In den Fängen der Macht
beide zu Boden. Letztlich fiel aber nur Merrit auf die Knie.
»Stehen Sie auf!«, sagte Trace voller Bitterkeit. »Ihm wird nichts geschehen.« Er zeigte auf den Mann, der auf der Erde lag, dann machte er eine Handbewegung in Hesters Richtung. »Sie wird die Blutung stillen, dann kommen Sie mit uns.«
»Trace?« Breeland schien verblüfft zu sein, ihn zu sehen. Er hatte noch keinen Blick auf Merrit geworfen.
Trace’ Stimme klang scharf, er war kurz davor, die Kontrolle zu verlieren. Sein Gesicht war von Staub und Blut verschmiert, und Schweiß rann über seine Wangen.
»Dachten Sie etwa, wir würden Sie einfach laufen lassen?«, herrschte er ihn an. »Nach all dem… dachten Sie etwa, einer von uns würde Sie so davonkommen lassen?« Die Pistole in seiner Hand bebte. Einen schrecklichen Moment lang befürchtete Monk, Trace würde Breeland hier und jetzt erschießen.
Breeland war völlig verdutzt. Erst starrte er die Waffe in Trace’ Händen an, dann sah er in dessen Gesicht.
»Wovon sprechen Sie eigentlich?«, fragte er.
Merrit wirbelte zu Hester herum, aus jeder Faser ihres Körpers sprachen Trotz und das Bedürfnis nach Rechtfertigung.
Monk hielt seine Waffe auf Breeland gerichtet. »Stehen Sie auf«, befahl er. »Überlassen Sie es Hester, sich um den Soldaten zu kümmern. Sofort!«
Langsam gehorchte Breeland und stützte vorsichtig seinen verletzten Arm. Er griff nicht nach einer Waffe. Immer noch schien er völlig konsterniert zu sein. Monk war nicht sicher, ob es ihre Fragen gewesen waren, oder, was wahrscheinlicher war, ob für ihn das Unfassbare eingetreten war: Dass nämlich die Union die Schlacht verloren hatte und, was schlimmer war, weit schlimmer sogar, dass ihre Soldaten in Panik geraten waren und die Flucht ergriffen hatten. Dies lag nicht im Bereich dessen, was er sich je hätte vorstellen können. Männer, die für die große Sache eintraten, konnten etwas Derartiges nicht tun.
»Wir fanden Daniel Albertons Leiche und die seiner Wächter«, stieß Monk zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, während er sich an den Anblick der Toten erinnerte, der jedoch jetzt, inmitten des Gemetzels um ihn herum, fast trivial wirkte. Dennoch gab es einen moralischen Unterschied zwischen Mord und Krieg, auch wenn es keine physischen Unterschiede gab.
Breeland sah sie stirnrunzelnd an und blickte nun zum ersten Mal auch Merrit an. Zu seiner Verwirrung schien noch ein Anflug von Scham zu kommen.
»Papa wurde ermordet«, stieß sie hervor und musste die Worte regelrecht aus dem Mund zwingen. Doch ihre Emotionen waren aufgezehrt, weinen konnte sie nicht mehr. »Sie sind der Meinung, dass du es warst, weil sie deine Uhr im Hof des Lagerhauses fanden. Ich sagte ihnen, du seiest es nicht gewesen, doch sie glauben mir nicht.«
Breeland war fassungslos. Er sah sie der Reihe nach an, als erwartete er, dass wenigstens einer Merrits Worte abstreiten würde. Niemand sprach, nicht ein Auge zuckte.
»Und deswegen kamen Sie hierher?« Seine Stimme war brüchig. »Sie sind den ganzen langen Weg über den Atlantik…?« Er hob seinen gesunden Arm. »Hierher! Weil Sie denken, ich hätte Alberton ermordet?«
»Was haben Sie erwartet, dass wir tun würden?«, fragte Trace bitter. »Dass wir es als Kriegsopfer abtun und vergessen?« Er rieb sich mit dem Handrücken über das Gesicht und wischte den Schweiß aus seinen Augen. »Drei Männer sind tot, von den sechstausend gestohlenen Waffen will ich gar nicht sprechen. Ihre ach so wertvolle Union mag für Sie Rechtfertigung genug sein für diese Tat … für uns ist sie das nicht.«
Breeland schüttelte den Kopf. »Ich habe Alberton nicht umgebracht! Ich kaufte die Waffen rechtmäßig und bezahlte dafür.«
Unerklärlicherweise war es nicht diese Lüge, die Monk zur Weißglut trieb; es war die Tatsache, dass Breeland Merrit noch nicht ein Mal berührt hatte oder ihr gegenüber auf irgendeine andere Art und Weise sein Mitgefühl zum Ausdruck gebracht hatte. Ihr Vater war tot, und er war lediglich davon betroffen, dass man ihn dafür verantwortlich hielt.
»Wir kehren nach England zurück«, konstatierte Monk.
»Sie kommen mit uns und stellen sich der Anklage.«
»Das kann ich nicht! Ich werde hier gebraucht!«, erwiderte Breeland zornig.
»Sie können mit uns nach England zurückkehren, um sich dort vor Gericht zu verantworten, oder ich kann Sie hier und jetzt exekutieren«, sagte Trace mit fast tonloser Stimme. »Dann werden wir eben Merrit mitnehmen, die sich
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