In den Fesseln der Liebe: Roman (German Edition)
entlang.
Sie blieb im Schatten eines überhängenden Baumes stehen. Ihr erster Impuls war es, den Weg zurückzugehen, den die Kutsche gefahren war, um Bletchley zu suchen und ihm zu folgen. Doch sie war hier in London, nicht in Newmarket, und es war wohl kaum klug, trotz der Kleidung, die sie im Augenblick trug, durch die dunklen Straßen zu laufen.
Sie akzeptierte diese Tatsache und machte sich auf den Weg zur Albemarle Street.
20
Glücklicherweise war es nicht weit bis zur Albemarle Street. Sie fand das schmale Haus sofort – Horatia hatte es ihr gezeigt, als sie daran vorbeigefahren waren. Demon lebte allein, Gillies war sein einziger Angestellter, und dafür war Flick sehr dankbar. Wenigstens würde sie keinem Fremden eine Erklärung abgeben müssen.
Sie schlich durch die Schatten zur Haustür, griff nach dem Messingklopfer, um leise anzuklopfen, doch die Tür stand einen Spaltbreit offen. Sie holte tief Luft und starrte auf die offene Tür. Dann drückte sie vorsichtig dagegen, und die Tür öffnete sich weit genug, damit sie ins Haus schlüpfen konnte.
Sie sah sich in dem schwachen Licht um, dann schloss sie die Tür hinter sich. Sie stand in einem schmalen Flur, und direkt vor ihr führte die Treppe nach oben. Die Wand an der rechten Seite war die Wand zum Nachbarhaus, an der linken Seite befand sich eine geschlossene Tür, wahrscheinlich zum Wohnzimmer. Ein schmaler Flur zog sich an der Treppe vorbei in den hinteren Teil des Hauses.
Demon war vielleicht gar nicht zu Hause – unter der Tür des Wohnzimmers konnte sie keinen Lichtschimmer entdecken. Flick schaute nach oben und entdeckte ein schwaches Licht auf dem Treppenabsatz im ersten Stock. Das Zimmer oben war wahrscheinlich sein Schlafzimmer.
Sie biss sich auf die Unterlippe und betrachtete die schmale Treppe.
Plötzlich hörte sie ein Geräusch, das Kratzen von Stuhlbeinen auf den Holzdielen.
Und dann war ganz deutlich eine schnurrende weibliche Stimme mit einem starken Akzent zu hören. »Harrrrry, mein wilder Dämon …«
Flick lief die Treppe hinauf, ehe es ihr überhaupt bewusst wurde.
Von oben kam ein lautes Fluchen. »Was, zum Teufel , tust du hier, Celeste?« Das war Demons Stimme.
»Also wirklich, ich bin gekommen, um dir Gesellschaft zu leisten, Harrry, es ist kalt heute Nacht. Ich bin gekommen, um dich warrrm zu halten.«
Ein weiterer Fluch, so heftig wie zuvor, beantwortete diese Worte. »Das ist doch lächerlich. Wie bist du überhaupt hier hereingekommen?«, fragte Demon.
»Das ist doch nicht interessant – Hauptsache ist, ich bin da . Du solltest mich wenigstens belohnen für meine Mühe.«
Flick stand im Schatten auf dem Treppenabsatz, direkt neben der Tür, und hörte einen tiefen, ärgerlichen männlichen Seufzer.
»Celeste, ich weiß, Englisch ist nicht deine Muttersprache, aber in den meisten Sprachen gibt es das Wort Nein. Ich habe es dir mindestens viermal erklärt! Es ist vorbei. Fini! «
Es klang so, als würde dieses Wort zwischen zusammengebissenen Zähnen hervorgepresst.
»Das meinst du doch nicht wirklich – wie kannst du nur?« Celestes Stimme schnurrte noch immer, doch jetzt lag ein schmollender Unterton darin. Das leise Rascheln von Seide drang an Flicks Ohren – sie presste ein Ohr an die Tür.
Ein heftiger Fluch ließ sie zusammenzucken.
» Verdammt ! Hör auf damit!«
Danach war ein kurzes Handgemenge zu hören. Ein verwirrendes Durcheinander von gemurmelten Flüchen mischte sich mit Celestes immer eindringlicheren, deutlichen Überredungskünsten, und Flick runzelte die Stirn …
Die Tür wurde aufgerissen.
»Gillies!«
Flick zuckte zusammen – und starrte mit weit aufgerissenen Augen in Demons Gesicht, sah, wie sich sein wütender Gesichtsausdruck zu vollkommener Verständnislosigkeit wandelte.
Demon stand in Hemdsärmeln auf der Schwelle seines Schlafzimmers, sein Gesicht war von Wut verzerrt, mit einer Hand hatte er das Handgelenk seiner früheren Geliebten gepackt und starrte in die weit aufgerissenen blauen Augen seiner unschuldigen zukünftigen Frau.
Einen Augenblick lang drehte sich alles in seinem Kopf.
Flick war Gott sei Dank genauso benommen wie er – sie starrte zu ihm auf und gab keinen Ton von sich.
Dann kam Gillies in den Flur geschlurft. »Ja, Sir?«
Demon sah nach unten. Hinter ihm zischte Celeste wütend und versuchte, ihre Hand aus seinem Griff zu lösen. Demon stand so in der Tür, dass Celeste Flick nicht sehen konnte, die in eine Ecke des schmalen
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