss des Krieges abgefeuert worden war, mit dem der Angriff auf Fort Sumter begonnen hatte.
Monk und Hester blieben bei Merrit und Breeland, während sich Trace um die Arrangements der Schiffspassagen nach England kümmerte. Die Reise in den Süden war zermürbend und anstrengend gewesen. Breeland hatte weder einen Fluchtversuch unternommen, noch hatte Merrit versucht, ihm zu helfen, aber Hester und Monk waren sich beide bewusst, dass nur äußerste Wachsamkeit sicherstellen konnte, dass dies nicht doch noch geschah. Es war notwendig, dass sie sich mit dem Schlafen abwechselten und stets eine geladene Pistole griffbereit hatten.
Einmal warf Breeland Hester einen verächtlichen Blick zu, bis er ihr Gesicht eingehender betrachtete, dann wurde die Geringschätzung von dem Wissen verdrängt, dass sie dem Tod schon öfter begegnet war als er selbst. Er war sich nicht mehr sicher, dass sie nicht schießen würde… vielleicht nicht, um zu töten, aber sicher, um ihn kampfunfähig zu machen. Danach machte er keinen Versuch, sich ihrer Wachsamkeit zu entziehen.
In Charleston wurde viel von Mr. Lincolns Blockade gesprochen, die er über die gesamte Küstenlinie im Süden, von Virginia bis hinüber nach Texas, verhängt hatte. Man spekulierte, ob er damit Erfolg haben würde, und es wurde darüber geredet, von den Bahamas oder anderen neutralen Inseln Waffen zu beziehen.
Doch bereits am zweiten Tag kehrte Trace mit der Nachricht zurück, Passagen bekommen zu haben und dass sie mit der Flut am folgenden Tag auslaufen würden.
Die Reise zurück über den Atlantik dauerte nur dreizehn Tage, und sie schienen fast die ganze Zeit einen günstigen Wind zu haben. Es war ein Vergnügen, unter dem blauem Himmel in der Sonne über das Deck zu schlendern und dabei das lebhafte blaue Meer zu betrachten, das bis zum Horizont durch nichts unterbrochen wurde. Merrit war kaum als das Mädchen wiederzuerkennen, das sie vor der Schlacht und deren vernichtendem Ausgang gewesen war. Die Entschlossenheit und die Leidenschaft war noch in ihr, aber ihre Fröhlichkeit war zerstört. Die Wirklichkeit hatte mit ihren Träumen nichts zu tun. Wenn sie in Breeland einen Makel entdeckt haben sollte, dann war sie zu loyal, dies auch nur durch einen kurzen Augenkontakt zu verraten.
Als Breeland sich von seiner körperlichen Erschöpfung erholt hatte und sich die Schmerzen in seiner Schulter beträchtlich gebessert hatten, verlangte er, mit Monk zu sprechen. Die Kabinen hatten sie so ausgewählt, dass Trace Breeland im Auge behalten konnte. Größere Wachsamkeit war nicht vonnöten, da eine Flucht ohnehin unmöglich war. Breeland weigerte sich, etwas zu sagen, bevor er nicht mit Monk unter vier Augen gesprochen hatte.
Monk hätte sein Ansinnen abgelehnt, wenn nicht seine Neugier geweckt geworden wäre und ihn, entgegen seinem Willen, Breelands Eindringlichkeit gerührt hätte, als ob das, was dieser ihm mitzuteilen wünschte, nicht nur die erwartete Rechtfertigung seiner Taten oder gar das Angebot irgendeines Handels im Austausch für seine Freiheit sein würde.
Sie standen auf dem Deck, ein wenig abseits von den anderen Passagieren, von denen es weit weniger gab als auf der Hinreise. Es gab keine heimkehrenden Emigranten, niemanden, der aus der Neuen Welt in die Alte zurückkehren wollte, in der Hoffnung auf bessere Chancen oder größere Freiheiten. Es schien, als ob niemand den Wunsch hegte, zurückzufahren oder
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